te, daß es ihm zulezt schien, er hätte im ganzen Dorf alle Stimmen für ihn. Und doch waren alles nur Ohrenblaser, und im ganzen Dorf hätte der Waibel nicht fünf Stimmen gehabt, wenns aufs Herz ange- kommen wäre -- aber kurz, man machte den Junker glauben: Er wäre den Leuten angenehm -- und er ward Vogt!
Und nun that er, ich darf das Wort wohl brauchen, es ist hart, aber es ist wahr, Er that nun als eine Art Obrigkeit, was er zuvor als Schelm gethan. Das er- ste, woran er sezte, so bald er Vogt wor- den, war, den Bamberger vollends zu ver- derben; denn er wußte, daß, so lange die- ser an seinem Plaz seye, er in seinem Plaz und in seinem Thun nicht sicher seyn könne. Er kam auch bald zu seinem Ziel. Mit al- len andern Vorgesezten wußte er sich zu ver- tragen, denn er wußte allen, auf die oder diese Art, mit Güte oder mit Ernst, bey- zukommen, daß sie thun mußten, was er wollte.
Er mischte sich in alle auch Hausgeschäfte des Junkers, und wußte alles, wo er Ein- fluß hatte, so zu leiten, daß die Sachen alle in einer Art von Trott ihren Weg fortgien- gen, ohne daß der Junker Mühe damit ha- ben, oder nur viel davon reden mußte, wenn
er
te, daß es ihm zulezt ſchien, er haͤtte im ganzen Dorf alle Stimmen fuͤr ihn. Und doch waren alles nur Ohrenblaſer, und im ganzen Dorf haͤtte der Waibel nicht fuͤnf Stimmen gehabt, wenns aufs Herz ange- kommen waͤre — aber kurz, man machte den Junker glauben: Er waͤre den Leuten angenehm — und er ward Vogt!
Und nun that er, ich darf das Wort wohl brauchen, es iſt hart, aber es iſt wahr, Er that nun als eine Art Obrigkeit, was er zuvor als Schelm gethan. Das er- ſte, woran er ſezte, ſo bald er Vogt wor- den, war, den Bamberger vollends zu ver- derben; denn er wußte, daß, ſo lange die- ſer an ſeinem Plaz ſeye, er in ſeinem Plaz und in ſeinem Thun nicht ſicher ſeyn koͤnne. Er kam auch bald zu ſeinem Ziel. Mit al- len andern Vorgeſezten wußte er ſich zu ver- tragen, denn er wußte allen, auf die oder dieſe Art, mit Guͤte oder mit Ernſt, bey- zukommen, daß ſie thun mußten, was er wollte.
Er miſchte ſich in alle auch Hausgeſchaͤfte des Junkers, und wußte alles, wo er Ein- fluß hatte, ſo zu leiten, daß die Sachen alle in einer Art von Trott ihren Weg fortgien- gen, ohne daß der Junker Muͤhe damit ha- ben, oder nur viel davon reden mußte, weñ
er
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te, daß es ihm zulezt ſchien, er haͤtte im
ganzen Dorf alle Stimmen fuͤr ihn. Und
doch waren alles nur Ohrenblaſer, und im
ganzen Dorf haͤtte der Waibel nicht fuͤnf
Stimmen gehabt, wenns aufs Herz ange-
kommen waͤre — aber kurz, man machte
den Junker glauben: Er waͤre den Leuten
angenehm — und er ward Vogt!
Und nun that er, ich darf das Wort
wohl brauchen, es iſt hart, aber es iſt
wahr, Er that nun als eine Art Obrigkeit,
was er zuvor als Schelm gethan. Das er-
ſte, woran er ſezte, ſo bald er Vogt wor-
den, war, den Bamberger vollends zu ver-
derben; denn er wußte, daß, ſo lange die-
ſer an ſeinem Plaz ſeye, er in ſeinem Plaz
und in ſeinem Thun nicht ſicher ſeyn koͤnne.
Er kam auch bald zu ſeinem Ziel. Mit al-
len andern Vorgeſezten wußte er ſich zu ver-
tragen, denn er wußte allen, auf die oder
dieſe Art, mit Guͤte oder mit Ernſt, bey-
zukommen, daß ſie thun mußten, was er
wollte.
Er miſchte ſich in alle auch Hausgeſchaͤfte
des Junkers, und wußte alles, wo er Ein-
fluß hatte, ſo zu leiten, daß die Sachen alle
in einer Art von Trott ihren Weg fortgien-
gen, ohne daß der Junker Muͤhe damit ha-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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