Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

sie wollen, und machen ihm einen Verdruß
nach dem andern; ihrer etliche sind wie wenn
sie eine Freude daran hätten, wenn nur alles
viel kostet, und drauf und drüber geht was
nur möglich: dem Kriecher hat er vom er-
sten Tag an einmal über das andere gesagt;
er solle doch den Kalch spahren und das Pfla-
ster nicht so fett anmachen; der Grund ist,
weil man den Kalch wohl 7 Stund übers
Gebirg herführen muß, und ein jedes Fäßlj
bis auf 3 Gulden kostet. --

Aber er konnte lang sagen; der Kerl ar-
beitete den Kalch, daß die Maurer alle Au-
genblik ganze Schollen, manchmal so groß als
ein Baumnuß, lautern unvergangnen Kalch
darinn fanden.

Der Lienert wußte sich nicht anderst zu hel-
fen, als ihn und noch einen von dieser Ar-
beit wegzuthun, und an eine andere zu stel-
len; dafür brauchten sie dann hinter ihm
das Maul, hiessen ihn Wohldieners-Unglüks-
stifter und Egyptischen Treiber; brummten
unter einander darüber wie Bären, und sag-
ten es gehe ihn nichts an, der Junker werde
noch Junker bleiben wenn er das Fäßlj Kalch,
das er aus ihnen herausschinden wolle, schon
minder habe.

Der Meister hätte sie gradzu wegschiken
und nicht an eine andere Arbeit stellen sollen

die

ſie wollen, und machen ihm einen Verdruß
nach dem andern; ihrer etliche ſind wie wenn
ſie eine Freude daran haͤtten, wenn nur alles
viel koſtet, und drauf und druͤber geht was
nur moͤglich: dem Kriecher hat er vom er-
ſten Tag an einmal uͤber das andere geſagt;
er ſolle doch den Kalch ſpahren und das Pfla-
ſter nicht ſo fett anmachen; der Grund iſt,
weil man den Kalch wohl 7 Stund uͤbers
Gebirg herfuͤhren muß, und ein jedes Faͤßlj
bis auf 3 Gulden koſtet. —

Aber er konnte lang ſagen; der Kerl ar-
beitete den Kalch, daß die Maurer alle Au-
genblik ganze Schollen, manchmal ſo groß als
ein Baumnuß, lautern unvergangnen Kalch
darinn fanden.

Der Lienert wußte ſich nicht anderſt zu hel-
fen, als ihn und noch einen von dieſer Ar-
beit wegzuthun, und an eine andere zu ſtel-
len; dafuͤr brauchten ſie dann hinter ihm
das Maul, hieſſen ihn Wohldieners-Ungluͤks-
ſtifter und Egyptiſchen Treiber; brummten
unter einander daruͤber wie Baͤren, und ſag-
ten es gehe ihn nichts an, der Junker werde
noch Junker bleiben wenn er das Faͤßlj Kalch,
das er aus ihnen herausſchinden wolle, ſchon
minder habe.

Der Meiſter haͤtte ſie gradzu wegſchiken
und nicht an eine andere Arbeit ſtellen ſollen

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="32"/>
&#x017F;ie wollen, und machen ihm einen Verdruß<lb/>
nach dem andern; ihrer etliche &#x017F;ind wie wenn<lb/>
&#x017F;ie eine Freude daran ha&#x0364;tten, wenn nur alles<lb/>
viel ko&#x017F;tet, und drauf und dru&#x0364;ber geht was<lb/>
nur mo&#x0364;glich: dem Kriecher hat er vom er-<lb/>
&#x017F;ten Tag an einmal u&#x0364;ber das andere ge&#x017F;agt;<lb/>
er &#x017F;olle doch den Kalch &#x017F;pahren und das Pfla-<lb/>
&#x017F;ter nicht &#x017F;o fett anmachen; der Grund i&#x017F;t,<lb/>
weil man den Kalch wohl 7 Stund u&#x0364;bers<lb/>
Gebirg herfu&#x0364;hren muß, und ein jedes Fa&#x0364;ßlj<lb/>
bis auf 3 Gulden ko&#x017F;tet. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Aber er konnte lang &#x017F;agen; der Kerl ar-<lb/>
beitete den Kalch, daß die Maurer alle Au-<lb/>
genblik ganze Schollen, manchmal &#x017F;o groß als<lb/>
ein Baumnuß, lautern unvergangnen Kalch<lb/>
darinn fanden.</p><lb/>
        <p>Der Lienert wußte &#x017F;ich nicht ander&#x017F;t zu hel-<lb/>
fen, als ihn und noch einen von die&#x017F;er Ar-<lb/>
beit wegzuthun, und an eine andere zu &#x017F;tel-<lb/>
len; dafu&#x0364;r brauchten &#x017F;ie dann hinter ihm<lb/>
das Maul, hie&#x017F;&#x017F;en ihn Wohldieners-Unglu&#x0364;ks-<lb/>
&#x017F;tifter und Egypti&#x017F;chen Treiber; brummten<lb/>
unter einander daru&#x0364;ber wie Ba&#x0364;ren, und &#x017F;ag-<lb/>
ten es gehe ihn nichts an, der Junker werde<lb/>
noch Junker bleiben wenn er das Fa&#x0364;ßlj Kalch,<lb/>
das er aus ihnen heraus&#x017F;chinden wolle, &#x017F;chon<lb/>
minder habe.</p><lb/>
        <p>Der Mei&#x017F;ter ha&#x0364;tte &#x017F;ie gradzu weg&#x017F;chiken<lb/>
und nicht an eine andere Arbeit &#x017F;tellen &#x017F;ollen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0054] ſie wollen, und machen ihm einen Verdruß nach dem andern; ihrer etliche ſind wie wenn ſie eine Freude daran haͤtten, wenn nur alles viel koſtet, und drauf und druͤber geht was nur moͤglich: dem Kriecher hat er vom er- ſten Tag an einmal uͤber das andere geſagt; er ſolle doch den Kalch ſpahren und das Pfla- ſter nicht ſo fett anmachen; der Grund iſt, weil man den Kalch wohl 7 Stund uͤbers Gebirg herfuͤhren muß, und ein jedes Faͤßlj bis auf 3 Gulden koſtet. — Aber er konnte lang ſagen; der Kerl ar- beitete den Kalch, daß die Maurer alle Au- genblik ganze Schollen, manchmal ſo groß als ein Baumnuß, lautern unvergangnen Kalch darinn fanden. Der Lienert wußte ſich nicht anderſt zu hel- fen, als ihn und noch einen von dieſer Ar- beit wegzuthun, und an eine andere zu ſtel- len; dafuͤr brauchten ſie dann hinter ihm das Maul, hieſſen ihn Wohldieners-Ungluͤks- ſtifter und Egyptiſchen Treiber; brummten unter einander daruͤber wie Baͤren, und ſag- ten es gehe ihn nichts an, der Junker werde noch Junker bleiben wenn er das Faͤßlj Kalch, das er aus ihnen herausſchinden wolle, ſchon minder habe. Der Meiſter haͤtte ſie gradzu wegſchiken und nicht an eine andere Arbeit ſtellen ſollen die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/54
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/54>, abgerufen am 23.11.2024.