Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.höchst ergötzlich, und wir spähten nun sehnsüchtig nach dem Cap Frio, welchem wir schon sehr nahe waren. Der Horizont war aber wolkig und neblig, und die Sonne hatte keine Kraft den trüben Schleier zu zerreißen. Wir hofften auf den nächsten Morgen, da brach in der Nacht ein neuer Sturm aus, der bis 2 Uhr anhielt. Das Schiff wurde so weit als möglich in die offene See gesteuert, und wir waren am Ende noch glücklich, am Tage dieselbe Höhe und Breite wieder zu erreichen, die wir Abends zuvor gehabt hatten. Auch heute, den 14. September, gelang es der Sonne nur selten, das düstere Gewölke zu durchbrechen; dabei war es sehr kalt, der Thermometer stieg nur auf 14 Grade. Nachmittags waren wir endlich so glücklich, die Umrisse des Cap Frio (60 Meilen von Rio de Janeiro entfernt) zu erblicken, doch nur auf einige Stunden, denn ein abermaliger Sturm zwang uns wieder die hohe See zu suchen. Am 15. September war und blieb alles Land unsern Augen entrückt, und nur einige Möven, Wassertauben von Cap Frio, verriethen uns die Nähe desselben, und gewährten uns einige Zerstreuung. Sie schwammen dicht an der Seite des Schiffes und verschlangen begierig jedes Stückchen Fleisch oder Brot, das wir ihnen zuwarfen. Die Matrosen fischten mit Angeln nach ihnen, und waren wirklich so glücklich, welche zu fangen. Sie setzten sie auf das Deck, und da sah ich zu meinem Erstaunen, daß sie sich vom Boden gar nicht erheben konnten. Wenn wir sie berührten, schleppten sie sich nur höchst mühsam einige Schritte weiter, während sie sich von der Wasserfläche höchst ergötzlich, und wir spähten nun sehnsüchtig nach dem Cap Frio, welchem wir schon sehr nahe waren. Der Horizont war aber wolkig und neblig, und die Sonne hatte keine Kraft den trüben Schleier zu zerreißen. Wir hofften auf den nächsten Morgen, da brach in der Nacht ein neuer Sturm aus, der bis 2 Uhr anhielt. Das Schiff wurde so weit als möglich in die offene See gesteuert, und wir waren am Ende noch glücklich, am Tage dieselbe Höhe und Breite wieder zu erreichen, die wir Abends zuvor gehabt hatten. Auch heute, den 14. September, gelang es der Sonne nur selten, das düstere Gewölke zu durchbrechen; dabei war es sehr kalt, der Thermometer stieg nur auf 14 Grade. Nachmittags waren wir endlich so glücklich, die Umrisse des Cap Frio (60 Meilen von Rio de Janeiro entfernt) zu erblicken, doch nur auf einige Stunden, denn ein abermaliger Sturm zwang uns wieder die hohe See zu suchen. Am 15. September war und blieb alles Land unsern Augen entrückt, und nur einige Möven, Wassertauben von Cap Frio, verriethen uns die Nähe desselben, und gewährten uns einige Zerstreuung. Sie schwammen dicht an der Seite des Schiffes und verschlangen begierig jedes Stückchen Fleisch oder Brot, das wir ihnen zuwarfen. Die Matrosen fischten mit Angeln nach ihnen, und waren wirklich so glücklich, welche zu fangen. Sie setzten sie auf das Deck, und da sah ich zu meinem Erstaunen, daß sie sich vom Boden gar nicht erheben konnten. Wenn wir sie berührten, schleppten sie sich nur höchst mühsam einige Schritte weiter, während sie sich von der Wasserfläche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="24"/> höchst ergötzlich, und wir spähten nun sehnsüchtig nach dem <hi rendition="#g">Cap Frio</hi>, welchem wir schon sehr nahe waren. Der Horizont war aber wolkig und neblig, und die Sonne hatte keine Kraft den trüben Schleier zu zerreißen. Wir hofften auf den nächsten Morgen, da brach in der Nacht ein neuer Sturm aus, der bis 2 Uhr anhielt. Das Schiff wurde so weit als möglich in die offene See gesteuert, und wir waren am Ende noch glücklich, am Tage dieselbe Höhe und Breite wieder zu erreichen, die wir Abends zuvor gehabt hatten.</p> <p> Auch heute, den 14. September, gelang es der Sonne nur selten, das düstere Gewölke zu durchbrechen; dabei war es sehr kalt, der Thermometer stieg nur auf 14 Grade. Nachmittags waren wir endlich so glücklich, die Umrisse des Cap Frio (60 Meilen von Rio de Janeiro entfernt) zu erblicken, doch nur auf einige Stunden, denn ein abermaliger Sturm zwang uns wieder die hohe See zu suchen.</p> <p> Am 15. September war und blieb alles Land unsern Augen entrückt, und nur einige Möven, Wassertauben von Cap Frio, verriethen uns die Nähe desselben, und gewährten uns einige Zerstreuung. Sie schwammen dicht an der Seite des Schiffes und verschlangen begierig jedes Stückchen Fleisch oder Brot, das wir ihnen zuwarfen. Die Matrosen fischten mit Angeln nach ihnen, und waren wirklich so glücklich, welche zu fangen. Sie setzten sie auf das Deck, und da sah ich zu meinem Erstaunen, daß sie sich vom Boden gar nicht erheben konnten. Wenn wir sie berührten, schleppten sie sich nur höchst mühsam einige Schritte weiter, während sie sich von der Wasserfläche </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0031]
höchst ergötzlich, und wir spähten nun sehnsüchtig nach dem Cap Frio, welchem wir schon sehr nahe waren. Der Horizont war aber wolkig und neblig, und die Sonne hatte keine Kraft den trüben Schleier zu zerreißen. Wir hofften auf den nächsten Morgen, da brach in der Nacht ein neuer Sturm aus, der bis 2 Uhr anhielt. Das Schiff wurde so weit als möglich in die offene See gesteuert, und wir waren am Ende noch glücklich, am Tage dieselbe Höhe und Breite wieder zu erreichen, die wir Abends zuvor gehabt hatten.
Auch heute, den 14. September, gelang es der Sonne nur selten, das düstere Gewölke zu durchbrechen; dabei war es sehr kalt, der Thermometer stieg nur auf 14 Grade. Nachmittags waren wir endlich so glücklich, die Umrisse des Cap Frio (60 Meilen von Rio de Janeiro entfernt) zu erblicken, doch nur auf einige Stunden, denn ein abermaliger Sturm zwang uns wieder die hohe See zu suchen.
Am 15. September war und blieb alles Land unsern Augen entrückt, und nur einige Möven, Wassertauben von Cap Frio, verriethen uns die Nähe desselben, und gewährten uns einige Zerstreuung. Sie schwammen dicht an der Seite des Schiffes und verschlangen begierig jedes Stückchen Fleisch oder Brot, das wir ihnen zuwarfen. Die Matrosen fischten mit Angeln nach ihnen, und waren wirklich so glücklich, welche zu fangen. Sie setzten sie auf das Deck, und da sah ich zu meinem Erstaunen, daß sie sich vom Boden gar nicht erheben konnten. Wenn wir sie berührten, schleppten sie sich nur höchst mühsam einige Schritte weiter, während sie sich von der Wasserfläche
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/31>, abgerufen am 03.07.2024. |