Eben hab ich nicht gut geschlaffen, antwor- tete die Meyerin, es hat mir von deinem schö- nen Vetter geträumt, und ich bin ab ihm er- schroken, daß mir jezt noch alle Glieder weh thun.
Ha du must doch nicht glauben, daß du völ- lig mit einem Kind zuthun habest, sagte die Vögtin, ich kann mir gar wohl einbilden, wa- rum du mir jezt so mit einem Traum kommest.
Die Meyerin erwiederte, meynst etwann, es sey nicht wahr, frag nur das unschuldig Kind, das bey mir schlaft, was ich für einen Schrey gelassen, und wie ich einsmal über das andere pfy Teufel, pfy Teufel geruffen.
Dieses pfy Teufel ruffen über ihren Vetter brachte die Vögtin aussert Fassung.
Sie gab ihr zur Antwort, bätt du nur un- sern Herr Gott, daß du niemals mit offenen Augen über jemand ander pfy Teufel ruffen müssest, wie du sagst, daß du mit beschloßnen über ihn geruffen.
Meyerin. -- Was willst jezt mit diesem?
Vögtin. Ha, wenn du den Bettelbuben nimmst, so wirst du wohl mit offnen Augen ge- nug pfy Teufel zu ruffen haben. --
Meyerin. Meynst etwa den Hübel Rudj?
Vögtin. Alles diesen.
Meyerin. -- So. --
Vogtin. Ja es ist einmal eine Schande
N
Eben hab ich nicht gut geſchlaffen, antwor- tete die Meyerin, es hat mir von deinem ſchoͤ- nen Vetter getraͤumt, und ich bin ab ihm er- ſchroken, daß mir jezt noch alle Glieder weh thun.
Ha du muſt doch nicht glauben, daß du voͤl- lig mit einem Kind zuthun habeſt, ſagte die Voͤgtin, ich kann mir gar wohl einbilden, wa- rum du mir jezt ſo mit einem Traum kommeſt.
Die Meyerin erwiederte, meynſt etwann, es ſey nicht wahr, frag nur das unſchuldig Kind, das bey mir ſchlaft, was ich fuͤr einen Schrey gelaſſen, und wie ich einsmal uͤber das andere pfy Teufel, pfy Teufel geruffen.
Dieſes pfy Teufel ruffen uͤber ihren Vetter brachte die Voͤgtin auſſert Faſſung.
Sie gab ihr zur Antwort, baͤtt du nur un- ſern Herr Gott, daß du niemals mit offenen Augen uͤber jemand ander pfy Teufel ruffen muͤſſeſt, wie du ſagſt, daß du mit beſchloßnen uͤber ihn geruffen.
Meyerin. — Was willſt jezt mit dieſem?
Voͤgtin. Ha, wenn du den Bettelbuben nimmſt, ſo wirſt du wohl mit offnen Augen ge- nug pfy Teufel zu ruffen haben. —
Meyerin. Meynſt etwa den Huͤbel Rudj?
Voͤgtin. Alles dieſen.
Meyerin. — So. —
Vogtin. Ja es iſt einmal eine Schande
N
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Eben hab ich nicht gut geſchlaffen, antwor-
tete die Meyerin, es hat mir von deinem ſchoͤ-
nen Vetter getraͤumt, und ich bin ab ihm er-
ſchroken, daß mir jezt noch alle Glieder weh
thun.
Ha du muſt doch nicht glauben, daß du voͤl-
lig mit einem Kind zuthun habeſt, ſagte die
Voͤgtin, ich kann mir gar wohl einbilden, wa-
rum du mir jezt ſo mit einem Traum kommeſt.
Die Meyerin erwiederte, meynſt etwann,
es ſey nicht wahr, frag nur das unſchuldig
Kind, das bey mir ſchlaft, was ich fuͤr einen
Schrey gelaſſen, und wie ich einsmal uͤber das
andere pfy Teufel, pfy Teufel geruffen.
Dieſes pfy Teufel ruffen uͤber ihren Vetter
brachte die Voͤgtin auſſert Faſſung.
Sie gab ihr zur Antwort, baͤtt du nur un-
ſern Herr Gott, daß du niemals mit offenen
Augen uͤber jemand ander pfy Teufel ruffen
muͤſſeſt, wie du ſagſt, daß du mit beſchloßnen
uͤber ihn geruffen.
Meyerin. — Was willſt jezt mit dieſem?
Voͤgtin. Ha, wenn du den Bettelbuben
nimmſt, ſo wirſt du wohl mit offnen Augen ge-
nug pfy Teufel zu ruffen haben. —
Meyerin. Meynſt etwa den Huͤbel Rudj?
Voͤgtin. Alles dieſen.
Meyerin. — So. —
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/215>, abgerufen am 30.04.2024.
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