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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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mir leken, wenn ich nur Ja sagte; und ich
weis gar nicht, was diese sich einbildet, und
was sie meynt, daß sie besonders habe, und
warum ich leiden sollte, daß sie mich aufzieht;
und ich würde mich keinen Augenblik besinnen
sie hoken (sizen) zu lassen, wie sie hoket, inson-
derheit auf das hin, was man mir jezt von
ihr erzählt; und nur allein euch zu gefallen,
weil ihr es so gern hättet, und schon so viel
Mühe damit gehabt hattet, will ich doch nicht
grad völlig von ihr abstehen, und glauben,
wenn es schon fast nicht zu glauben ist, es sey
nicht wahr, was man von ihr erzählt. Aber
lang will ich das doch nicht mehr so haben;
und ihr könnet es ihr nur sagen, wenn sie dieses
wolle, oder es mit dem Bettelbuben sey, wie
man redet, daß sie ihn neben mich stelle, so
solle sie sich meiner nur kein Acht mehr nehmen.

Dieses hab ich nicht unterlassen können, euch
zu schreiben. Womit, in den Schirm Gottes
wohl befohlen, verbleibe,

Herzvielgeliebte Frau Bas Untervögtin,
Euer getreuer Vetter,
Hans Ulrich Ochsenfeißt,
Mezger und Sonnenwirth.

mir leken, wenn ich nur Ja ſagte; und ich
weis gar nicht, was dieſe ſich einbildet, und
was ſie meynt, daß ſie beſonders habe, und
warum ich leiden ſollte, daß ſie mich aufzieht;
und ich wuͤrde mich keinen Augenblik beſinnen
ſie hoken (ſizen) zu laſſen, wie ſie hoket, inſon-
derheit auf das hin, was man mir jezt von
ihr erzaͤhlt; und nur allein euch zu gefallen,
weil ihr es ſo gern haͤttet, und ſchon ſo viel
Muͤhe damit gehabt hattet, will ich doch nicht
grad voͤllig von ihr abſtehen, und glauben,
wenn es ſchon faſt nicht zu glauben iſt, es ſey
nicht wahr, was man von ihr erzaͤhlt. Aber
lang will ich das doch nicht mehr ſo haben;
und ihr koͤnnet es ihr nur ſagen, wenn ſie dieſes
wolle, oder es mit dem Bettelbuben ſey, wie
man redet, daß ſie ihn neben mich ſtelle, ſo
ſolle ſie ſich meiner nur kein Acht mehr nehmen.

Dieſes hab ich nicht unterlaſſen koͤnnen, euch
zu ſchreiben. Womit, in den Schirm Gottes
wohl befohlen, verbleibe,

Herzvielgeliebte Frau Bas Untervoͤgtin,
Euer getreuer Vetter,
Hans Ulrich Ochſenfeißt,
Mezger und Sonnenwirth.

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[363/0385] mir leken, wenn ich nur Ja ſagte; und ich weis gar nicht, was dieſe ſich einbildet, und was ſie meynt, daß ſie beſonders habe, und warum ich leiden ſollte, daß ſie mich aufzieht; und ich wuͤrde mich keinen Augenblik beſinnen ſie hoken (ſizen) zu laſſen, wie ſie hoket, inſon- derheit auf das hin, was man mir jezt von ihr erzaͤhlt; und nur allein euch zu gefallen, weil ihr es ſo gern haͤttet, und ſchon ſo viel Muͤhe damit gehabt hattet, will ich doch nicht grad voͤllig von ihr abſtehen, und glauben, wenn es ſchon faſt nicht zu glauben iſt, es ſey nicht wahr, was man von ihr erzaͤhlt. Aber lang will ich das doch nicht mehr ſo haben; und ihr koͤnnet es ihr nur ſagen, wenn ſie dieſes wolle, oder es mit dem Bettelbuben ſey, wie man redet, daß ſie ihn neben mich ſtelle, ſo ſolle ſie ſich meiner nur kein Acht mehr nehmen. Dieſes hab ich nicht unterlaſſen koͤnnen, euch zu ſchreiben. Womit, in den Schirm Gottes wohl befohlen, verbleibe, Herzvielgeliebte Frau Bas Untervoͤgtin, Euer getreuer Vetter, Hans Ulrich Ochſenfeißt, Mezger und Sonnenwirth.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/385>, abgerufen am 11.05.2024.