mit Kopfschütteln, Maulverziehen, Augenverziehen, Nasenrümpfen, und dergleichen Zeichen, mit denen sie sämtlich gar wohl versehen sind, zu verstehen geben.
Auch brachte er seine Bonnaler Bauern dahin, daß sie ihre wahre Meynung gar nicht mehr vor ihm verbargen, und z. Ex. über das Stehlen, vor dem Junker und dem Pfarrer gerade heraussagten, das Volk stehle allenthalben, wo man ihns nicht mit vieler Mühe, Arbeit und Sorgfalt dahinbrin- ge, daß es nicht mehr stehle.
§. 43. Volksbegriffe über das Stehlen.
Sie sagten gerade heraus, das Stehlen stecke in dem Menschen, und das Nichtstehlen müsse man ihn lehren; aber an den meisten Orten könne man nicht einmal das, und an vielen Orten wolle man es nicht.
Allenthalben, wo keine Ordnung sey; allent- halben, wo der Landes Fleiß nicht fest gegründet; allenthalben, wo Zügellosigkeit und Liederlichkeit im Schwang geht, da stihlt das Volk. -- Wie- der, wo es unterdrückt wird, und keinen Schutz findet -- wieder, wo es nicht lernt zum Geld
mit Kopfſchuͤtteln, Maulverziehen, Augenverziehen, Naſenruͤmpfen, und dergleichen Zeichen, mit denen ſie ſaͤmtlich gar wohl verſehen ſind, zu verſtehen geben.
Auch brachte er ſeine Bonnaler Bauern dahin, daß ſie ihre wahre Meynung gar nicht mehr vor ihm verbargen, und z. Ex. uͤber das Stehlen, vor dem Junker und dem Pfarrer gerade herausſagten, das Volk ſtehle allenthalben, wo man ihns nicht mit vieler Muͤhe, Arbeit und Sorgfalt dahinbrin- ge, daß es nicht mehr ſtehle.
§. 43. Volksbegriffe uͤber das Stehlen.
Sie ſagten gerade heraus, das Stehlen ſtecke in dem Menſchen, und das Nichtſtehlen muͤſſe man ihn lehren; aber an den meiſten Orten koͤnne man nicht einmal das, und an vielen Orten wolle man es nicht.
Allenthalben, wo keine Ordnung ſey; allent- halben, wo der Landes Fleiß nicht feſt gegruͤndet; allenthalben, wo Zuͤgelloſigkeit und Liederlichkeit im Schwang geht, da ſtihlt das Volk. — Wie- der, wo es unterdruͤckt wird, und keinen Schutz findet — wieder, wo es nicht lernt zum Geld
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0198"n="180"/>
mit Kopfſchuͤtteln, Maulverziehen, Augenverziehen,<lb/>
Naſenruͤmpfen, und dergleichen Zeichen, mit denen<lb/>ſie ſaͤmtlich gar wohl verſehen ſind, zu verſtehen<lb/>
geben.</p><lb/><p>Auch brachte er ſeine Bonnaler Bauern dahin,<lb/>
daß ſie ihre wahre Meynung gar nicht mehr vor<lb/>
ihm verbargen, und z. Ex. uͤber das Stehlen, vor<lb/>
dem Junker und dem Pfarrer gerade herausſagten,<lb/>
das Volk ſtehle allenthalben, wo man ihns nicht<lb/>
mit vieler Muͤhe, Arbeit und Sorgfalt dahinbrin-<lb/>
ge, daß es nicht mehr ſtehle.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head>§. 43.<lb/>
Volksbegriffe uͤber das Stehlen.</head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>ie ſagten gerade heraus, das Stehlen ſtecke in<lb/>
dem Menſchen, und das Nichtſtehlen muͤſſe man<lb/>
ihn lehren; aber an den meiſten Orten koͤnne man<lb/>
nicht einmal das, und an vielen Orten wolle man<lb/>
es nicht.</p><lb/><p>Allenthalben, wo keine Ordnung ſey; allent-<lb/>
halben, wo der Landes Fleiß nicht feſt gegruͤndet;<lb/>
allenthalben, wo Zuͤgelloſigkeit und Liederlichkeit<lb/>
im Schwang geht, da ſtihlt das Volk. — Wie-<lb/>
der, wo es unterdruͤckt wird, und keinen Schutz<lb/>
findet — wieder, wo es nicht lernt zum Geld<lb/></p></div></body></text></TEI>
[180/0198]
mit Kopfſchuͤtteln, Maulverziehen, Augenverziehen,
Naſenruͤmpfen, und dergleichen Zeichen, mit denen
ſie ſaͤmtlich gar wohl verſehen ſind, zu verſtehen
geben.
Auch brachte er ſeine Bonnaler Bauern dahin,
daß ſie ihre wahre Meynung gar nicht mehr vor
ihm verbargen, und z. Ex. uͤber das Stehlen, vor
dem Junker und dem Pfarrer gerade herausſagten,
das Volk ſtehle allenthalben, wo man ihns nicht
mit vieler Muͤhe, Arbeit und Sorgfalt dahinbrin-
ge, daß es nicht mehr ſtehle.
§. 43.
Volksbegriffe uͤber das Stehlen.
Sie ſagten gerade heraus, das Stehlen ſtecke in
dem Menſchen, und das Nichtſtehlen muͤſſe man
ihn lehren; aber an den meiſten Orten koͤnne man
nicht einmal das, und an vielen Orten wolle man
es nicht.
Allenthalben, wo keine Ordnung ſey; allent-
halben, wo der Landes Fleiß nicht feſt gegruͤndet;
allenthalben, wo Zuͤgelloſigkeit und Liederlichkeit
im Schwang geht, da ſtihlt das Volk. — Wie-
der, wo es unterdruͤckt wird, und keinen Schutz
findet — wieder, wo es nicht lernt zum Geld
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/198>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.