mit ihren Saufmännern hatten, den Tag über von ihnen zu erlösen. Auch erkannten die Wei- ber, was er ihnen dadurch Gutes gethan. --
Und die Geschlagensten unter ihnen konn- ten, wo sie einander antrafen, nicht genug rüh- men und sagen, wie gut es sey, daß der liebe Gott ihm das in den Sinn gegeben.
Aber wenn er heut einer Unordnung abhalf, so gabs morn eine andere, und wenn er heut eine Schwierigkeit besiegte; so fand er morn eine neue im Weg.
Es ist natürlich; es braucht etwas ein gan- zes Dorf in eine andere Ordnung zu bringen, und denn war noch bald in einer jeden Gaß jemand, der einem jeden Schritt, den er dazu that, wie mit Fleiß Hindernisse in den Weg legte.
So wie die zehndfreyen Aeker den Spin- nerkindern mit jedem Tag sicherer und über- haupt die Hausordnung, und die Umständ der Armen besser wurden, so stieg die innere Unzu- friedenheit der neidigen Reichen, und ihrer Weiber, und ihrer Töchter, -- und ihrer Söhnen.
Und denn hatten ihm die Vorgesezten noch nichts weniger als vergessen, daß er sie ob Sa- chen, die sie nicht anderst gemacht als ihre Väter und Großväter, dennoch als wenn sie die fäulsten Schelmen gewesen, vor einem halbdozend Bet- telbuben niederknien und abbitten gemacht.
mit ihren Saufmaͤnnern hatten, den Tag uͤber von ihnen zu erloͤſen. Auch erkannten die Wei- ber, was er ihnen dadurch Gutes gethan. —
Und die Geſchlagenſten unter ihnen konn- ten, wo ſie einander antrafen, nicht genug ruͤh- men und ſagen, wie gut es ſey, daß der liebe Gott ihm das in den Sinn gegeben.
Aber wenn er heut einer Unordnung abhalf, ſo gabs morn eine andere, und wenn er heut eine Schwierigkeit beſiegte; ſo fand er morn eine neue im Weg.
Es iſt natuͤrlich; es braucht etwas ein gan- zes Dorf in eine andere Ordnung zu bringen, und denn war noch bald in einer jeden Gaß jemand, der einem jeden Schritt, den er dazu that, wie mit Fleiß Hinderniſſe in den Weg legte.
So wie die zehndfreyen Aeker den Spin- nerkindern mit jedem Tag ſicherer und uͤber- haupt die Hausordnung, und die Umſtaͤnd der Armen beſſer wurden, ſo ſtieg die innere Unzu- friedenheit der neidigen Reichen, und ihrer Weiber, und ihrer Toͤchter, — und ihrer Soͤhnen.
Und denn hatten ihm die Vorgeſezten noch nichts weniger als vergeſſen, daß er ſie ob Sa- chen, die ſie nicht anderſt gemacht als ihre Vaͤter und Großvaͤter, dennoch als wenn ſie die faͤulſten Schelmen geweſen, vor einem halbdozend Bet- telbuben niederknien und abbitten gemacht.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0351"n="329"/>
mit ihren Saufmaͤnnern hatten, den Tag uͤber<lb/>
von ihnen zu erloͤſen. Auch erkannten die Wei-<lb/>
ber, was er ihnen dadurch Gutes gethan. —</p><lb/><p>Und die Geſchlagenſten unter ihnen konn-<lb/>
ten, wo ſie einander antrafen, nicht genug ruͤh-<lb/>
men und ſagen, wie gut es ſey, daß der liebe<lb/>
Gott ihm das in den Sinn gegeben.</p><lb/><p>Aber wenn er heut einer Unordnung abhalf,<lb/>ſo gabs morn eine andere, und wenn er heut<lb/>
eine Schwierigkeit beſiegte; ſo fand er morn<lb/>
eine neue im Weg.</p><lb/><p>Es iſt natuͤrlich; es braucht etwas ein gan-<lb/>
zes Dorf in eine andere Ordnung zu bringen,<lb/>
und denn war noch bald in einer jeden Gaß<lb/>
jemand, der einem jeden Schritt, den er dazu<lb/>
that, wie mit Fleiß Hinderniſſe in den Weg<lb/>
legte.</p><lb/><p>So wie die zehndfreyen Aeker den Spin-<lb/>
nerkindern mit jedem Tag ſicherer und uͤber-<lb/>
haupt die Hausordnung, und die Umſtaͤnd der<lb/>
Armen beſſer wurden, ſo ſtieg die innere Unzu-<lb/>
friedenheit der neidigen Reichen, und ihrer<lb/>
Weiber, und ihrer Toͤchter, — und ihrer Soͤhnen.</p><lb/><p>Und denn hatten ihm die Vorgeſezten noch<lb/>
nichts weniger als vergeſſen, daß er ſie ob Sa-<lb/>
chen, die ſie nicht anderſt gemacht als ihre Vaͤter<lb/>
und Großvaͤter, dennoch als wenn ſie die faͤulſten<lb/>
Schelmen geweſen, vor einem halbdozend Bet-<lb/>
telbuben niederknien und abbitten gemacht.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[329/0351]
mit ihren Saufmaͤnnern hatten, den Tag uͤber
von ihnen zu erloͤſen. Auch erkannten die Wei-
ber, was er ihnen dadurch Gutes gethan. —
Und die Geſchlagenſten unter ihnen konn-
ten, wo ſie einander antrafen, nicht genug ruͤh-
men und ſagen, wie gut es ſey, daß der liebe
Gott ihm das in den Sinn gegeben.
Aber wenn er heut einer Unordnung abhalf,
ſo gabs morn eine andere, und wenn er heut
eine Schwierigkeit beſiegte; ſo fand er morn
eine neue im Weg.
Es iſt natuͤrlich; es braucht etwas ein gan-
zes Dorf in eine andere Ordnung zu bringen,
und denn war noch bald in einer jeden Gaß
jemand, der einem jeden Schritt, den er dazu
that, wie mit Fleiß Hinderniſſe in den Weg
legte.
So wie die zehndfreyen Aeker den Spin-
nerkindern mit jedem Tag ſicherer und uͤber-
haupt die Hausordnung, und die Umſtaͤnd der
Armen beſſer wurden, ſo ſtieg die innere Unzu-
friedenheit der neidigen Reichen, und ihrer
Weiber, und ihrer Toͤchter, — und ihrer Soͤhnen.
Und denn hatten ihm die Vorgeſezten noch
nichts weniger als vergeſſen, daß er ſie ob Sa-
chen, die ſie nicht anderſt gemacht als ihre Vaͤter
und Großvaͤter, dennoch als wenn ſie die faͤulſten
Schelmen geweſen, vor einem halbdozend Bet-
telbuben niederknien und abbitten gemacht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/351>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.