Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.weit und breit überwacht. Die Stadt gleichen Namens liegt an dem Meeresufer. Dover gegenüber, wo der Kanal am schmälsten ist, sahen wir an Frankreichs Küste Cap Grisnez, wo Napoleon ein kleines Gebäude errichten ließ, um, wie man sagt, nach England wenigstens sehen zu können -- weiterhin den Obelisk, welchen Napoleon zur Erinnerung eines Lagers bei Boulogne setzen ließ, der aber erst unter Louis Philipp beendet wurde. In der Nacht mußten wir in der Gegend von Dover kreutzen, da der Wind nicht zu unserm Vortheil war. Bei der tiefen Finsterniß, die Land und Meer bedeckte, war dieß sehr gefährlich, einerseits wegen der nahen Küste, andererseits wegen der Menge von Schiffen, die den Kanal befahren. Um das Zusammenstoßen zu vermeiden, wurde auf dem Fokmaste eine Laterne aufgehangen, zeitweise eine Fakel angezündet und über Bord gehalten, und manchmal mit der Schiffsglocke geläutet -- lauter sehr beängstigende Zeichen für einen der Seefahrt noch Ungewohnten. Vierzehn Tage hielt uns der 360 Meilen lange Kanal gefangen; oft blieben wir 2 -- 3 Tage an einer und derselben Stelle wie festgebannt, oft mußten wir Tagelang kreutzen, um nur einige Meilen zu gewinnen. In der Nähe von Start überfiel uns sogar ein tüchtiger Sturm. In der Nacht wurde ich plötzlich auf das Deck gerufen. Schon wähnte ich, es sei irgend ein Unglück geschehen. Ich warf nur einige Kleider um, und eilte hinauf, -- da hatte ich den überraschenden Anblick eines Feuermeeres; das Kielwasser bildete einen so starken weit und breit überwacht. Die Stadt gleichen Namens liegt an dem Meeresufer. Dover gegenüber, wo der Kanal am schmälsten ist, sahen wir an Frankreichs Küste Cap Grisnez, wo Napoleon ein kleines Gebäude errichten ließ, um, wie man sagt, nach England wenigstens sehen zu können — weiterhin den Obelisk, welchen Napoleon zur Erinnerung eines Lagers bei Boulogne setzen ließ, der aber erst unter Louis Philipp beendet wurde. In der Nacht mußten wir in der Gegend von Dover kreutzen, da der Wind nicht zu unserm Vortheil war. Bei der tiefen Finsterniß, die Land und Meer bedeckte, war dieß sehr gefährlich, einerseits wegen der nahen Küste, andererseits wegen der Menge von Schiffen, die den Kanal befahren. Um das Zusammenstoßen zu vermeiden, wurde auf dem Fokmaste eine Laterne aufgehangen, zeitweise eine Fakel angezündet und über Bord gehalten, und manchmal mit der Schiffsglocke geläutet — lauter sehr beängstigende Zeichen für einen der Seefahrt noch Ungewohnten. Vierzehn Tage hielt uns der 360 Meilen lange Kanal gefangen; oft blieben wir 2 — 3 Tage an einer und derselben Stelle wie festgebannt, oft mußten wir Tagelang kreutzen, um nur einige Meilen zu gewinnen. In der Nähe von Start überfiel uns sogar ein tüchtiger Sturm. In der Nacht wurde ich plötzlich auf das Deck gerufen. Schon wähnte ich, es sei irgend ein Unglück geschehen. Ich warf nur einige Kleider um, und eilte hinauf, — da hatte ich den überraschenden Anblick eines Feuermeeres; das Kielwasser bildete einen so starken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="11"/> weit und breit überwacht. Die Stadt gleichen Namens liegt an dem Meeresufer.</p> <p> Dover gegenüber, wo der Kanal am schmälsten ist, sahen wir an Frankreichs Küste Cap <hi rendition="#g">Grisnez</hi>, wo Napoleon ein kleines Gebäude errichten ließ, um, wie man sagt, nach England wenigstens sehen zu können — weiterhin den Obelisk, welchen Napoleon zur Erinnerung eines Lagers bei Boulogne setzen ließ, der aber erst unter Louis Philipp beendet wurde.</p> <p> In der Nacht mußten wir in der Gegend von Dover kreutzen, da der Wind nicht zu unserm Vortheil war. Bei der tiefen Finsterniß, die Land und Meer bedeckte, war dieß sehr gefährlich, einerseits wegen der nahen Küste, andererseits wegen der Menge von Schiffen, die den Kanal befahren. Um das Zusammenstoßen zu vermeiden, wurde auf dem Fokmaste eine Laterne aufgehangen, zeitweise eine Fakel angezündet und über Bord gehalten, und manchmal mit der Schiffsglocke geläutet — lauter sehr beängstigende Zeichen für einen der Seefahrt noch Ungewohnten.</p> <p> Vierzehn Tage hielt uns der 360 Meilen lange Kanal gefangen; oft blieben wir 2 — 3 Tage an einer und derselben Stelle wie festgebannt, oft mußten wir Tagelang kreutzen, um nur einige Meilen zu gewinnen. In der Nähe von <hi rendition="#g">Start</hi> überfiel uns sogar ein tüchtiger Sturm. In der Nacht wurde ich plötzlich auf das Deck gerufen. Schon wähnte ich, es sei irgend ein Unglück geschehen. Ich warf nur einige Kleider um, und eilte hinauf, — da hatte ich den überraschenden Anblick eines Feuermeeres; das Kielwasser bildete einen so starken </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0018]
weit und breit überwacht. Die Stadt gleichen Namens liegt an dem Meeresufer.
Dover gegenüber, wo der Kanal am schmälsten ist, sahen wir an Frankreichs Küste Cap Grisnez, wo Napoleon ein kleines Gebäude errichten ließ, um, wie man sagt, nach England wenigstens sehen zu können — weiterhin den Obelisk, welchen Napoleon zur Erinnerung eines Lagers bei Boulogne setzen ließ, der aber erst unter Louis Philipp beendet wurde.
In der Nacht mußten wir in der Gegend von Dover kreutzen, da der Wind nicht zu unserm Vortheil war. Bei der tiefen Finsterniß, die Land und Meer bedeckte, war dieß sehr gefährlich, einerseits wegen der nahen Küste, andererseits wegen der Menge von Schiffen, die den Kanal befahren. Um das Zusammenstoßen zu vermeiden, wurde auf dem Fokmaste eine Laterne aufgehangen, zeitweise eine Fakel angezündet und über Bord gehalten, und manchmal mit der Schiffsglocke geläutet — lauter sehr beängstigende Zeichen für einen der Seefahrt noch Ungewohnten.
Vierzehn Tage hielt uns der 360 Meilen lange Kanal gefangen; oft blieben wir 2 — 3 Tage an einer und derselben Stelle wie festgebannt, oft mußten wir Tagelang kreutzen, um nur einige Meilen zu gewinnen. In der Nähe von Start überfiel uns sogar ein tüchtiger Sturm. In der Nacht wurde ich plötzlich auf das Deck gerufen. Schon wähnte ich, es sei irgend ein Unglück geschehen. Ich warf nur einige Kleider um, und eilte hinauf, — da hatte ich den überraschenden Anblick eines Feuermeeres; das Kielwasser bildete einen so starken
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/18>, abgerufen am 22.07.2024. |