Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Von den öffentlichen Gebäuden sind das Theater und die Börse die schönsten. Ersteres sieht auch im Innern sehr zierlich aus; es enthält ein geräumiges Parterre nebst zwei Gallerien, die in Logen abgetheilt sind. Die Städter besuchen es gerne; aber nicht so sehr wegen der italienischen Opfer, sondern als gemeinschaftlichen Unterhaltungsort. Die Damen erscheinen da im größten Putze, man macht sich gegenseitig Besuche in den Logen, welche alle sehr geräumig und mit Teppichen, Spiegeln, Kanapees und Stühlen allerliebst eingerichtet sind. Das zweite schöne Gebäude, die Börse, hat einen ziemlich großen, freundlichen Saal nebst hübschen Nebengemächern. Die Aussicht vom Saale gewährt einen interessanten Ueberblick über einen Theil der Stadt und See. -- Das Haus des "deutschen Vereins" enthält schöne Säle, Spiel- und Lesezimmer. An den Kirchen gefielen mir nur die Thürme, die aus 2 oder 3 sich übereinander erhebenden Achtecken bestehen, welche von je acht Säulen getragen werden. Sie sind von Holz, so wie auch die Altäre und Säulen im Schiffe der Kirche. Dieses sieht überhaupt etwas armselig und nackt aus, wozu der Mangel an Stühlen viel beiträgt. Die Männer stehen und die Frauen bringen kleine Teppiche mit, breiten sie vor sich aus und knieen oder sitzen darauf. Reichere Frauen lassen sich selbe von ihren Mägden nachtragen. -- Die Kathedrale heißt La Matriza. Die Spazierorte in Valparaiso sind nicht sehr angenehm, da die meisten Fahr- und Gehwege mit seinem, bei dem leichtesten Winde in großen Wolken emporwirbelndem Von den öffentlichen Gebäuden sind das Theater und die Börse die schönsten. Ersteres sieht auch im Innern sehr zierlich aus; es enthält ein geräumiges Parterre nebst zwei Gallerien, die in Logen abgetheilt sind. Die Städter besuchen es gerne; aber nicht so sehr wegen der italienischen Opfer, sondern als gemeinschaftlichen Unterhaltungsort. Die Damen erscheinen da im größten Putze, man macht sich gegenseitig Besuche in den Logen, welche alle sehr geräumig und mit Teppichen, Spiegeln, Kanapees und Stühlen allerliebst eingerichtet sind. Das zweite schöne Gebäude, die Börse, hat einen ziemlich großen, freundlichen Saal nebst hübschen Nebengemächern. Die Aussicht vom Saale gewährt einen interessanten Ueberblick über einen Theil der Stadt und See. — Das Haus des „deutschen Vereins“ enthält schöne Säle, Spiel- und Lesezimmer. An den Kirchen gefielen mir nur die Thürme, die aus 2 oder 3 sich übereinander erhebenden Achtecken bestehen, welche von je acht Säulen getragen werden. Sie sind von Holz, so wie auch die Altäre und Säulen im Schiffe der Kirche. Dieses sieht überhaupt etwas armselig und nackt aus, wozu der Mangel an Stühlen viel beiträgt. Die Männer stehen und die Frauen bringen kleine Teppiche mit, breiten sie vor sich aus und knieen oder sitzen darauf. Reichere Frauen lassen sich selbe von ihren Mägden nachtragen. — Die Kathedrale heißt La Matriza. Die Spazierorte in Valparaiso sind nicht sehr angenehm, da die meisten Fahr- und Gehwege mit seinem, bei dem leichtesten Winde in großen Wolken emporwirbelndem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0141" n="134"/> <p> Von den öffentlichen Gebäuden sind das Theater und die Börse die schönsten. Ersteres sieht auch im Innern sehr zierlich aus; es enthält ein geräumiges Parterre nebst zwei Gallerien, die in Logen abgetheilt sind. Die Städter besuchen es gerne; aber nicht so sehr wegen der italienischen Opfer, sondern als gemeinschaftlichen Unterhaltungsort. Die Damen erscheinen da im größten Putze, man macht sich gegenseitig Besuche in den Logen, welche alle sehr geräumig und mit Teppichen, Spiegeln, Kanapees und Stühlen allerliebst eingerichtet sind.</p> <p> Das zweite schöne Gebäude, die Börse, hat einen ziemlich großen, freundlichen Saal nebst hübschen Nebengemächern. Die Aussicht vom Saale gewährt einen interessanten Ueberblick über einen Theil der Stadt und See. — Das Haus des „<hi rendition="#g">deutschen Vereins</hi>“ enthält schöne Säle, Spiel- und Lesezimmer.</p> <p> An den Kirchen gefielen mir nur die Thürme, die aus 2 oder 3 sich übereinander erhebenden Achtecken bestehen, welche von je acht Säulen getragen werden. Sie sind von Holz, so wie auch die Altäre und Säulen im Schiffe der Kirche. Dieses sieht überhaupt etwas armselig und nackt aus, wozu der Mangel an Stühlen viel beiträgt. Die Männer stehen und die Frauen bringen kleine Teppiche mit, breiten sie vor sich aus und knieen oder sitzen darauf. Reichere Frauen lassen sich selbe von ihren Mägden nachtragen. — Die Kathedrale heißt <hi rendition="#aq">La Matriza</hi>.</p> <p> Die Spazierorte in Valparaiso sind nicht sehr angenehm, da die meisten Fahr- und Gehwege mit seinem, bei dem leichtesten Winde in großen Wolken emporwirbelndem </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0141]
Von den öffentlichen Gebäuden sind das Theater und die Börse die schönsten. Ersteres sieht auch im Innern sehr zierlich aus; es enthält ein geräumiges Parterre nebst zwei Gallerien, die in Logen abgetheilt sind. Die Städter besuchen es gerne; aber nicht so sehr wegen der italienischen Opfer, sondern als gemeinschaftlichen Unterhaltungsort. Die Damen erscheinen da im größten Putze, man macht sich gegenseitig Besuche in den Logen, welche alle sehr geräumig und mit Teppichen, Spiegeln, Kanapees und Stühlen allerliebst eingerichtet sind.
Das zweite schöne Gebäude, die Börse, hat einen ziemlich großen, freundlichen Saal nebst hübschen Nebengemächern. Die Aussicht vom Saale gewährt einen interessanten Ueberblick über einen Theil der Stadt und See. — Das Haus des „deutschen Vereins“ enthält schöne Säle, Spiel- und Lesezimmer.
An den Kirchen gefielen mir nur die Thürme, die aus 2 oder 3 sich übereinander erhebenden Achtecken bestehen, welche von je acht Säulen getragen werden. Sie sind von Holz, so wie auch die Altäre und Säulen im Schiffe der Kirche. Dieses sieht überhaupt etwas armselig und nackt aus, wozu der Mangel an Stühlen viel beiträgt. Die Männer stehen und die Frauen bringen kleine Teppiche mit, breiten sie vor sich aus und knieen oder sitzen darauf. Reichere Frauen lassen sich selbe von ihren Mägden nachtragen. — Die Kathedrale heißt La Matriza.
Die Spazierorte in Valparaiso sind nicht sehr angenehm, da die meisten Fahr- und Gehwege mit seinem, bei dem leichtesten Winde in großen Wolken emporwirbelndem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/141 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/141>, abgerufen am 22.07.2024. |