mußten sie fallen lassen, so unlieb es ihnen war, desto eifriger aber betrieben sie das Ge- rücht wider den Hünerträger, und es mußte izt übers Teufels Gewalt wah[r] seyn, daß er am Samstag die Gemeind verblendet, und mit Teufelskünsten die Gemeind glauben ge- macht, was nichts weniger als wahr sey. --
Sie brachten es hierinn auch so weit, daß da der Mstr. Christof am Freytag ins Dorf kam, Güggel, Dauben und Eyer zu kauffen, ihm kein Mensch eine Eyerschaale feilboth, und ihn sogar Niemand ins Haus hinein lassen wollte: Er mußte vielmehr da und dort ins Angesicht hinein hören, ein Mann, wie er, könnte ihnen die Hüner verderben, und Güg- gel und Endten und Dauben weiß nicht was anthun.
Der Meister Hünerträger wußte sich gar nicht zu fassen, ob dem, was ihm begegne- te; er sezte sich mit seinem Korb auf eine Bank beym Haus seines alten bekannten Nachbar Leüppis, mit dem er sein Lebtag so manches Glas Wein in Fried und Liebe ge- trunken, ab, unterstüzte seinen Kopf, und sagte in seinem Mißmuth: Meine Teufels- arbeit und mein Trinkgeld dazu ist mir übel bekommen, Nachbar!
"B'hüt uns Gott davor, daß du dich um ein Trinkgeld in so etwas eingelassen," sagte
der
mußten ſie fallen laſſen, ſo unlieb es ihnen war, deſto eifriger aber betrieben ſie das Ge- ruͤcht wider den Huͤnertraͤger, und es mußte izt uͤbers Teufels Gewalt wah[r] ſeyn, daß er am Samſtag die Gemeind verblendet, und mit Teufelskuͤnſten die Gemeind glauben ge- macht, was nichts weniger als wahr ſey. —
Sie brachten es hieriñ auch ſo weit, daß da der Mſtr. Chriſtof am Freytag ins Dorf kam, Guͤggel, Dauben und Eyer zu kauffen, ihm kein Menſch eine Eyerſchaale feilboth, und ihn ſogar Niemand ins Haus hinein laſſen wollte: Er mußte vielmehr da und dort ins Angeſicht hinein hoͤren, ein Mann, wie er, koͤnnte ihnen die Huͤner verderben, und Guͤg- gel und Endten und Dauben weiß nicht was anthun.
Der Meiſter Huͤnertraͤger wußte ſich gar nicht zu faſſen, ob dem, was ihm begegne- te; er ſezte ſich mit ſeinem Korb auf eine Bank beym Haus ſeines alten bekannten Nachbar Leuͤppis, mit dem er ſein Lebtag ſo manches Glas Wein in Fried und Liebe ge- trunken, ab, unterſtuͤzte ſeinen Kopf, und ſagte in ſeinem Mißmuth: Meine Teufels- arbeit und mein Trinkgeld dazu iſt mir uͤbel bekommen, Nachbar!
„B'huͤt uns Gott davor, daß du dich um ein Trinkgeld in ſo etwas eingelaſſen,“ ſagte
der
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mußten ſie fallen laſſen, ſo unlieb es ihnen
war, deſto eifriger aber betrieben ſie das Ge-
ruͤcht wider den Huͤnertraͤger, und es mußte
izt uͤbers Teufels Gewalt wahr ſeyn, daß er
am Samſtag die Gemeind verblendet, und
mit Teufelskuͤnſten die Gemeind glauben ge-
macht, was nichts weniger als wahr ſey. —
Sie brachten es hieriñ auch ſo weit, daß da
der Mſtr. Chriſtof am Freytag ins Dorf kam,
Guͤggel, Dauben und Eyer zu kauffen, ihm
kein Menſch eine Eyerſchaale feilboth, und
ihn ſogar Niemand ins Haus hinein laſſen
wollte: Er mußte vielmehr da und dort ins
Angeſicht hinein hoͤren, ein Mann, wie er,
koͤnnte ihnen die Huͤner verderben, und Guͤg-
gel und Endten und Dauben weiß nicht was
anthun.
Der Meiſter Huͤnertraͤger wußte ſich gar
nicht zu faſſen, ob dem, was ihm begegne-
te; er ſezte ſich mit ſeinem Korb auf eine
Bank beym Haus ſeines alten bekannten
Nachbar Leuͤppis, mit dem er ſein Lebtag ſo
manches Glas Wein in Fried und Liebe ge-
trunken, ab, unterſtuͤzte ſeinen Kopf, und
ſagte in ſeinem Mißmuth: Meine Teufels-
arbeit und mein Trinkgeld dazu iſt mir uͤbel
bekommen, Nachbar!
„B'huͤt uns Gott davor, daß du dich um
ein Trinkgeld in ſo etwas eingelaſſen,“ ſagte
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/95>, abgerufen am 23.11.2024.
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