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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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Wir erwiesen ihm gern diese Gefälligkeit und machten uns am 17. Dezember des Nachmittags auf den Weg, nachdem wir unserm gütigen Wirth auf das herzlichste für seine gastfreie Aufnahme gedankt hatten. In Rio Grande fanden wir ein ausgezeichnetes Abendessen, bequeme Schlafgemächer und des andern Tages ein gutes Frühstück.

Am 18. Dezember Mittags trafen wir glücklich in Santos ein, und nun erst gestand uns der Franzose, daß er sich von dem starken Ritte (10 Leguas) in St. Paulo so erschöpft fühlte, daß er eine Krankheit befürchtete. Er erholte sich übrigens nach einigen Tagen vollkommen; doch versicherte er, in unserer Gesellschaft nicht so leicht mehr eine Partie machen zu wollen.

Unsere erste Frage an den Kapitän war; "Wann werden die Anker gelichtet?", worauf er uns sehr höflich erwiederte, daß, sobald er 200 Tonnen Steinkohlen ausgeladen und 6000 Säcke Zucker eingenommen habe, er augenblicklich zur Abreise bereit sein werde. So kam es, daß wir drei ewig lange Wochen in Santos blieben.

Der Herren einziges Vergnügen während dieser Zeit war die Jagd, -- das meinige: spazieren gehen und Insekten sammeln.

Den Neujahrstag des Jahres 1847 feierten wir noch in Santos und endlich am 2. Jänner waren wir so glücklich, der Stadt Lebewohl zu sagen; jedoch kamen wir nicht weit, denn schon in der ersten Bucht verließ uns der Wind und erhob sich erst nach Mitternacht. Da war eben Sonntag, und an einen Sonntage geht kein ächter Engländer unter Segel, -- wir blieben daher den ganzen 3. Januar vor Anker liegen und sahen mit großer Wehmuth zweien

Wir erwiesen ihm gern diese Gefälligkeit und machten uns am 17. Dezember des Nachmittags auf den Weg, nachdem wir unserm gütigen Wirth auf das herzlichste für seine gastfreie Aufnahme gedankt hatten. In Rio Grande fanden wir ein ausgezeichnetes Abendessen, bequeme Schlafgemächer und des andern Tages ein gutes Frühstück.

Am 18. Dezember Mittags trafen wir glücklich in Santos ein, und nun erst gestand uns der Franzose, daß er sich von dem starken Ritte (10 Leguas) in St. Paulo so erschöpft fühlte, daß er eine Krankheit befürchtete. Er erholte sich übrigens nach einigen Tagen vollkommen; doch versicherte er, in unserer Gesellschaft nicht so leicht mehr eine Partie machen zu wollen.

Unsere erste Frage an den Kapitän war; „Wann werden die Anker gelichtet?“, worauf er uns sehr höflich erwiederte, daß, sobald er 200 Tonnen Steinkohlen ausgeladen und 6000 Säcke Zucker eingenommen habe, er augenblicklich zur Abreise bereit sein werde. So kam es, daß wir drei ewig lange Wochen in Santos blieben.

Der Herren einziges Vergnügen während dieser Zeit war die Jagd, — das meinige: spazieren gehen und Insekten sammeln.

Den Neujahrstag des Jahres 1847 feierten wir noch in Santos und endlich am 2. Jänner waren wir so glücklich, der Stadt Lebewohl zu sagen; jedoch kamen wir nicht weit, denn schon in der ersten Bucht verließ uns der Wind und erhob sich erst nach Mitternacht. Da war eben Sonntag, und an einen Sonntage geht kein ächter Engländer unter Segel, — wir blieben daher den ganzen 3. Januar vor Anker liegen und sahen mit großer Wehmuth zweien

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[119/0126] Wir erwiesen ihm gern diese Gefälligkeit und machten uns am 17. Dezember des Nachmittags auf den Weg, nachdem wir unserm gütigen Wirth auf das herzlichste für seine gastfreie Aufnahme gedankt hatten. In Rio Grande fanden wir ein ausgezeichnetes Abendessen, bequeme Schlafgemächer und des andern Tages ein gutes Frühstück. Am 18. Dezember Mittags trafen wir glücklich in Santos ein, und nun erst gestand uns der Franzose, daß er sich von dem starken Ritte (10 Leguas) in St. Paulo so erschöpft fühlte, daß er eine Krankheit befürchtete. Er erholte sich übrigens nach einigen Tagen vollkommen; doch versicherte er, in unserer Gesellschaft nicht so leicht mehr eine Partie machen zu wollen. Unsere erste Frage an den Kapitän war; „Wann werden die Anker gelichtet?“, worauf er uns sehr höflich erwiederte, daß, sobald er 200 Tonnen Steinkohlen ausgeladen und 6000 Säcke Zucker eingenommen habe, er augenblicklich zur Abreise bereit sein werde. So kam es, daß wir drei ewig lange Wochen in Santos blieben. Der Herren einziges Vergnügen während dieser Zeit war die Jagd, — das meinige: spazieren gehen und Insekten sammeln. Den Neujahrstag des Jahres 1847 feierten wir noch in Santos und endlich am 2. Jänner waren wir so glücklich, der Stadt Lebewohl zu sagen; jedoch kamen wir nicht weit, denn schon in der ersten Bucht verließ uns der Wind und erhob sich erst nach Mitternacht. Da war eben Sonntag, und an einen Sonntage geht kein ächter Engländer unter Segel, — wir blieben daher den ganzen 3. Januar vor Anker liegen und sahen mit großer Wehmuth zweien

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/126>, abgerufen am 05.05.2024.