es hat mir es jezt in Gotts Nahmen noch sel- ber ausgebracht. --
Eine arme Hexe schwizt in der Mitter- nachtstunde bey ihrer strengsten Arbeit, wenn der Beelzebub um sie herumrummelt, nicht halb so sehr, als die arme Fromme bey ihrem athemlosen über einander betten, hilf Helfer, hilf! in dieser Noth jezt schwizte. Es half ihr nichts, so wenig als daß ihre Dienst- magd ihre Thüre verriegelte; der Harschier gab ihr, da man sie nicht öffnete einen Tritt mit den Schuhen, und hatte meine Fromme nach Profosenart, gar bald vom Buch Job weg. Aber man muß den Basler Todten- tanz im Kopf haben, wenn man sich vorstellen will, wie sie mit einander unter die Linde giengen.
Ohne ein Wort mit ihr zu reden, ließ der Junker sie auf den steinernen Bank, neben den Brunnen zu stellen, und da warten, bis nie- mand mehr unter der Linde war, damit sie lehre ein andermal die Schand des Lumpen- lebens nicht mehr so wohlfeil zu verkaufen.
es hat mir es jezt in Gotts Nahmen noch ſel- ber ausgebracht. —
Eine arme Hexe ſchwizt in der Mitter- nachtſtunde bey ihrer ſtrengſten Arbeit, wenn der Beelzebub um ſie herumrummelt, nicht halb ſo ſehr, als die arme Fromme bey ihrem athemloſen uͤber einander betten, hilf Helfer, hilf! in dieſer Noth jezt ſchwizte. Es half ihr nichts, ſo wenig als daß ihre Dienſt- magd ihre Thuͤre verriegelte; der Harſchier gab ihr, da man ſie nicht oͤffnete einen Tritt mit den Schuhen, und hatte meine Fromme nach Profoſenart, gar bald vom Buch Job weg. Aber man muß den Basler Todten- tanz im Kopf haben, wenn man ſich vorſtellen will, wie ſie mit einander unter die Linde giengen.
Ohne ein Wort mit ihr zu reden, ließ der Junker ſie auf den ſteinernen Bank, neben den Brunnen zu ſtellen, und da warten, bis nie- mand mehr unter der Linde war, damit ſie lehre ein andermal die Schand des Lumpen- lebens nicht mehr ſo wohlfeil zu verkaufen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0202"n="180"/>
es hat mir es jezt in Gotts Nahmen noch ſel-<lb/>
ber ausgebracht. —</p><lb/><p>Eine arme Hexe ſchwizt in der Mitter-<lb/>
nachtſtunde bey ihrer ſtrengſten Arbeit, wenn<lb/>
der Beelzebub um ſie herumrummelt, nicht<lb/>
halb ſo ſehr, als die arme Fromme bey ihrem<lb/>
athemloſen uͤber einander betten, hilf Helfer,<lb/>
hilf! in dieſer Noth jezt ſchwizte. Es half<lb/>
ihr nichts, ſo wenig als daß ihre Dienſt-<lb/>
magd ihre Thuͤre verriegelte; der Harſchier<lb/>
gab ihr, da man ſie nicht oͤffnete einen Tritt<lb/>
mit den Schuhen, und hatte meine Fromme<lb/>
nach Profoſenart, gar bald vom Buch Job<lb/>
weg. Aber man muß den Basler Todten-<lb/>
tanz im Kopf haben, wenn man ſich vorſtellen<lb/>
will, wie ſie mit einander unter die Linde<lb/>
giengen.</p><lb/><p>Ohne ein Wort mit ihr zu reden, ließ der<lb/>
Junker ſie auf den ſteinernen Bank, neben den<lb/>
Brunnen zu ſtellen, und da warten, bis nie-<lb/>
mand mehr unter der Linde war, damit ſie<lb/>
lehre ein andermal die Schand des Lumpen-<lb/>
lebens nicht mehr ſo wohlfeil zu verkaufen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[180/0202]
es hat mir es jezt in Gotts Nahmen noch ſel-
ber ausgebracht. —
Eine arme Hexe ſchwizt in der Mitter-
nachtſtunde bey ihrer ſtrengſten Arbeit, wenn
der Beelzebub um ſie herumrummelt, nicht
halb ſo ſehr, als die arme Fromme bey ihrem
athemloſen uͤber einander betten, hilf Helfer,
hilf! in dieſer Noth jezt ſchwizte. Es half
ihr nichts, ſo wenig als daß ihre Dienſt-
magd ihre Thuͤre verriegelte; der Harſchier
gab ihr, da man ſie nicht oͤffnete einen Tritt
mit den Schuhen, und hatte meine Fromme
nach Profoſenart, gar bald vom Buch Job
weg. Aber man muß den Basler Todten-
tanz im Kopf haben, wenn man ſich vorſtellen
will, wie ſie mit einander unter die Linde
giengen.
Ohne ein Wort mit ihr zu reden, ließ der
Junker ſie auf den ſteinernen Bank, neben den
Brunnen zu ſtellen, und da warten, bis nie-
mand mehr unter der Linde war, damit ſie
lehre ein andermal die Schand des Lumpen-
lebens nicht mehr ſo wohlfeil zu verkaufen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/202>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.