Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

waren. Wenn nämlich ein Indianer ein Verbrechen begeht, wird er nicht in Ketten gelegt, sondern verurtheilt, eine bestimmte Strecke am Wege zu bauen oder auszubessern, und dieß wird so genau zugehalten, daß gar keine Aufseher nöthig sind. Diese Art Strafe wurde unter König Pomare dem Ersten eingeführt und ist eine Erfindung der Indianer, -- die Europäer setzten dieß System nur fort.

Zu Punavia kehrten wir im Fort ein, stärkten uns nach Soldatenart mit Brot, Wein und Speck, und Abends 7 Uhr kamen wir glücklich nach Hause.

Außer Papara besuchte ich noch die Venusspitze, eine kleine Erdzunge, auf welcher Cook den Durchgang der Venus durch die Sonne beobachtete. Noch sieht man den Stein, auf welchem die Instrumente hiezu aufgestellt waren. Unterwegs kam ich an dem Grabe oder Murai des Königs Pomare des Ersten, vorüber. Es besteht aus einem kleinen, von Steinen ummauerten Platze, über welchem sich ein Palmdach wölbt. Einige halb vermoderte Reste von Stoffen und Kleidungsstücken lagen noch darinnen.

Einer der interessantesten Ausflüge war aber nach Fautaua und dem Diadem. Fautaua ist der Punkt, welchen die Indianer für uneinnehmbar hielten, und auf dem sie in dem letzten Kriege von den Franzosen dennoch vollkommen besiegt wurden. -- Herr Gouverneur Bruat war so freundlich, mir zu dieser Partie seine Pferde zu leihen und mir einen Unteroffizier mitzugeben, der jede Stellung der Franzosen und Indianer zu erklären wußte, da er selbst dabei gewesen war.

Länger als zwei Stunden führte uns der Weg zwischen schauerlichen Schluchten, durch dichte Wälder und reißende

waren. Wenn nämlich ein Indianer ein Verbrechen begeht, wird er nicht in Ketten gelegt, sondern verurtheilt, eine bestimmte Strecke am Wege zu bauen oder auszubessern, und dieß wird so genau zugehalten, daß gar keine Aufseher nöthig sind. Diese Art Strafe wurde unter König Pomare dem Ersten eingeführt und ist eine Erfindung der Indianer, — die Europäer setzten dieß System nur fort.

Zu Punavia kehrten wir im Fort ein, stärkten uns nach Soldatenart mit Brot, Wein und Speck, und Abends 7 Uhr kamen wir glücklich nach Hause.

Außer Papara besuchte ich noch die Venusspitze, eine kleine Erdzunge, auf welcher Cook den Durchgang der Venus durch die Sonne beobachtete. Noch sieht man den Stein, auf welchem die Instrumente hiezu aufgestellt waren. Unterwegs kam ich an dem Grabe oder Murai des Königs Pomare des Ersten, vorüber. Es besteht aus einem kleinen, von Steinen ummauerten Platze, über welchem sich ein Palmdach wölbt. Einige halb vermoderte Reste von Stoffen und Kleidungsstücken lagen noch darinnen.

Einer der interessantesten Ausflüge war aber nach Fautaua und dem Diadem. Fautaua ist der Punkt, welchen die Indianer für uneinnehmbar hielten, und auf dem sie in dem letzten Kriege von den Franzosen dennoch vollkommen besiegt wurden. — Herr Gouverneur Bruat war so freundlich, mir zu dieser Partie seine Pferde zu leihen und mir einen Unteroffizier mitzugeben, der jede Stellung der Franzosen und Indianer zu erklären wußte, da er selbst dabei gewesen war.

Länger als zwei Stunden führte uns der Weg zwischen schauerlichen Schluchten, durch dichte Wälder und reißende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="179"/>
waren. Wenn nämlich ein Indianer ein Verbrechen begeht, wird er nicht in Ketten gelegt, sondern verurtheilt, eine bestimmte Strecke am Wege zu bauen oder auszubessern, und dieß wird so genau zugehalten, daß gar keine Aufseher nöthig sind. Diese Art Strafe wurde unter König Pomare dem Ersten eingeführt und ist eine Erfindung der Indianer, &#x2014; die Europäer setzten dieß System nur fort.</p>
        <p>   Zu <hi rendition="#aq">Punavia</hi> kehrten wir im Fort ein, stärkten uns nach Soldatenart mit Brot, Wein und Speck, und Abends 7 Uhr kamen wir glücklich nach Hause.</p>
        <p>   Außer <hi rendition="#aq">Papara</hi> besuchte ich noch die <hi rendition="#g">Venusspitze</hi>, eine kleine Erdzunge, auf welcher Cook den Durchgang der Venus durch die Sonne beobachtete. Noch sieht man den Stein, auf welchem die Instrumente hiezu aufgestellt waren. Unterwegs kam ich an dem Grabe oder Murai des Königs Pomare des Ersten, vorüber. Es besteht aus einem kleinen, von Steinen ummauerten Platze, über welchem sich ein Palmdach wölbt. Einige halb vermoderte Reste von Stoffen und Kleidungsstücken lagen noch darinnen.</p>
        <p>   Einer der interessantesten Ausflüge war aber nach <hi rendition="#aq">Fautaua</hi> und dem Diadem. Fautaua ist der Punkt, welchen die Indianer für uneinnehmbar hielten, und auf dem sie in dem letzten Kriege von den Franzosen dennoch vollkommen besiegt wurden. &#x2014; Herr Gouverneur Bruat war so freundlich, mir zu dieser Partie seine Pferde zu leihen und mir einen Unteroffizier mitzugeben, der jede Stellung der Franzosen und Indianer zu erklären wußte, da er selbst dabei gewesen war.</p>
        <p>   Länger als zwei Stunden führte uns der Weg zwischen schauerlichen Schluchten, durch dichte Wälder und reißende
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0186] waren. Wenn nämlich ein Indianer ein Verbrechen begeht, wird er nicht in Ketten gelegt, sondern verurtheilt, eine bestimmte Strecke am Wege zu bauen oder auszubessern, und dieß wird so genau zugehalten, daß gar keine Aufseher nöthig sind. Diese Art Strafe wurde unter König Pomare dem Ersten eingeführt und ist eine Erfindung der Indianer, — die Europäer setzten dieß System nur fort. Zu Punavia kehrten wir im Fort ein, stärkten uns nach Soldatenart mit Brot, Wein und Speck, und Abends 7 Uhr kamen wir glücklich nach Hause. Außer Papara besuchte ich noch die Venusspitze, eine kleine Erdzunge, auf welcher Cook den Durchgang der Venus durch die Sonne beobachtete. Noch sieht man den Stein, auf welchem die Instrumente hiezu aufgestellt waren. Unterwegs kam ich an dem Grabe oder Murai des Königs Pomare des Ersten, vorüber. Es besteht aus einem kleinen, von Steinen ummauerten Platze, über welchem sich ein Palmdach wölbt. Einige halb vermoderte Reste von Stoffen und Kleidungsstücken lagen noch darinnen. Einer der interessantesten Ausflüge war aber nach Fautaua und dem Diadem. Fautaua ist der Punkt, welchen die Indianer für uneinnehmbar hielten, und auf dem sie in dem letzten Kriege von den Franzosen dennoch vollkommen besiegt wurden. — Herr Gouverneur Bruat war so freundlich, mir zu dieser Partie seine Pferde zu leihen und mir einen Unteroffizier mitzugeben, der jede Stellung der Franzosen und Indianer zu erklären wußte, da er selbst dabei gewesen war. Länger als zwei Stunden führte uns der Weg zwischen schauerlichen Schluchten, durch dichte Wälder und reißende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/186
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/186>, abgerufen am 23.11.2024.