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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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daß er oft mit einer Art Sehnsucht beym Stun-
denschlag zu sich selber sagte, wann izt die Uhr noch
so und so manchmal schlagt, so bin ich dann dort!
-- Er sagte so gern, das Leben dünke ihn nichts
-- und da er einmal sah, daß es Therese wehe that,
sagte er zu ihr -- kränke dich doch nicht darüber,
daß ich das sage, Geliebte! die Ueberzeugung, daß
das Leben nichts ist, ist mir Ueberzeugung der Un-
sterblichkeit! -- und sezte hinzu, Fleisch und Blut
können nicht glauben, daß das Leben nichts ist,
vom Wurm hinauf bis zum Menschen ist ihnen das
Leben alles. -- Er hielt seinen Tod für gewiß, und
nahm am fünften Tage von allen Abschied -- es
war ihm diesen Morgen leicht ums Herz.

Die Sonne gieng schön auf, er sah gegen sie
hin, und sagte zu Therese, sie stehet auf zu ihrem
Tagwerk; suchte dann mit Worten, denen er Stun-
den lang nachgedacht, ihre gute Seele zu der Noth-
wendigkeit des Seinigen vorzubereiten. --

Sie faßte ihre Kräfte zusammen -- und er
schien so ruhig -- und sagte so herzlich, so manch-
mal, und so heiter, es sey ja nur zur Vorsorge,
daß sie heute minder litte, als an einem andern
Tage. --

Er redte zuerst von seinen Kindern, drang auf
die Fortsetzung einer einfachen häuslichen Arbeits-

daß er oft mit einer Art Sehnſucht beym Stun-
denſchlag zu ſich ſelber ſagte, wann izt die Uhr noch
ſo und ſo manchmal ſchlagt, ſo bin ich dann dort!
— Er ſagte ſo gern, das Leben duͤnke ihn nichts
— und da er einmal ſah, daß es Thereſe wehe that,
ſagte er zu ihr — kraͤnke dich doch nicht daruͤber,
daß ich das ſage, Geliebte! die Ueberzeugung, daß
das Leben nichts iſt, iſt mir Ueberzeugung der Un-
ſterblichkeit! — und ſezte hinzu, Fleiſch und Blut
koͤnnen nicht glauben, daß das Leben nichts iſt,
vom Wurm hinauf bis zum Menſchen iſt ihnen das
Leben alles. — Er hielt ſeinen Tod fuͤr gewiß, und
nahm am fuͤnften Tage von allen Abſchied — es
war ihm dieſen Morgen leicht ums Herz.

Die Sonne gieng ſchoͤn auf, er ſah gegen ſie
hin, und ſagte zu Thereſe, ſie ſtehet auf zu ihrem
Tagwerk; ſuchte dann mit Worten, denen er Stun-
den lang nachgedacht, ihre gute Seele zu der Noth-
wendigkeit des Seinigen vorzubereiten. —

Sie faßte ihre Kraͤfte zuſammen — und er
ſchien ſo ruhig — und ſagte ſo herzlich, ſo manch-
mal, und ſo heiter, es ſey ja nur zur Vorſorge,
daß ſie heute minder litte, als an einem andern
Tage. —

Er redte zuerſt von ſeinen Kindern, drang auf
die Fortſetzung einer einfachen haͤuslichen Arbeits-

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[92/0110] daß er oft mit einer Art Sehnſucht beym Stun- denſchlag zu ſich ſelber ſagte, wann izt die Uhr noch ſo und ſo manchmal ſchlagt, ſo bin ich dann dort! — Er ſagte ſo gern, das Leben duͤnke ihn nichts — und da er einmal ſah, daß es Thereſe wehe that, ſagte er zu ihr — kraͤnke dich doch nicht daruͤber, daß ich das ſage, Geliebte! die Ueberzeugung, daß das Leben nichts iſt, iſt mir Ueberzeugung der Un- ſterblichkeit! — und ſezte hinzu, Fleiſch und Blut koͤnnen nicht glauben, daß das Leben nichts iſt, vom Wurm hinauf bis zum Menſchen iſt ihnen das Leben alles. — Er hielt ſeinen Tod fuͤr gewiß, und nahm am fuͤnften Tage von allen Abſchied — es war ihm dieſen Morgen leicht ums Herz. Die Sonne gieng ſchoͤn auf, er ſah gegen ſie hin, und ſagte zu Thereſe, ſie ſtehet auf zu ihrem Tagwerk; ſuchte dann mit Worten, denen er Stun- den lang nachgedacht, ihre gute Seele zu der Noth- wendigkeit des Seinigen vorzubereiten. — Sie faßte ihre Kraͤfte zuſammen — und er ſchien ſo ruhig — und ſagte ſo herzlich, ſo manch- mal, und ſo heiter, es ſey ja nur zur Vorſorge, daß ſie heute minder litte, als an einem andern Tage. — Er redte zuerſt von ſeinen Kindern, drang auf die Fortſetzung einer einfachen haͤuslichen Arbeits-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/110>, abgerufen am 24.11.2024.