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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Nach einer Stunde erwachte er wieder,
und sie fiengen wieder über den Vorfall mit
der Schnabelgrithe zu reden an. --

"Auch in Beziehung des Junkers bist du
zu weit gegangen, sagte izt Gertrud.

"Warum das? erwiederte Lienert.

Gertrud. Du hast ihr ja eine Straffe
auferlegt, wie wenn du Herr im Land wä-
rest.

Lienhard. Du hast recht, ich habe auch
an das nicht gedacht.

Gertrud. So wie er ist, glaub ich nicht,
daß ers auf die hohe Achsel nehmen würde,
wenn ers vernehmen sollte: Aber man muß
doch nie Sachen machen, da man nicht si-
cher ist, ob sie fehlen könnten; und wenn
ich dich wäre, ich würde wieder mit der
Frau reden, und den Befehl, mit dem vor
allen Häusern abbitten, zurüknehmen.

Lienhard. Wenn ich mich nicht schäm-
te, ich thät, was du sagst.

Gertrud. Aber was schämen, wenn man
recht thut?

Lienhard. Soll ich gehen?

Gertrud. Du meynst es selber.

Lienhard. Und du auch.

Gertrud. Das glaub ich.

Lienhard. Jch mag doch fast gar nicht.

Ger-
E 4

Nach einer Stunde erwachte er wieder,
und ſie fiengen wieder uͤber den Vorfall mit
der Schnabelgrithe zu reden an. —

„Auch in Beziehung des Junkers biſt du
zu weit gegangen, ſagte izt Gertrud.

„Warum das? erwiederte Lienert.

Gertrud. Du haſt ihr ja eine Straffe
auferlegt, wie wenn du Herr im Land waͤ-
reſt.

Lienhard. Du haſt recht, ich habe auch
an das nicht gedacht.

Gertrud. So wie er iſt, glaub ich nicht,
daß ers auf die hohe Achſel nehmen wuͤrde,
wenn ers vernehmen ſollte: Aber man muß
doch nie Sachen machen, da man nicht ſi-
cher iſt, ob ſie fehlen koͤnnten; und wenn
ich dich waͤre, ich wuͤrde wieder mit der
Frau reden, und den Befehl, mit dem vor
allen Haͤuſern abbitten, zuruͤknehmen.

Lienhard. Wenn ich mich nicht ſchaͤm-
te, ich thaͤt, was du ſagſt.

Gertrud. Aber was ſchaͤmen, wenn man
recht thut?

Lienhard. Soll ich gehen?

Gertrud. Du meynſt es ſelber.

Lienhard. Und du auch.

Gertrud. Das glaub ich.

Lienhard. Jch mag doch faſt gar nicht.

Ger-
E 4
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[71/0089] Nach einer Stunde erwachte er wieder, und ſie fiengen wieder uͤber den Vorfall mit der Schnabelgrithe zu reden an. — „Auch in Beziehung des Junkers biſt du zu weit gegangen, ſagte izt Gertrud. „Warum das? erwiederte Lienert. Gertrud. Du haſt ihr ja eine Straffe auferlegt, wie wenn du Herr im Land waͤ- reſt. Lienhard. Du haſt recht, ich habe auch an das nicht gedacht. Gertrud. So wie er iſt, glaub ich nicht, daß ers auf die hohe Achſel nehmen wuͤrde, wenn ers vernehmen ſollte: Aber man muß doch nie Sachen machen, da man nicht ſi- cher iſt, ob ſie fehlen koͤnnten; und wenn ich dich waͤre, ich wuͤrde wieder mit der Frau reden, und den Befehl, mit dem vor allen Haͤuſern abbitten, zuruͤknehmen. Lienhard. Wenn ich mich nicht ſchaͤm- te, ich thaͤt, was du ſagſt. Gertrud. Aber was ſchaͤmen, wenn man recht thut? Lienhard. Soll ich gehen? Gertrud. Du meynſt es ſelber. Lienhard. Und du auch. Gertrud. Das glaub ich. Lienhard. Jch mag doch faſt gar nicht. Ger- E 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/89>, abgerufen am 23.11.2024.