Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Einwohner ihrer Dörfer, und mit dem allgemei-
nen Interesse des Staats in eine für sich selbst vor-
theilhafte Uebereinstimmung bringen würde.

Eben so erklärten sie sich, sie wußten gar nicht
warum nicht eine große Anzahl Edelleute mit Freu-
den eine Laufbahn ergreifen sollten, die so ehren-
voll vor sie, und so vortheilhaft für ihre Häuser
seyn müßten, wenn der Staat eine solche Lauff-
bahn begünstigen würde.

Zwey Aerzte, die den gleichen Weg der freyen
Nachforschung giengen, hatten eine Menge Krank-
heiten aufgezeichnet, die, seitdem Arner Ordnung
ins Dorf gebracht, nachgelassen. Die Rütz (Krä-
tze) war allgemein im Dorf, und ist fast völlig
fort. -- Eben so haben sich die Kinderkrankhei-
ten fast völlig verloren, seitdem man ihnen Rath
anthun kann, und Rath anthun muß. -- Sie
fanden auch, der Fabrikverdienst schade diesen Kin-
dern an ihrer Gesundheit gar viel weniger als an-
derswo, und der Grund davon sey, weil sie mit
Ordnung dazu gezogen, auf ihre Gesundheit selbst
aufmerksam gemacht, ihren Verdienst nicht wie
hungerige Thiere einen gefundenen Fraß mit wil-
dem Unsinn immer nur auf der Stell verschlingen,
und ihre Hausarbeit mit einem ihrer Gesundheit
sehr vortheilhaften kleinen Feldbau verbinden. --
Sie machten auch über den Vorschritt dieser Leute
folgende Bemerkung. --

Gg

Einwohner ihrer Doͤrfer, und mit dem allgemei-
nen Intereſſe des Staats in eine fuͤr ſich ſelbſt vor-
theilhafte Uebereinſtimmung bringen wuͤrde.

Eben ſo erklaͤrten ſie ſich, ſie wußten gar nicht
warum nicht eine große Anzahl Edelleute mit Freu-
den eine Laufbahn ergreifen ſollten, die ſo ehren-
voll vor ſie, und ſo vortheilhaft fuͤr ihre Haͤuſer
ſeyn muͤßten, wenn der Staat eine ſolche Lauff-
bahn beguͤnſtigen wuͤrde.

Zwey Aerzte, die den gleichen Weg der freyen
Nachforſchung giengen, hatten eine Menge Krank-
heiten aufgezeichnet, die, ſeitdem Arner Ordnung
ins Dorf gebracht, nachgelaſſen. Die Ruͤtz (Kraͤ-
tze) war allgemein im Dorf, und iſt faſt voͤllig
fort. — Eben ſo haben ſich die Kinderkrankhei-
ten faſt voͤllig verloren, ſeitdem man ihnen Rath
anthun kann, und Rath anthun muß. — Sie
fanden auch, der Fabrikverdienſt ſchade dieſen Kin-
dern an ihrer Geſundheit gar viel weniger als an-
derswo, und der Grund davon ſey, weil ſie mit
Ordnung dazu gezogen, auf ihre Geſundheit ſelbſt
aufmerkſam gemacht, ihren Verdienſt nicht wie
hungerige Thiere einen gefundenen Fraß mit wil-
dem Unſinn immer nur auf der Stell verſchlingen,
und ihre Hausarbeit mit einem ihrer Geſundheit
ſehr vortheilhaften kleinen Feldbau verbinden. —
Sie machten auch uͤber den Vorſchritt dieſer Leute
folgende Bemerkung. —

Gg
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0483" n="465"/>
Einwohner ihrer Do&#x0364;rfer, und mit dem allgemei-<lb/>
nen Intere&#x017F;&#x017F;e des Staats in eine fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vor-<lb/>
theilhafte Ueberein&#x017F;timmung bringen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Eben &#x017F;o erkla&#x0364;rten &#x017F;ie &#x017F;ich, &#x017F;ie wußten gar nicht<lb/>
warum nicht eine große Anzahl Edelleute mit Freu-<lb/>
den eine Laufbahn ergreifen &#x017F;ollten, die &#x017F;o ehren-<lb/>
voll vor &#x017F;ie, und &#x017F;o vortheilhaft fu&#x0364;r ihre Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;ßten, wenn der Staat eine &#x017F;olche Lauff-<lb/>
bahn begu&#x0364;n&#x017F;tigen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Zwey Aerzte, die den gleichen Weg der freyen<lb/>
Nachfor&#x017F;chung giengen, hatten eine Menge Krank-<lb/>
heiten aufgezeichnet, die, &#x017F;eitdem Arner Ordnung<lb/>
ins Dorf gebracht, nachgela&#x017F;&#x017F;en. Die Ru&#x0364;tz (Kra&#x0364;-<lb/>
tze) war allgemein im Dorf, und i&#x017F;t fa&#x017F;t vo&#x0364;llig<lb/>
fort. &#x2014; Eben &#x017F;o haben &#x017F;ich die Kinderkrankhei-<lb/>
ten fa&#x017F;t vo&#x0364;llig verloren, &#x017F;eitdem man ihnen Rath<lb/>
anthun kann, und Rath anthun muß. &#x2014; Sie<lb/>
fanden auch, der Fabrikverdien&#x017F;t &#x017F;chade die&#x017F;en Kin-<lb/>
dern an ihrer Ge&#x017F;undheit gar viel weniger als an-<lb/>
derswo, und der Grund davon &#x017F;ey, weil &#x017F;ie mit<lb/>
Ordnung dazu gezogen, auf ihre Ge&#x017F;undheit &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
aufmerk&#x017F;am gemacht, ihren Verdien&#x017F;t nicht wie<lb/>
hungerige Thiere einen gefundenen Fraß mit wil-<lb/>
dem Un&#x017F;inn immer nur auf der Stell ver&#x017F;chlingen,<lb/>
und ihre Hausarbeit mit einem ihrer Ge&#x017F;undheit<lb/>
&#x017F;ehr vortheilhaften kleinen Feldbau verbinden. &#x2014;<lb/>
Sie machten auch u&#x0364;ber den Vor&#x017F;chritt die&#x017F;er Leute<lb/>
folgende Bemerkung. &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Gg</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0483] Einwohner ihrer Doͤrfer, und mit dem allgemei- nen Intereſſe des Staats in eine fuͤr ſich ſelbſt vor- theilhafte Uebereinſtimmung bringen wuͤrde. Eben ſo erklaͤrten ſie ſich, ſie wußten gar nicht warum nicht eine große Anzahl Edelleute mit Freu- den eine Laufbahn ergreifen ſollten, die ſo ehren- voll vor ſie, und ſo vortheilhaft fuͤr ihre Haͤuſer ſeyn muͤßten, wenn der Staat eine ſolche Lauff- bahn beguͤnſtigen wuͤrde. Zwey Aerzte, die den gleichen Weg der freyen Nachforſchung giengen, hatten eine Menge Krank- heiten aufgezeichnet, die, ſeitdem Arner Ordnung ins Dorf gebracht, nachgelaſſen. Die Ruͤtz (Kraͤ- tze) war allgemein im Dorf, und iſt faſt voͤllig fort. — Eben ſo haben ſich die Kinderkrankhei- ten faſt voͤllig verloren, ſeitdem man ihnen Rath anthun kann, und Rath anthun muß. — Sie fanden auch, der Fabrikverdienſt ſchade dieſen Kin- dern an ihrer Geſundheit gar viel weniger als an- derswo, und der Grund davon ſey, weil ſie mit Ordnung dazu gezogen, auf ihre Geſundheit ſelbſt aufmerkſam gemacht, ihren Verdienſt nicht wie hungerige Thiere einen gefundenen Fraß mit wil- dem Unſinn immer nur auf der Stell verſchlingen, und ihre Hausarbeit mit einem ihrer Geſundheit ſehr vortheilhaften kleinen Feldbau verbinden. — Sie machten auch uͤber den Vorſchritt dieſer Leute folgende Bemerkung. — Gg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/483
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/483>, abgerufen am 22.11.2024.