Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

sind ein trügender Tand, wenn der Quelle derselben
nicht Vorsehung gethan, und der Wohlstand der
Menschen in den niedern Hütten dem Staat nicht
durch einen festen Einfluß auf ihre allgemein gute,
zweckmäßige, und zuverläßige Bildung versichert
wird. --

Sie wissen, unterbrach ihn der Fürst, Bylifs-
ky! wie sehr ich dieses alles fühle; aber eben so sehr
bin ich überzeugt, daß es unmöglich ist zu helfen. --

Bylifsky erwiederte, Ihr Durchlaucht erlau-
ben, ich widerspreche nicht, daß schwer ist zu helfen,
auch daß der Endzweck zu tausend Abwegen führt,
die oft schlimmer sind als das Uebel; aber dennoch
bin ich izt überzeugt, daß ein Mittel da ist, real zu
helfen, und zwar ein einziges --

Und dieses wäre? -- sagte der Herzog.

Ein bedächtlicher und mit abgemessenen Schrit-
ten eingelenkter Regierungs-Einfluß in die Bildung
des Volks zur Industrie. Von dieser, sonst von
Nichts auf Erden, ist zu erwarten, daß sie es einst
den Fürsten möglich machen werde, die Finanzope-
rationen zu vereinfachen, das Drückende ihrer Last
zu heben, und die Jammergerechtigkeit des Landes,
die in der Lage der Verwirrung in Ewigkeit unrecht
thun muß, in Ordnung zu bringen, daß wir, was
ihre zahllose Forderungen, mit denen sie ohne alle
Seelenkunde das Menschengeschlecht wie einen Laim-

D d

ſind ein truͤgender Tand, wenn der Quelle derſelben
nicht Vorſehung gethan, und der Wohlſtand der
Menſchen in den niedern Huͤtten dem Staat nicht
durch einen feſten Einfluß auf ihre allgemein gute,
zweckmaͤßige, und zuverlaͤßige Bildung verſichert
wird. —

Sie wiſſen, unterbrach ihn der Fuͤrſt, Bylifs-
ky! wie ſehr ich dieſes alles fuͤhle; aber eben ſo ſehr
bin ich uͤberzeugt, daß es unmoͤglich iſt zu helfen. —

Bylifsky erwiederte, Ihr Durchlaucht erlau-
ben, ich widerſpreche nicht, daß ſchwer iſt zu helfen,
auch daß der Endzweck zu tauſend Abwegen fuͤhrt,
die oft ſchlimmer ſind als das Uebel; aber dennoch
bin ich izt uͤberzeugt, daß ein Mittel da iſt, real zu
helfen, und zwar ein einziges —

Und dieſes waͤre? — ſagte der Herzog.

Ein bedaͤchtlicher und mit abgemeſſenen Schrit-
ten eingelenkter Regierungs-Einfluß in die Bildung
des Volks zur Induſtrie. Von dieſer, ſonſt von
Nichts auf Erden, iſt zu erwarten, daß ſie es einſt
den Fuͤrſten moͤglich machen werde, die Finanzope-
rationen zu vereinfachen, das Druͤckende ihrer Laſt
zu heben, und die Jammergerechtigkeit des Landes,
die in der Lage der Verwirrung in Ewigkeit unrecht
thun muß, in Ordnung zu bringen, daß wir, was
ihre zahlloſe Forderungen, mit denen ſie ohne alle
Seelenkunde das Menſchengeſchlecht wie einen Laim-

D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0435" n="417"/>
&#x017F;ind ein tru&#x0364;gender Tand, wenn der Quelle der&#x017F;elben<lb/>
nicht Vor&#x017F;ehung gethan, und der Wohl&#x017F;tand der<lb/>
Men&#x017F;chen in den niedern Hu&#x0364;tten dem Staat nicht<lb/>
durch einen fe&#x017F;ten Einfluß auf ihre allgemein gute,<lb/>
zweckma&#x0364;ßige, und zuverla&#x0364;ßige Bildung ver&#x017F;ichert<lb/>
wird. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie wi&#x017F;&#x017F;en, unterbrach ihn der Fu&#x0364;r&#x017F;t, Bylifs-<lb/>
ky! wie &#x017F;ehr ich die&#x017F;es alles fu&#x0364;hle; aber eben &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
bin ich u&#x0364;berzeugt, daß es unmo&#x0364;glich i&#x017F;t zu helfen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Bylifsky erwiederte, Ihr Durchlaucht erlau-<lb/>
ben, ich wider&#x017F;preche nicht, daß &#x017F;chwer i&#x017F;t zu helfen,<lb/>
auch daß der Endzweck zu tau&#x017F;end Abwegen fu&#x0364;hrt,<lb/>
die oft &#x017F;chlimmer &#x017F;ind als das Uebel; aber dennoch<lb/>
bin ich izt u&#x0364;berzeugt, daß ein Mittel da i&#x017F;t, real zu<lb/>
helfen, und zwar ein einziges &#x2014;</p><lb/>
        <p>Und die&#x017F;es wa&#x0364;re? &#x2014; &#x017F;agte der Herzog.</p><lb/>
        <p>Ein beda&#x0364;chtlicher und mit abgeme&#x017F;&#x017F;enen Schrit-<lb/>
ten eingelenkter Regierungs-Einfluß in die Bildung<lb/>
des Volks zur Indu&#x017F;trie. Von die&#x017F;er, &#x017F;on&#x017F;t von<lb/>
Nichts auf Erden, i&#x017F;t zu erwarten, daß &#x017F;ie es ein&#x017F;t<lb/>
den Fu&#x0364;r&#x017F;ten mo&#x0364;glich machen werde, die Finanzope-<lb/>
rationen zu vereinfachen, das Dru&#x0364;ckende ihrer La&#x017F;t<lb/>
zu heben, und die Jammergerechtigkeit des Landes,<lb/>
die in der Lage der Verwirrung in Ewigkeit unrecht<lb/>
thun muß, in Ordnung zu bringen, daß wir, was<lb/>
ihre zahllo&#x017F;e Forderungen, mit denen &#x017F;ie ohne alle<lb/>
Seelenkunde das Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht wie einen Laim-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0435] ſind ein truͤgender Tand, wenn der Quelle derſelben nicht Vorſehung gethan, und der Wohlſtand der Menſchen in den niedern Huͤtten dem Staat nicht durch einen feſten Einfluß auf ihre allgemein gute, zweckmaͤßige, und zuverlaͤßige Bildung verſichert wird. — Sie wiſſen, unterbrach ihn der Fuͤrſt, Bylifs- ky! wie ſehr ich dieſes alles fuͤhle; aber eben ſo ſehr bin ich uͤberzeugt, daß es unmoͤglich iſt zu helfen. — Bylifsky erwiederte, Ihr Durchlaucht erlau- ben, ich widerſpreche nicht, daß ſchwer iſt zu helfen, auch daß der Endzweck zu tauſend Abwegen fuͤhrt, die oft ſchlimmer ſind als das Uebel; aber dennoch bin ich izt uͤberzeugt, daß ein Mittel da iſt, real zu helfen, und zwar ein einziges — Und dieſes waͤre? — ſagte der Herzog. Ein bedaͤchtlicher und mit abgemeſſenen Schrit- ten eingelenkter Regierungs-Einfluß in die Bildung des Volks zur Induſtrie. Von dieſer, ſonſt von Nichts auf Erden, iſt zu erwarten, daß ſie es einſt den Fuͤrſten moͤglich machen werde, die Finanzope- rationen zu vereinfachen, das Druͤckende ihrer Laſt zu heben, und die Jammergerechtigkeit des Landes, die in der Lage der Verwirrung in Ewigkeit unrecht thun muß, in Ordnung zu bringen, daß wir, was ihre zahlloſe Forderungen, mit denen ſie ohne alle Seelenkunde das Menſchengeſchlecht wie einen Laim- D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/435
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/435>, abgerufen am 25.11.2024.