und hausten auf ihrem Aker, wie wenn die wilden Schwein' ihn durchwühlet hätten.
Am Morgen kamen dann die guten Schnit- terknaben, fanden ihre Arbeit verheeret; und nach ihnen die Mutter und die Töchter, de- nen dieser Aker gehörte; die Schnitter stampf- ten -- die Töchter erblaßten -- und die Wittwe schlug ihre Hände ob dem Kopf zusammen, mehr von wegen der Sünde, Gottes Gaabe also zu verwüsten, als we- gen des Schadens und der Schande, die es für sie war.
Der junge Hummel sah der Frauen hin- ter dem Graben des Schloßholzes zu, und jauchzte noch, ihre Frommkeit zu trozen. Er that das vier Jahr hinter einander, u. da man ihm in Bonnal auflaurete, that er es in der Nachbarschaft.
Alles hatte auf Hummel Verdacht, und im lezten Jahr wäre er von der jungen Pursch in Hirzau beynahe todt geschlagen worden. Er gieng am gleichen Morgen, da es in der Nacht geschehen, noch in ihr Wirthshaus, Gebranntes zu trinken. Das junge Volk, das Verdacht auf ihn hatte, war wie wü- thend über ihn; und wenn ihn nicht alte ehrbare Männer mit Gewalt dem jungen Volk aus den Händen gerissen, so wäre er sicher auf Leib und Leben geschlagen worden.
Die
und hausten auf ihrem Aker, wie wenn die wilden Schwein' ihn durchwuͤhlet haͤtten.
Am Morgen kamen dann die guten Schnit- terknaben, fanden ihre Arbeit verheeret; und nach ihnen die Mutter und die Toͤchter, de- nen dieſer Aker gehoͤrte; die Schnitter ſtampf- ten — die Toͤchter erblaßten — und die Wittwe ſchlug ihre Haͤnde ob dem Kopf zuſammen, mehr von wegen der Suͤnde, Gottes Gaabe alſo zu verwuͤſten, als we- gen des Schadens und der Schande, die es fuͤr ſie war.
Der junge Hummel ſah der Frauen hin- ter dem Graben des Schloßholzes zu, und jauchzte noch, ihre Frommkeit zu trozen. Er that das vier Jahr hinter einander, u. da man ihm in Bonnal auflaurete, that er es in der Nachbarſchaft.
Alles hatte auf Hummel Verdacht, und im lezten Jahr waͤre er von der jungen Purſch in Hirzau beynahe todt geſchlagen worden. Er gieng am gleichen Morgen, da es in der Nacht geſchehen, noch in ihr Wirthshaus, Gebranntes zu trinken. Das junge Volk, das Verdacht auf ihn hatte, war wie wuͤ- thend uͤber ihn; und wenn ihn nicht alte ehrbare Maͤnner mit Gewalt dem jungen Volk aus den Haͤnden geriſſen, ſo waͤre er ſicher auf Leib und Leben geſchlagen worden.
Die
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und hausten auf ihrem Aker, wie wenn die
wilden Schwein' ihn durchwuͤhlet haͤtten.
Am Morgen kamen dann die guten Schnit-
terknaben, fanden ihre Arbeit verheeret; und
nach ihnen die Mutter und die Toͤchter, de-
nen dieſer Aker gehoͤrte; die Schnitter ſtampf-
ten — die Toͤchter erblaßten — und die
Wittwe ſchlug ihre Haͤnde ob dem Kopf
zuſammen, mehr von wegen der Suͤnde,
Gottes Gaabe alſo zu verwuͤſten, als we-
gen des Schadens und der Schande, die es
fuͤr ſie war.
Der junge Hummel ſah der Frauen hin-
ter dem Graben des Schloßholzes zu, und
jauchzte noch, ihre Frommkeit zu trozen.
Er that das vier Jahr hinter einander, u.
da man ihm in Bonnal auflaurete, that er
es in der Nachbarſchaft.
Alles hatte auf Hummel Verdacht, und
im lezten Jahr waͤre er von der jungen Purſch
in Hirzau beynahe todt geſchlagen worden.
Er gieng am gleichen Morgen, da es in der
Nacht geſchehen, noch in ihr Wirthshaus,
Gebranntes zu trinken. Das junge Volk,
das Verdacht auf ihn hatte, war wie wuͤ-
thend uͤber ihn; und wenn ihn nicht alte
ehrbare Maͤnner mit Gewalt dem jungen
Volk aus den Haͤnden geriſſen, ſo waͤre er
ſicher auf Leib und Leben geſchlagen worden.
Die
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/276>, abgerufen am 25.11.2024.
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