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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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er sich nicht nennt und unbekannt bleibt, zu suchen und zu erkennen ppe_111.002
sind. Ich nenne ihre Glieder: Stimmung, Absicht, Selbstdarstellung, ppe_111.003
Wirklichkeitsauffassung, Weltanschauung. Auch diese Reihe strebt ppe_111.004
zur Idee hin und geht in ihr auf. Schon Goethe hat den Gehalt ppe_111.005
zwischen Stoff und Form gestellt in dem Spruch der "Maximen und ppe_111.006
Reflexionen": "Den Stoff sieht jedermann vor sich, den Gehalt findet ppe_111.007
nur der, der etwas dazu zu tun hat, und die Form ist ein Geheimnis ppe_111.008
den meisten." Wenn Walzel dagegen im Wort "Gehalt", dem er die ppe_111.009
"Gestalt" als zweite Seite des Kunstwerks gegenüberstellt, das Stoffliche ppe_111.010
und Inhaltliche zusammenfaßt, so gehört noch ein drittes Reimwort ppe_111.011
dazu, das Friso Melzer eingeführt hat, nämlich Gewalt. In dieser ppe_111.012
innerlichen Entwicklungsrichtung wirken die schaffenden Kräfte und ppe_111.013
liegen die seelischen Wirkungsmöglichkeiten der Dichtung; sie sind ppe_111.014
als die eigentliche Mitte ihrer Existenz zu betrachten.

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Das Schema, das für die Aufgaben der Analyse richtunggebend sein ppe_111.016
soll, wäre demnach folgendes pyramidenförmige Gebilde, das von ppe_111.017
der Basis aus zu betrachten ist:

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[Abbildung]

7. Geist Idee ppe_111.019
6. Persönlichkeit Probleme--Weltanschauung--Stil ppe_111.020
5. Verknüpfung Motive--Wirklichkeitsauffassung--Sprachform ppe_111.021
4. Gestaltung Charaktere----Selbstdarstellung----Psychologie ppe_111.022
3. Plan Fabel------Absicht------Technik ppe_111.023
2. Innere Form Situation------Stimmung------Gattung ppe_111.024
1. Grundriß Stoff-------Dichter (Erlebnis)-------Form

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Von außen als Leser an ein Werk herantretend, finden wir schon ppe_111.026
auf dem Titelblatt die drei Grundbegriffe Stoff, Form und Dichter ppe_111.027
vereinigt, z. B. "Iphigenie auf Tauris, Schauspiel von Goethe". Der ppe_111.028
Name des Dichters, in dem sich in der Regel der Zusammenhang mit ppe_111.029
einer ganzen Reihe anderer Werke herstellt, kann indessen unbekannt ppe_111.030
sein; er ist auch für eine Betrachtung, die sich ausschließlich in das ppe_111.031
einzelne Werk vertieft, unwesentlich. In der mittleren Säule wird ppe_111.032
erst mit dem Begriff der "Stimmung" auf ein analysierbares persönliches ppe_111.033
Element der Dichtung gestoßen.

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Da es bei der Analyse darauf ankommen muß, die Zusammenhänge ppe_111.035
zu sehen, statt sie auseinanderzulösen, verzichte ich darauf, die formale, ppe_111.036
seelische und stoffliche Kategorie getrennt zu behandeln. Statt ppe_111.037
jede der drei vertikalen Reihen für sich im Aufstieg ihrer Glieder zu

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Von außen als Leser an ein Werk herantretend, finden wir schon ppe_111.026
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Name des Dichters, in dem sich in der Regel der Zusammenhang mit ppe_111.029
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/135>, abgerufen am 25.11.2024.