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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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den, damit sie doch auch etwas haben, das sie
auf der Zunge und im Hals an den Wein
mahne.

Mit diesem kam in vielen Haushaltungen
das einige Gute, das diese Lumpen Weib und
Kindern sonst noch liessen, das lezte Beken
Milch auch noch fort.

Der Kriecher und seines gleichen giengen
jezt am Morgen und Abend selbst in Stall zu
melken, und sperrten ihre Geißmilch auf den
Tropfen ein, damit kein Kind davon trinke,
weil sie noch süß sey.

Das, und hundert und hundert dergleichen
Sachen, machten Kreuz und Jammer in vie-
len Haushaltungen auf das äusserste steigen,
so daß alle Tage mehr Leuthe anfiengen zu sa-
gen, es dunke sie in Gottes Namen bald, es
wäre noch besser, wenn's wieder wäre wie vor
Altem; doch war auch nicht alles dieser Mey-
nung. Wer am lautesten dagegen redte, und
am meisten dawider eiferte, war das Baum-
wollen-Mareilj.

Es gab seinen Spinnerweibern allemal,
wenn sie in seiner Stube so anfangen wollten
zu klagen: der Junker hätte vielen Sünden und
Schanden, und vielem Fluchen und Schwören
vorbiegen können, wenn er das Haus offen ge-
lassen, deutsch zur Antwort: sie seyen Narren,
und reden nur vom Fluchen und Schwören;

den, damit ſie doch auch etwas haben, das ſie
auf der Zunge und im Hals an den Wein
mahne.

Mit dieſem kam in vielen Haushaltungen
das einige Gute, das dieſe Lumpen Weib und
Kindern ſonſt noch lieſſen, das lezte Beken
Milch auch noch fort.

Der Kriecher und ſeines gleichen giengen
jezt am Morgen und Abend ſelbſt in Stall zu
melken, und ſperrten ihre Geißmilch auf den
Tropfen ein, damit kein Kind davon trinke,
weil ſie noch ſuͤß ſey.

Das, und hundert und hundert dergleichen
Sachen, machten Kreuz und Jammer in vie-
len Haushaltungen auf das aͤuſſerſte ſteigen,
ſo daß alle Tage mehr Leuthe anfiengen zu ſa-
gen, es dunke ſie in Gottes Namen bald, es
waͤre noch beſſer, wenn’s wieder waͤre wie vor
Altem; doch war auch nicht alles dieſer Mey-
nung. Wer am lauteſten dagegen redte, und
am meiſten dawider eiferte, war das Baum-
wollen-Mareilj.

Es gab ſeinen Spinnerweibern allemal,
wenn ſie in ſeiner Stube ſo anfangen wollten
zu klagen: der Junker haͤtte vielen Suͤnden und
Schanden, und vielem Fluchen und Schwoͤren
vorbiegen koͤnnen, wenn er das Haus offen ge-
laſſen, deutſch zur Antwort: ſie ſeyen Narren,
und reden nur vom Fluchen und Schwoͤren;

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[326/0348] den, damit ſie doch auch etwas haben, das ſie auf der Zunge und im Hals an den Wein mahne. Mit dieſem kam in vielen Haushaltungen das einige Gute, das dieſe Lumpen Weib und Kindern ſonſt noch lieſſen, das lezte Beken Milch auch noch fort. Der Kriecher und ſeines gleichen giengen jezt am Morgen und Abend ſelbſt in Stall zu melken, und ſperrten ihre Geißmilch auf den Tropfen ein, damit kein Kind davon trinke, weil ſie noch ſuͤß ſey. Das, und hundert und hundert dergleichen Sachen, machten Kreuz und Jammer in vie- len Haushaltungen auf das aͤuſſerſte ſteigen, ſo daß alle Tage mehr Leuthe anfiengen zu ſa- gen, es dunke ſie in Gottes Namen bald, es waͤre noch beſſer, wenn’s wieder waͤre wie vor Altem; doch war auch nicht alles dieſer Mey- nung. Wer am lauteſten dagegen redte, und am meiſten dawider eiferte, war das Baum- wollen-Mareilj. Es gab ſeinen Spinnerweibern allemal, wenn ſie in ſeiner Stube ſo anfangen wollten zu klagen: der Junker haͤtte vielen Suͤnden und Schanden, und vielem Fluchen und Schwoͤren vorbiegen koͤnnen, wenn er das Haus offen ge- laſſen, deutſch zur Antwort: ſie ſeyen Narren, und reden nur vom Fluchen und Schwoͤren;

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/348>, abgerufen am 23.11.2024.