sten sehen würde, ist, daß du mit deinem Rok abziehest, damit es Stille würde. --
Der Hartknopf gieng izt -- Aber an der Kilchgaß wollte ihn der Wächter nicht weiter lassen; und da er nicht mit dem Wächter zurük gehen wollte, den Junker zu fragen, ob er ihn heim lassen dörffe, so mußte er beym Wächter warten, bis die Gemeind aus war.
Er sezte sich unter des Kienholzen großen Kirschbaum, erzählte dem Wächter sein Unglük, und bath ihn um eine Pfeiffe To- bak, weil er seine im Verdruß auf dem Bank liegen lassen.
§. 50. Arners Urtheil über die armen Sünder.
Nach einer Weile, da es wieder stille ge- worden, verurtheilte Arner die sechs- zehn, die er ins Pfarrhaus kommen lassen, dahin, daß sie unter sich das Loos werffen müssen, welche zween von ihnen am näch- sten Sonntag in der Kirche neben dem Vogt der Gemeinde vorgestellt werden sollten, als Männer, die an allen Verbrechen des Vogts Antheil genohmen. Den Renold, der der
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ſten ſehen wuͤrde, iſt, daß du mit deinem Rok abzieheſt, damit es Stille wuͤrde. —
Der Hartknopf gieng izt — Aber an der Kilchgaß wollte ihn der Waͤchter nicht weiter laſſen; und da er nicht mit dem Waͤchter zuruͤk gehen wollte, den Junker zu fragen, ob er ihn heim laſſen doͤrffe, ſo mußte er beym Waͤchter warten, bis die Gemeind aus war.
Er ſezte ſich unter des Kienholzen großen Kirſchbaum, erzaͤhlte dem Waͤchter ſein Ungluͤk, und bath ihn um eine Pfeiffe To- bak, weil er ſeine im Verdruß auf dem Bank liegen laſſen.
§. 50. Arners Urtheil uͤber die armen Suͤnder.
Nach einer Weile, da es wieder ſtille ge- worden, verurtheilte Arner die ſechs- zehn, die er ins Pfarrhaus kommen laſſen, dahin, daß ſie unter ſich das Loos werffen muͤſſen, welche zween von ihnen am naͤch- ſten Sonntag in der Kirche neben dem Vogt der Gemeinde vorgeſtellt werden ſollten, als Maͤnner, die an allen Verbrechen des Vogts Antheil genohmen. Den Renold, der der
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ſten ſehen wuͤrde, iſt, daß du mit deinem
Rok abzieheſt, damit es Stille wuͤrde. —
Der Hartknopf gieng izt — Aber an
der Kilchgaß wollte ihn der Waͤchter nicht
weiter laſſen; und da er nicht mit dem
Waͤchter zuruͤk gehen wollte, den Junker
zu fragen, ob er ihn heim laſſen doͤrffe, ſo
mußte er beym Waͤchter warten, bis die
Gemeind aus war.
Er ſezte ſich unter des Kienholzen großen
Kirſchbaum, erzaͤhlte dem Waͤchter ſein
Ungluͤk, und bath ihn um eine Pfeiffe To-
bak, weil er ſeine im Verdruß auf dem
Bank liegen laſſen.
§. 50.
Arners Urtheil uͤber die armen
Suͤnder.
Nach einer Weile, da es wieder ſtille ge-
worden, verurtheilte Arner die ſechs-
zehn, die er ins Pfarrhaus kommen laſſen,
dahin, daß ſie unter ſich das Loos werffen
muͤſſen, welche zween von ihnen am naͤch-
ſten Sonntag in der Kirche neben dem Vogt
der Gemeinde vorgeſtellt werden ſollten, als
Maͤnner, die an allen Verbrechen des Vogts
Antheil genohmen. Den Renold, der der
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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