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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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erhob sein Herz: Er sagte ihnen noch einmal, ich
kann mir nicht vorstellen, daß ihr mich, und mit
mir euch selber, also betrügen wollet, mir hierinn
euer Wort nicht zu halten; und fehlet ihr mir nicht,
so kann ich euch versprechen, mit der Hilfe Gottes
soll in kurzen Jahren nicht leicht mehr eines unter
euch seyn, das nicht mit Ruhe und Freude auf Kind
und Kindeskinder herab sehen könne. --

Mit diesem verließ er die Aeltern, gieng noch
eine Weile zu den tanzenden Kindern, sahe mit Lust
ihre Freuden-Reihen, und dachte mit noch größe-
rer Lust an seine Gesezgebung, mit der er zu der
Quelle dieser Freuden Sorge tragen wolle, und lä-
chelte der Last entgegen, die ihm diese Vater-Freu-
de auflegen würde.

Und am Abend, um 4 Uhr, umringte ihn der
Kreis der tanzenden Jugend; die Braut dankte ihm
im Namen der Hochzeitleute, und der Gemeinde,
für seinen Freudentag, den er ihnen allen zum Freu-
dentag gemacht, und ein lautes Rufen des danken-
den Volks unterbrach die redende Braut. Er führte
sie dann noch aus dem Pfarrhaus heim in ihre
Hütte; das ganze Dorf begleitete ihn dahin, dankte
ihm noch einmal, als er da in den Wagen saß
und fort fuhr.



erhob ſein Herz: Er ſagte ihnen noch einmal, ich
kann mir nicht vorſtellen, daß ihr mich, und mit
mir euch ſelber, alſo betruͤgen wollet, mir hierinn
euer Wort nicht zu halten; und fehlet ihr mir nicht,
ſo kann ich euch verſprechen, mit der Hilfe Gottes
ſoll in kurzen Jahren nicht leicht mehr eines unter
euch ſeyn, das nicht mit Ruhe und Freude auf Kind
und Kindeskinder herab ſehen koͤnne. —

Mit dieſem verließ er die Aeltern, gieng noch
eine Weile zu den tanzenden Kindern, ſahe mit Luſt
ihre Freuden-Reihen, und dachte mit noch groͤße-
rer Luſt an ſeine Geſezgebung, mit der er zu der
Quelle dieſer Freuden Sorge tragen wolle, und laͤ-
chelte der Laſt entgegen, die ihm dieſe Vater-Freu-
de auflegen wuͤrde.

Und am Abend, um 4 Uhr, umringte ihn der
Kreis der tanzenden Jugend; die Braut dankte ihm
im Namen der Hochzeitleute, und der Gemeinde,
fuͤr ſeinen Freudentag, den er ihnen allen zum Freu-
dentag gemacht, und ein lautes Rufen des danken-
den Volks unterbrach die redende Braut. Er fuͤhrte
ſie dann noch aus dem Pfarrhaus heim in ihre
Huͤtte; das ganze Dorf begleitete ihn dahin, dankte
ihm noch einmal, als er da in den Wagen ſaß
und fort fuhr.



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[239/0257] erhob ſein Herz: Er ſagte ihnen noch einmal, ich kann mir nicht vorſtellen, daß ihr mich, und mit mir euch ſelber, alſo betruͤgen wollet, mir hierinn euer Wort nicht zu halten; und fehlet ihr mir nicht, ſo kann ich euch verſprechen, mit der Hilfe Gottes ſoll in kurzen Jahren nicht leicht mehr eines unter euch ſeyn, das nicht mit Ruhe und Freude auf Kind und Kindeskinder herab ſehen koͤnne. — Mit dieſem verließ er die Aeltern, gieng noch eine Weile zu den tanzenden Kindern, ſahe mit Luſt ihre Freuden-Reihen, und dachte mit noch groͤße- rer Luſt an ſeine Geſezgebung, mit der er zu der Quelle dieſer Freuden Sorge tragen wolle, und laͤ- chelte der Laſt entgegen, die ihm dieſe Vater-Freu- de auflegen wuͤrde. Und am Abend, um 4 Uhr, umringte ihn der Kreis der tanzenden Jugend; die Braut dankte ihm im Namen der Hochzeitleute, und der Gemeinde, fuͤr ſeinen Freudentag, den er ihnen allen zum Freu- dentag gemacht, und ein lautes Rufen des danken- den Volks unterbrach die redende Braut. Er fuͤhrte ſie dann noch aus dem Pfarrhaus heim in ihre Huͤtte; das ganze Dorf begleitete ihn dahin, dankte ihm noch einmal, als er da in den Wagen ſaß und fort fuhr.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/257>, abgerufen am 21.11.2024.