biß auf die Zähne, daß du ihn nicht an ihm selber abkühlen darfst.
Ja, sagte der Schulmeister, ich habe schon manchmal daran gedacht, wenn nur das ver- fluchte Fronfastengeld nicht wäre, so weiß ich schon, was ich thun wollte; -- und nach ei- ner Weile sezte er hinzu, wenn mich etwas in meinem Glauben irre machen könnte, so wäre es das: wie der liebe Gott es zulassen kann, daß seine treue Diener ihren wohlverdienten Lohn und ihr tägliches Brod aus der Hand sol- cher Heidenkezern ziehen sollen, denen sie so tausendmal um deswillen schweigen müssen, wenn sie noch so grosses Recht gegen sie haben.
Seine Frau sagte, sie seye einmal froh, daß er nicht hinterfür seye.
Der Siegrist antwortete ihr: er könmte es aber doch werden, wenn er so weder Tag noch Nacht keine Ruhe habe.
Und sie riethen ihm beyde, er solle in Got- tes Nahmen die Sachen nicht so zu Herzen nehmen, und einmal des Nachts nichts mehr dergleichen thun, man wisse doch nicht, was einem dabey begegnen könnte. --
biß auf die Zaͤhne, daß du ihn nicht an ihm ſelber abkuͤhlen darfſt.
Ja, ſagte der Schulmeiſter, ich habe ſchon manchmal daran gedacht, wenn nur das ver- fluchte Fronfaſtengeld nicht waͤre, ſo weiß ich ſchon, was ich thun wollte; — und nach ei- ner Weile ſezte er hinzu, wenn mich etwas in meinem Glauben irre machen koͤnnte, ſo waͤre es das: wie der liebe Gott es zulaſſen kann, daß ſeine treue Diener ihren wohlverdienten Lohn und ihr taͤgliches Brod aus der Hand ſol- cher Heidenkezern ziehen ſollen, denen ſie ſo tauſendmal um deswillen ſchweigen muͤſſen, wenn ſie noch ſo groſſes Recht gegen ſie haben.
Seine Frau ſagte, ſie ſeye einmal froh, daß er nicht hinterfuͤr ſeye.
Der Siegriſt antwortete ihr: er koͤnmte es aber doch werden, wenn er ſo weder Tag noch Nacht keine Ruhe habe.
Und ſie riethen ihm beyde, er ſolle in Got- tes Nahmen die Sachen nicht ſo zu Herzen nehmen, und einmal des Nachts nichts mehr dergleichen thun, man wiſſe doch nicht, was einem dabey begegnen koͤnnte. —
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0344"n="322"/>
biß auf die Zaͤhne, daß du ihn nicht an ihm<lb/>ſelber abkuͤhlen darfſt.</p><lb/><p>Ja, ſagte der Schulmeiſter, ich habe ſchon<lb/>
manchmal daran gedacht, wenn nur das ver-<lb/>
fluchte Fronfaſtengeld nicht waͤre, ſo weiß ich<lb/>ſchon, was ich thun wollte; — und nach ei-<lb/>
ner Weile ſezte er hinzu, wenn mich etwas in<lb/>
meinem Glauben irre machen koͤnnte, ſo waͤre<lb/>
es das: wie der liebe Gott es zulaſſen kann,<lb/>
daß ſeine treue Diener ihren wohlverdienten<lb/>
Lohn und ihr taͤgliches Brod aus der Hand ſol-<lb/>
cher Heidenkezern ziehen ſollen, denen ſie ſo<lb/>
tauſendmal um deswillen ſchweigen muͤſſen,<lb/>
wenn ſie noch ſo groſſes Recht gegen ſie haben.</p><lb/><p>Seine Frau ſagte, ſie ſeye einmal froh,<lb/>
daß er nicht hinterfuͤr ſeye.</p><lb/><p>Der Siegriſt antwortete ihr: er koͤnmte es<lb/>
aber doch werden, wenn er ſo weder Tag noch<lb/>
Nacht keine Ruhe habe.</p><lb/><p>Und ſie riethen ihm beyde, er ſolle in Got-<lb/>
tes Nahmen die Sachen nicht ſo zu Herzen<lb/>
nehmen, und einmal des Nachts nichts mehr<lb/>
dergleichen thun, man wiſſe doch nicht, was<lb/>
einem dabey begegnen koͤnnte. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[322/0344]
biß auf die Zaͤhne, daß du ihn nicht an ihm
ſelber abkuͤhlen darfſt.
Ja, ſagte der Schulmeiſter, ich habe ſchon
manchmal daran gedacht, wenn nur das ver-
fluchte Fronfaſtengeld nicht waͤre, ſo weiß ich
ſchon, was ich thun wollte; — und nach ei-
ner Weile ſezte er hinzu, wenn mich etwas in
meinem Glauben irre machen koͤnnte, ſo waͤre
es das: wie der liebe Gott es zulaſſen kann,
daß ſeine treue Diener ihren wohlverdienten
Lohn und ihr taͤgliches Brod aus der Hand ſol-
cher Heidenkezern ziehen ſollen, denen ſie ſo
tauſendmal um deswillen ſchweigen muͤſſen,
wenn ſie noch ſo groſſes Recht gegen ſie haben.
Seine Frau ſagte, ſie ſeye einmal froh,
daß er nicht hinterfuͤr ſeye.
Der Siegriſt antwortete ihr: er koͤnmte es
aber doch werden, wenn er ſo weder Tag noch
Nacht keine Ruhe habe.
Und ſie riethen ihm beyde, er ſolle in Got-
tes Nahmen die Sachen nicht ſo zu Herzen
nehmen, und einmal des Nachts nichts mehr
dergleichen thun, man wiſſe doch nicht, was
einem dabey begegnen koͤnnte. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/344>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.