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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Byrons Ausspruch vom Kainszeichen des Genies oder an den Skalden ppe_411.002
in Ibsens "Kronprätendenten", der die Gabe des Leides als Quelle ppe_411.003
seiner Lieder bezeichnet, oder an Grillparzers Verse aus dem ppe_411.004
"Abschied aus Gastein":

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Und was euch so entzückt mit seinen Strahlen, ppe_411.006
Es wird erzeugt in Todesnot und Qualen.

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Als Gegengewicht stellen sich Goethes Tasso-Worte ein von der ppe_411.008
Gottesgabe des Dichters, zu sagen, was er leide, wenn der Mensch in ppe_411.009
seiner Qual verstummt; dazu gehört auch das Bild des Seidenwurms, ppe_411.010
dem man nicht verbieten kann, zu spinnen, auch wenn er sich an ppe_411.011
seinem eigenen Faden dem Tode näher spinnt. Friedrich Hebbel ppe_411.012
führte das Gleichnis weiter mit der Bemerkung: "Du armer Seidenwurm, ppe_411.013
du wirst spinnen und wenn auch die ganze Welt aufhörte, ppe_411.014
Seidenzeug zu tragen."

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2. Produktive Stimmung und Konzeption

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Das Tasten in der Nacht der Einbildungskraft wird von den Brüdern ppe_411.017
Goncourt zu den schrecklichsten Tagen des Dichters gezählt. ppe_411.018
Das Wogen von Gefühlen und Leidenschaften, das Brüten, Kreißen ppe_411.019
und Gären ohne lichtvollen Ausblick, der Dämmerzustand eines drängenden ppe_411.020
Gestaltungswillens, dem die Gestaltungsmöglichkeit fehlt, ppe_411.021
das alles kann zur namenlosen Qual werden. Dieser depressiven Passivität ppe_411.022
des Naturalisten steht die aktive Gespanntheit des enthusiastischen ppe_411.023
Idealisten gegenüber, für den das noch unklare Bewußtsein ppe_411.024
innerer Berufung ein Lustgefühl gehobener, festlicher Bereitschaft ppe_411.025
in sich schließt.

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Wenn Schiller von einer gewissen musikalischen Gemütsstimmung ppe_411.027
spricht, die sich vor der poetischen Idee einstellt, von einem Spielen ppe_411.028
mit schwankenden Bildern, Phantasien und Gedanken, von einem ppe_411.029
unbestimmten Drang nach Ergießung strebender Gefühle, der noch ppe_411.030
zu keiner lebhaften Vorstellung des Stoffes gekommen ist, so schwingt ppe_411.031
in der Beschreibung dieser Stimmung ein seelischer Feierklang des ppe_411.032
Gestaltungswillens. Nach einer anderen Äußerung von ihm ist das ppe_411.033
ungeduldige Verlangen nach der neuen Produktion bereits die halbe ppe_411.034
Stimmung.

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Eine geradezu schwärmerische Schilderung vorahnenden Schöpferbewußtseins ppe_411.036
gibt Graf Friedrich v. Stolberg in seinem Aufsatz "Von ppe_411.037
der Fülle des Herzens": "Empfangen ist süßer als Gebären; Dichten ppe_411.038
süßer als Darstellen. Groß und hehr umschweben den Dichtenden

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Byrons Ausspruch vom Kainszeichen des Genies oder an den Skalden ppe_411.002
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Es wird erzeugt in Todesnot und Qualen.

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Seidenzeug zu tragen.“

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Das Tasten in der Nacht der Einbildungskraft wird von den Brüdern ppe_411.017
Goncourt zu den schrecklichsten Tagen des Dichters gezählt. ppe_411.018
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Eine geradezu schwärmerische Schilderung vorahnenden Schöpferbewußtseins ppe_411.036
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/435>, abgerufen am 22.11.2024.