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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Er sah den Vorschritt, den der Meyer mit dem
Gebrauch der Züchtlinge in diesen Tagen möglich
gemacht.

Er las in der Geschichte der Gefangenen den
Zustand seines Reichs, in der Schilderung der 70
Waisenkinder den Zustand seiner Anstalten fürs
Volk. --

Staunte über das Werk dreyer Tagen; und
ward von einem Geräusch unterbrochen. Die
Schaar der Gefangenen, und die Menge seiner
Kinder lag zu seinen Füßen, sie baten um Väter
und Versorger wie diese vier Herren.

Stehet auf, sagte er, Gefangene! Stehet
auf meine Kinder, euer Schicksal ist in ihrer
Hand! --

Ich bin überzeugt; er konnte nicht mehr --
die Kinder blieben auf den Knien -- es umgab
ihn eine heilige Stille, und der Ahndungen gröste
hob sich in aller Herzen empor.



Er ſah den Vorſchritt, den der Meyer mit dem
Gebrauch der Zuͤchtlinge in dieſen Tagen moͤglich
gemacht.

Er las in der Geſchichte der Gefangenen den
Zuſtand ſeines Reichs, in der Schilderung der 70
Waiſenkinder den Zuſtand ſeiner Anſtalten fuͤrs
Volk. —

Staunte uͤber das Werk dreyer Tagen; und
ward von einem Geraͤuſch unterbrochen. Die
Schaar der Gefangenen, und die Menge ſeiner
Kinder lag zu ſeinen Fuͤßen, ſie baten um Vaͤter
und Verſorger wie dieſe vier Herren.

Stehet auf, ſagte er, Gefangene! Stehet
auf meine Kinder, euer Schickſal iſt in ihrer
Hand! —

Ich bin uͤberzeugt; er konnte nicht mehr —
die Kinder blieben auf den Knien — es umgab
ihn eine heilige Stille, und der Ahndungen groͤſte
hob ſich in aller Herzen empor.



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[484/0502] Er ſah den Vorſchritt, den der Meyer mit dem Gebrauch der Zuͤchtlinge in dieſen Tagen moͤglich gemacht. Er las in der Geſchichte der Gefangenen den Zuſtand ſeines Reichs, in der Schilderung der 70 Waiſenkinder den Zuſtand ſeiner Anſtalten fuͤrs Volk. — Staunte uͤber das Werk dreyer Tagen; und ward von einem Geraͤuſch unterbrochen. Die Schaar der Gefangenen, und die Menge ſeiner Kinder lag zu ſeinen Fuͤßen, ſie baten um Vaͤter und Verſorger wie dieſe vier Herren. Stehet auf, ſagte er, Gefangene! Stehet auf meine Kinder, euer Schickſal iſt in ihrer Hand! — Ich bin uͤberzeugt; er konnte nicht mehr — die Kinder blieben auf den Knien — es umgab ihn eine heilige Stille, und der Ahndungen groͤſte hob ſich in aller Herzen empor.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/502>, abgerufen am 26.04.2024.