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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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wäre bald an unserm Bord ein Selbstmord geschehen. Der Stewart (Aufwärter) des Schiffes, ein junger Mulatte, hatte die üble Gewohnheit, den starken Getränken in übergroßem Maße zuzusprechen. Der Kapitän drohte ihm mehrmals mit ernstlichen Strafen; doch es half nichts, und heute Morgens war er derart betrunken, daß ihn die Matrosen in irgend einen Winkel auf dem Vordertheile des Schiffes tragen mußten, damit er sich nüchtern schlafen solle. Plötzlich sprang er aber auf, kletterte auf den Vorderbug des Schiffes und stürzte sich in die See. Zum Glück hatten wir beinahe Windstille, das Meer war vollkommen ruhig, und man konnte hoffen, ihn zu retten. Er kam auch bald an der Wand des Schiffes zum Vorschein, und sogleich warf man ihm von allen Seiten Taue zu. Die Liebe zum Leben erwachte und ließ ihn unwillkürlich nach den Tauen haschen; doch hatte er nicht Kraft genug, sich fest daran zu halten. Er sank neuerdings, und erst nach vielen Bemühungen gelang es den wackern Matrosen, ihn dem Wassertode zu entreißen. Kaum zu sich gekommen wollte er sich abermals in die See stürzen, indem er schrie, er wolle nicht leben. Der Mensch raste und der Kapitän war gezwungen, ihn an Händen und Füßen fesseln und an den Mastbaum ketten zu lassen. Am folgenden Tage wurde er seines Dienstes entsetzt und zum Gehilfen eines neu ernannten Aufwärters degradirt.

5. Januar. Meistens Windstille. -- Unser Koch fing heute einen 3 Fuß langen Fisch, der seines Farbenwechsels wegen merkwürdig ist. Als er aus dem Wasser kam, war er goldgelb, welcher Farbe er auch seinen Namen Dorado verdankt. Aber schon nach 1 -- 2 Minuten

wäre bald an unserm Bord ein Selbstmord geschehen. Der Stewart (Aufwärter) des Schiffes, ein junger Mulatte, hatte die üble Gewohnheit, den starken Getränken in übergroßem Maße zuzusprechen. Der Kapitän drohte ihm mehrmals mit ernstlichen Strafen; doch es half nichts, und heute Morgens war er derart betrunken, daß ihn die Matrosen in irgend einen Winkel auf dem Vordertheile des Schiffes tragen mußten, damit er sich nüchtern schlafen solle. Plötzlich sprang er aber auf, kletterte auf den Vorderbug des Schiffes und stürzte sich in die See. Zum Glück hatten wir beinahe Windstille, das Meer war vollkommen ruhig, und man konnte hoffen, ihn zu retten. Er kam auch bald an der Wand des Schiffes zum Vorschein, und sogleich warf man ihm von allen Seiten Taue zu. Die Liebe zum Leben erwachte und ließ ihn unwillkürlich nach den Tauen haschen; doch hatte er nicht Kraft genug, sich fest daran zu halten. Er sank neuerdings, und erst nach vielen Bemühungen gelang es den wackern Matrosen, ihn dem Wassertode zu entreißen. Kaum zu sich gekommen wollte er sich abermals in die See stürzen, indem er schrie, er wolle nicht leben. Der Mensch raste und der Kapitän war gezwungen, ihn an Händen und Füßen fesseln und an den Mastbaum ketten zu lassen. Am folgenden Tage wurde er seines Dienstes entsetzt und zum Gehilfen eines neu ernannten Aufwärters degradirt.

5. Januar. Meistens Windstille. — Unser Koch fing heute einen 3 Fuß langen Fisch, der seines Farbenwechsels wegen merkwürdig ist. Als er aus dem Wasser kam, war er goldgelb, welcher Farbe er auch seinen Namen Dorado verdankt. Aber schon nach 1 — 2 Minuten

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[121/0128] wäre bald an unserm Bord ein Selbstmord geschehen. Der Stewart (Aufwärter) des Schiffes, ein junger Mulatte, hatte die üble Gewohnheit, den starken Getränken in übergroßem Maße zuzusprechen. Der Kapitän drohte ihm mehrmals mit ernstlichen Strafen; doch es half nichts, und heute Morgens war er derart betrunken, daß ihn die Matrosen in irgend einen Winkel auf dem Vordertheile des Schiffes tragen mußten, damit er sich nüchtern schlafen solle. Plötzlich sprang er aber auf, kletterte auf den Vorderbug des Schiffes und stürzte sich in die See. Zum Glück hatten wir beinahe Windstille, das Meer war vollkommen ruhig, und man konnte hoffen, ihn zu retten. Er kam auch bald an der Wand des Schiffes zum Vorschein, und sogleich warf man ihm von allen Seiten Taue zu. Die Liebe zum Leben erwachte und ließ ihn unwillkürlich nach den Tauen haschen; doch hatte er nicht Kraft genug, sich fest daran zu halten. Er sank neuerdings, und erst nach vielen Bemühungen gelang es den wackern Matrosen, ihn dem Wassertode zu entreißen. Kaum zu sich gekommen wollte er sich abermals in die See stürzen, indem er schrie, er wolle nicht leben. Der Mensch raste und der Kapitän war gezwungen, ihn an Händen und Füßen fesseln und an den Mastbaum ketten zu lassen. Am folgenden Tage wurde er seines Dienstes entsetzt und zum Gehilfen eines neu ernannten Aufwärters degradirt. 5. Januar. Meistens Windstille. — Unser Koch fing heute einen 3 Fuß langen Fisch, der seines Farbenwechsels wegen merkwürdig ist. Als er aus dem Wasser kam, war er goldgelb, welcher Farbe er auch seinen Namen Dorado verdankt. Aber schon nach 1 — 2 Minuten

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/128>, abgerufen am 23.11.2024.