Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

herum gebettelt, und reichen und armen Junkern
für das liebe Brod Land ausgemessen; er sey aber,
nach seiner Erzählung, worüber angetroffen, hochmü-
thig, und so verachtet worden, daß die Dienste in den
Schlössern die Bauern und das junge Volk allenthal-
ben gegen ihn aufgehezt, so daß sie ihm hinter allen
Hecken nachgerufen: "Joggeli willt Geld? und Jog-
geli hast Geld?" Diesen Jäger rief sie auf ihr Zim-
mer, und sagte ihm, er müsse ihr des Joggeli willt
Geld? und die Ungeziefer Historie unter die Bauern
von Bonnal bringen, und wenn es auch schon etli-
che Maaß Wein koste, suchen aufzutreiben, was
die Leute in dieser Gegend über diese drey Herren
und ihre schöne neue Ordnung alles sagen.

Er thats wie ein Held. -- Vor Uebermorgen
wußten alle Kinder in Bonnal das Joggeli, willt
Geld? und die Ungeziefer Lüge wie auswendig. --
Und der Sylvia bracht er ab dem Riedt heim, es sey
eine Lumpen-Maurersfrau, die, wie man glaube,
dem Junker gar wohl gefalle, an allem Schuld;
sie habe dem Lieutenant die neue Schulordnung und
das Spinnen und Lernen mit einander angegeben,
und ihm im Anfang in der Schul selber zeigen
müssen wie sie es mache. -- Die Kinder lernen zwar
mehr; aber sie werden geizig und hochmüthig, und
verachten die Aeltern, und meynen es wisse Nie-
mand nichts als sie. Und dann -- der Junker ha-

herum gebettelt, und reichen und armen Junkern
fuͤr das liebe Brod Land ausgemeſſen; er ſey aber,
nach ſeiner Erzaͤhlung, woruͤber angetroffen, hochmuͤ-
thig, und ſo verachtet worden, daß die Dienſte in den
Schloͤſſern die Bauern und das junge Volk allenthal-
ben gegen ihn aufgehezt, ſo daß ſie ihm hinter allen
Hecken nachgerufen: „Joggeli willt Geld? und Jog-
geli haſt Geld?„ Dieſen Jaͤger rief ſie auf ihr Zim-
mer, und ſagte ihm, er muͤſſe ihr des Joggeli willt
Geld? und die Ungeziefer Hiſtorie unter die Bauern
von Bonnal bringen, und wenn es auch ſchon etli-
che Maaß Wein koſte, ſuchen aufzutreiben, was
die Leute in dieſer Gegend uͤber dieſe drey Herren
und ihre ſchoͤne neue Ordnung alles ſagen.

Er thats wie ein Held. — Vor Uebermorgen
wußten alle Kinder in Bonnal das Joggeli, willt
Geld? und die Ungeziefer Luͤge wie auswendig. —
Und der Sylvia bracht er ab dem Riedt heim, es ſey
eine Lumpen-Maurersfrau, die, wie man glaube,
dem Junker gar wohl gefalle, an allem Schuld;
ſie habe dem Lieutenant die neue Schulordnung und
das Spinnen und Lernen mit einander angegeben,
und ihm im Anfang in der Schul ſelber zeigen
muͤſſen wie ſie es mache. — Die Kinder lernen zwar
mehr; aber ſie werden geizig und hochmuͤthig, und
verachten die Aeltern, und meynen es wiſſe Nie-
mand nichts als ſie. Und dann — der Junker ha-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="22"/>
herum gebettelt, und reichen und armen Junkern<lb/>
fu&#x0364;r das liebe Brod Land ausgeme&#x017F;&#x017F;en; er &#x017F;ey aber,<lb/>
nach &#x017F;einer Erza&#x0364;hlung, woru&#x0364;ber angetroffen, hochmu&#x0364;-<lb/>
thig, und &#x017F;o verachtet worden, daß die Dien&#x017F;te in den<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern die Bauern und das junge Volk allenthal-<lb/>
ben gegen ihn aufgehezt, &#x017F;o daß &#x017F;ie ihm hinter allen<lb/>
Hecken nachgerufen: &#x201E;Joggeli willt Geld? und Jog-<lb/>
geli ha&#x017F;t Geld?&#x201E; Die&#x017F;en Ja&#x0364;ger rief &#x017F;ie auf ihr Zim-<lb/>
mer, und &#x017F;agte ihm, er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihr des Joggeli willt<lb/>
Geld? und die Ungeziefer Hi&#x017F;torie unter die Bauern<lb/>
von Bonnal bringen, und wenn es auch &#x017F;chon etli-<lb/>
che Maaß Wein ko&#x017F;te, &#x017F;uchen aufzutreiben, was<lb/>
die Leute in die&#x017F;er Gegend u&#x0364;ber die&#x017F;e drey Herren<lb/>
und ihre &#x017F;cho&#x0364;ne neue Ordnung alles &#x017F;agen.</p><lb/>
        <p>Er thats wie ein Held. &#x2014; Vor Uebermorgen<lb/>
wußten alle Kinder in Bonnal das Joggeli, willt<lb/>
Geld? und die Ungeziefer Lu&#x0364;ge wie auswendig. &#x2014;<lb/>
Und der Sylvia bracht er ab dem Riedt heim, es &#x017F;ey<lb/>
eine Lumpen-Maurersfrau, die, wie man glaube,<lb/>
dem Junker gar wohl gefalle, an allem Schuld;<lb/>
&#x017F;ie habe dem Lieutenant die neue Schulordnung und<lb/>
das Spinnen und Lernen mit einander angegeben,<lb/>
und ihm im Anfang in der Schul &#x017F;elber zeigen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wie &#x017F;ie es mache. &#x2014; Die Kinder lernen zwar<lb/>
mehr; aber &#x017F;ie werden geizig und hochmu&#x0364;thig, und<lb/>
verachten die Aeltern, und meynen es wi&#x017F;&#x017F;e Nie-<lb/>
mand nichts als &#x017F;ie. Und dann &#x2014; der Junker ha-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0040] herum gebettelt, und reichen und armen Junkern fuͤr das liebe Brod Land ausgemeſſen; er ſey aber, nach ſeiner Erzaͤhlung, woruͤber angetroffen, hochmuͤ- thig, und ſo verachtet worden, daß die Dienſte in den Schloͤſſern die Bauern und das junge Volk allenthal- ben gegen ihn aufgehezt, ſo daß ſie ihm hinter allen Hecken nachgerufen: „Joggeli willt Geld? und Jog- geli haſt Geld?„ Dieſen Jaͤger rief ſie auf ihr Zim- mer, und ſagte ihm, er muͤſſe ihr des Joggeli willt Geld? und die Ungeziefer Hiſtorie unter die Bauern von Bonnal bringen, und wenn es auch ſchon etli- che Maaß Wein koſte, ſuchen aufzutreiben, was die Leute in dieſer Gegend uͤber dieſe drey Herren und ihre ſchoͤne neue Ordnung alles ſagen. Er thats wie ein Held. — Vor Uebermorgen wußten alle Kinder in Bonnal das Joggeli, willt Geld? und die Ungeziefer Luͤge wie auswendig. — Und der Sylvia bracht er ab dem Riedt heim, es ſey eine Lumpen-Maurersfrau, die, wie man glaube, dem Junker gar wohl gefalle, an allem Schuld; ſie habe dem Lieutenant die neue Schulordnung und das Spinnen und Lernen mit einander angegeben, und ihm im Anfang in der Schul ſelber zeigen muͤſſen wie ſie es mache. — Die Kinder lernen zwar mehr; aber ſie werden geizig und hochmuͤthig, und verachten die Aeltern, und meynen es wiſſe Nie- mand nichts als ſie. Und dann — der Junker ha-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/40
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/40>, abgerufen am 24.11.2024.