Der Vogt aber fieng dann bald an, dem Junker zu verstehen zu geben, daß es gar viel Schwirrigkeiten haben werde, die All- ment zu vertheilen, und daß es seiner unmaß- geblichen Meynung nach besser wäre, man würde zuerst mit einem kleinern Stük, z. E. mit dem Winkel zwischen dem Wald anfan- gen, und dann sehen, wies etwann weiter gehen wollte.
Was ist das für ein Winkel, sagte der Junker.
Vogt. Der da zu oberst an der Wayd, wo sie sich zwischen den Tannen gegen den Berg zieht.
Junker. (ihn steif ansehend) Der da?
Vogt. Ja -- oder wenn Euer Gnaden ein andrer beliebt.
Jkr. (ihn forthin steif ansehend) Aber du meynst diesen und redest von diesem.
Vogt. Ja.
Jkr. Jsts dir auch Ernst?
Vogt. Es sind gar viel Männer im Dorf dieser Meynung.
Jkr. Aber du auch?
Vogt. Ja.
Jkr. Kennst du den Winkel?
Vogt. Ha, so zum Theil.
Jkr. Darfst du sagen, du kennest ihn nicht vollends? -- Du hast ja Güter an- stoßend.
Vogt.
Der Vogt aber fieng dann bald an, dem Junker zu verſtehen zu geben, daß es gar viel Schwirrigkeiten haben werde, die All- ment zu vertheilen, und daß es ſeiner unmaß- geblichen Meynung nach beſſer waͤre, man wuͤrde zuerſt mit einem kleinern Stuͤk, z. E. mit dem Winkel zwiſchen dem Wald anfan- gen, und dann ſehen, wies etwann weiter gehen wollte.
Was iſt das fuͤr ein Winkel, ſagte der Junker.
Vogt. Der da zu oberſt an der Wayd, wo ſie ſich zwiſchen den Tannen gegen den Berg zieht.
Junker. (ihn ſteif anſehend) Der da?
Vogt. Ja — oder wenn Euer Gnaden ein andrer beliebt.
Jkr. (ihn forthin ſteif anſehend) Aber du meynſt dieſen und redeſt von dieſem.
Vogt. Ja.
Jkr. Jſts dir auch Ernſt?
Vogt. Es ſind gar viel Maͤnner im Dorf dieſer Meynung.
Jkr. Aber du auch?
Vogt. Ja.
Jkr. Kennſt du den Winkel?
Vogt. Ha, ſo zum Theil.
Jkr. Darfſt du ſagen, du kenneſt ihn nicht vollends? — Du haſt ja Guͤter an- ſtoßend.
Vogt.
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Der Vogt aber fieng dann bald an, dem
Junker zu verſtehen zu geben, daß es gar
viel Schwirrigkeiten haben werde, die All-
ment zu vertheilen, und daß es ſeiner unmaß-
geblichen Meynung nach beſſer waͤre, man
wuͤrde zuerſt mit einem kleinern Stuͤk, z. E.
mit dem Winkel zwiſchen dem Wald anfan-
gen, und dann ſehen, wies etwann weiter
gehen wollte.
Was iſt das fuͤr ein Winkel, ſagte der
Junker.
Vogt. Der da zu oberſt an der Wayd,
wo ſie ſich zwiſchen den Tannen gegen den
Berg zieht.
Junker. (ihn ſteif anſehend) Der da?
Vogt. Ja — oder wenn Euer Gnaden
ein andrer beliebt.
Jkr. (ihn forthin ſteif anſehend) Aber
du meynſt dieſen und redeſt von dieſem.
Vogt. Ja.
Jkr. Jſts dir auch Ernſt?
Vogt. Es ſind gar viel Maͤnner im
Dorf dieſer Meynung.
Jkr. Aber du auch?
Vogt. Ja.
Jkr. Kennſt du den Winkel?
Vogt. Ha, ſo zum Theil.
Jkr. Darfſt du ſagen, du kenneſt ihn
nicht vollends? — Du haſt ja Guͤter an-
ſtoßend.
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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