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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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man, wenn sie auch in den Büchern vollends in
Ordnung kommen würden, am Ende doch Weiber
nöthig habe, sie im Dorfe in Ordnung zu bringen,
wenn sie nicht darinn seyen; z. Ex. ob in ihrer Gasse
die Kindbetterinnen versorget? Ob man mit den
säugenden und kleinen Kindern in allen Theilen so
umgehe, daß sie dabey gesund seyn und trühen (zu-
nehmen) können? Wie es mit der Reinlichkeit in
jedem Haus, im Geräth, an den Kleidern und an
den Leuten selber aussehe? Wie es mit dem kleinen
und großen Weibereigenthum, dem Hausvorrath,
und der Ordnung mit demselben, in allen Stücken
stehe? Ob er besorgt und unterhalten werde? Ob
und wie die Mütter sich auf das Aufwachsen ihrer
Kinder, und auf ihr künftiges Aussteuern allent-
halben, wie es brav und in ihren Haushaltungen
nothwendig ist, zu rechter Zeit vorbereiten? und
so weiter --

Man war bald einig, das sey gut; und der
Junker versammelte sogleich seinen Weiberbund,
und theilte die 5 Gassen unter sie ab; aber dem
Mareili war eine einzige Gasse zu eng, es sagte, es
sey in allen daheim, und wolle keine allein, und
versprach den andern in allem an die Hand zu ge-
hen, und das war diesen auch gar recht; sie wuß-
ten, daß jedermann an ihns gewöhnt, und daß es
schon, so lange es Baumwollen ausgiebt, den Leu-
ten immer in den Ohren gelegen, sie sollten in ih-

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man, wenn ſie auch in den Buͤchern vollends in
Ordnung kommen wuͤrden, am Ende doch Weiber
noͤthig habe, ſie im Dorfe in Ordnung zu bringen,
wenn ſie nicht darinn ſeyen; z. Ex. ob in ihrer Gaſſe
die Kindbetterinnen verſorget? Ob man mit den
ſaͤugenden und kleinen Kindern in allen Theilen ſo
umgehe, daß ſie dabey geſund ſeyn und truͤhen (zu-
nehmen) koͤnnen? Wie es mit der Reinlichkeit in
jedem Haus, im Geraͤth, an den Kleidern und an
den Leuten ſelber ausſehe? Wie es mit dem kleinen
und großen Weibereigenthum, dem Hausvorrath,
und der Ordnung mit demſelben, in allen Stuͤcken
ſtehe? Ob er beſorgt und unterhalten werde? Ob
und wie die Muͤtter ſich auf das Aufwachſen ihrer
Kinder, und auf ihr kuͤnftiges Ausſteuern allent-
halben, wie es brav und in ihren Haushaltungen
nothwendig iſt, zu rechter Zeit vorbereiten? und
ſo weiter —

Man war bald einig, das ſey gut; und der
Junker verſammelte ſogleich ſeinen Weiberbund,
und theilte die 5 Gaſſen unter ſie ab; aber dem
Mareili war eine einzige Gaſſe zu eng, es ſagte, es
ſey in allen daheim, und wolle keine allein, und
verſprach den andern in allem an die Hand zu ge-
hen, und das war dieſen auch gar recht; ſie wuß-
ten, daß jedermann an ihns gewoͤhnt, und daß es
ſchon, ſo lange es Baumwollen ausgiebt, den Leu-
ten immer in den Ohren gelegen, ſie ſollten in ih-

R 4
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[263/0281] man, wenn ſie auch in den Buͤchern vollends in Ordnung kommen wuͤrden, am Ende doch Weiber noͤthig habe, ſie im Dorfe in Ordnung zu bringen, wenn ſie nicht darinn ſeyen; z. Ex. ob in ihrer Gaſſe die Kindbetterinnen verſorget? Ob man mit den ſaͤugenden und kleinen Kindern in allen Theilen ſo umgehe, daß ſie dabey geſund ſeyn und truͤhen (zu- nehmen) koͤnnen? Wie es mit der Reinlichkeit in jedem Haus, im Geraͤth, an den Kleidern und an den Leuten ſelber ausſehe? Wie es mit dem kleinen und großen Weibereigenthum, dem Hausvorrath, und der Ordnung mit demſelben, in allen Stuͤcken ſtehe? Ob er beſorgt und unterhalten werde? Ob und wie die Muͤtter ſich auf das Aufwachſen ihrer Kinder, und auf ihr kuͤnftiges Ausſteuern allent- halben, wie es brav und in ihren Haushaltungen nothwendig iſt, zu rechter Zeit vorbereiten? und ſo weiter — Man war bald einig, das ſey gut; und der Junker verſammelte ſogleich ſeinen Weiberbund, und theilte die 5 Gaſſen unter ſie ab; aber dem Mareili war eine einzige Gaſſe zu eng, es ſagte, es ſey in allen daheim, und wolle keine allein, und verſprach den andern in allem an die Hand zu ge- hen, und das war dieſen auch gar recht; ſie wuß- ten, daß jedermann an ihns gewoͤhnt, und daß es ſchon, ſo lange es Baumwollen ausgiebt, den Leu- ten immer in den Ohren gelegen, ſie ſollten in ih- R 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/281>, abgerufen am 07.05.2024.