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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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pe hinauf zu seinem Bruder, der noch im
Bett war; und zu einem Kind nach dem
anderen, und zeigte ihnen, was es heute
am Morgen schon von der Junkerin für ei-
nen Kram bekommen.

Es kam aber bald wieder herunter und
suchte dem Klaus vom feinsten Garn das es
im Haus hatte, aus, zu einem paar Kap-
pen, legte ihm wohl das halbe gutes Tür-
kengarn und dunkelblaues dazu, daß sie recht
schön werden; und er mußte das abnehmen;
es liesse ihn nicht zum Haus hinaus bis er's
im Sak hatte.

Dem Junker aber hiesse es ihn nicht dan-
ken, es lief mit ihm in's Pfarrhaus und
that es selber.

Der Junker sagte ihm mit Lachen, wenn
es ihn's so freue, so solle es einmal in's
Schloß kommen, und seiner Frauen selber
danken.

Wie wollte ich auch das dörfen? sagte
das Mareylj -- und der Junker: warum
solltest du das nicht dörfen?

Darauf sagte es wieder: es ist jezt über
30 Jahr sint dem ich niemal mehr in eue-
rem Schloß gewesen; Da einmal euere
Großmutter -- nein -- euers Großvaters
Mutter hat noch gelebt; aber sie ist da just
in dem Sommer darauf gestorben -- da

pe hinauf zu ſeinem Bruder, der noch im
Bett war; und zu einem Kind nach dem
anderen, und zeigte ihnen, was es heute
am Morgen ſchon von der Junkerin fuͤr ei-
nen Kram bekommen.

Es kam aber bald wieder herunter und
ſuchte dem Klaus vom feinſten Garn das es
im Haus hatte, aus, zu einem paar Kap-
pen, legte ihm wohl das halbe gutes Tuͤr-
kengarn und dunkelblaues dazu, daß ſie recht
ſchoͤn werden; und er mußte das abnehmen;
es lieſſe ihn nicht zum Haus hinaus bis er’s
im Sak hatte.

Dem Junker aber hieſſe es ihn nicht dan-
ken, es lief mit ihm in’s Pfarrhaus und
that es ſelber.

Der Junker ſagte ihm mit Lachen, wenn
es ihn’s ſo freue, ſo ſolle es einmal in’s
Schloß kommen, und ſeiner Frauen ſelber
danken.

Wie wollte ich auch das doͤrfen? ſagte
das Mareylj — und der Junker: warum
ſollteſt du das nicht doͤrfen?

Darauf ſagte es wieder: es iſt jezt uͤber
30 Jahr ſint dem ich niemal mehr in eue-
rem Schloß geweſen; Da einmal euere
Großmutter — nein — euers Großvaters
Mutter hat noch gelebt; aber ſie iſt da juſt
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[63/0085] pe hinauf zu ſeinem Bruder, der noch im Bett war; und zu einem Kind nach dem anderen, und zeigte ihnen, was es heute am Morgen ſchon von der Junkerin fuͤr ei- nen Kram bekommen. Es kam aber bald wieder herunter und ſuchte dem Klaus vom feinſten Garn das es im Haus hatte, aus, zu einem paar Kap- pen, legte ihm wohl das halbe gutes Tuͤr- kengarn und dunkelblaues dazu, daß ſie recht ſchoͤn werden; und er mußte das abnehmen; es lieſſe ihn nicht zum Haus hinaus bis er’s im Sak hatte. Dem Junker aber hieſſe es ihn nicht dan- ken, es lief mit ihm in’s Pfarrhaus und that es ſelber. Der Junker ſagte ihm mit Lachen, wenn es ihn’s ſo freue, ſo ſolle es einmal in’s Schloß kommen, und ſeiner Frauen ſelber danken. Wie wollte ich auch das doͤrfen? ſagte das Mareylj — und der Junker: warum ſollteſt du das nicht doͤrfen? Darauf ſagte es wieder: es iſt jezt uͤber 30 Jahr ſint dem ich niemal mehr in eue- rem Schloß geweſen; Da einmal euere Großmutter — nein — euers Großvaters Mutter hat noch gelebt; aber ſie iſt da juſt in dem Sommer darauf geſtorben — da

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/85>, abgerufen am 03.05.2024.