Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Er aber gab erst, nachdem er fast ausge-
trunken, zur Antwort: "Was magst doch
so viel schwazen; wenn du kein Wort redtest,
so wüßte ich gleich, wo es dir fehlt, so gut,
als wenn du einen halben Tag davon erzählest;
der Pfiff ist an der Leber, und es ist große
Zeit, daß man zu dir schaue, denn sie ist
halb faul, und wenn man dem nicht wehrt,
so geht dir bey kurzem das Maul auf eine
Art zu, daß du es nicht wieder aufthust:
Aber ich will dir etwas schiken, das schon
Prinzen und Pfaffen und großen Herren ihre
Leber wieder kuriert hat, wenn nur noch ein
halb Bazens groß gut daran gewesen, und
es muß der Teufel thun, wenns dir nicht
auch hilft -- Aber du musts sauffen, was
ich dir schike, und ich will dirs zum voraus
sagen, es ist kein Schlekwerk, du wirst mey-
nen, es sey aus der Höll, so wird es dir
feuren -- Aber böses muß böses vertreiben,
und wenns dir schon bang macht, so fahr
nur fort auf mein Wort hin, und nihm alle
zwo Stund ein paar Löffel, bis du damit
fertig -- wenns durchgebrochen, wirds dann
schon anderst kommen."

Es geschah auch bis zum Durchbrechen,
was er sagte; die Tropfen feuerten ihr im
Maul, wie der höllische Teufel, und brach-
ten sie in einen Jast (Hize), wie wenn sie

das

Er aber gab erſt, nachdem er faſt ausge-
trunken, zur Antwort: „Was magſt doch
ſo viel ſchwazen; wenn du kein Wort redteſt,
ſo wuͤßte ich gleich, wo es dir fehlt, ſo gut,
als wenn du einen halben Tag davon erzaͤhleſt;
der Pfiff iſt an der Leber, und es iſt große
Zeit, daß man zu dir ſchaue, denn ſie iſt
halb faul, und wenn man dem nicht wehrt,
ſo geht dir bey kurzem das Maul auf eine
Art zu, daß du es nicht wieder aufthuſt:
Aber ich will dir etwas ſchiken, das ſchon
Prinzen und Pfaffen und großen Herren ihre
Leber wieder kuriert hat, wenn nur noch ein
halb Bazens groß gut daran geweſen, und
es muß der Teufel thun, wenns dir nicht
auch hilft — Aber du muſts ſauffen, was
ich dir ſchike, und ich will dirs zum voraus
ſagen, es iſt kein Schlekwerk, du wirſt mey-
nen, es ſey aus der Hoͤll, ſo wird es dir
feuren — Aber boͤſes muß boͤſes vertreiben,
und wenns dir ſchon bang macht, ſo fahr
nur fort auf mein Wort hin, und nihm alle
zwo Stund ein paar Loͤffel, bis du damit
fertig — wenns durchgebrochen, wirds dann
ſchon anderſt kommen.“

Es geſchah auch bis zum Durchbrechen,
was er ſagte; die Tropfen feuerten ihr im
Maul, wie der hoͤlliſche Teufel, und brach-
ten ſie in einen Jaſt (Hize), wie wenn ſie

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="104"/>
          <p>Er aber gab er&#x017F;t, nachdem er fa&#x017F;t ausge-<lb/>
trunken, zur Antwort: &#x201E;Was mag&#x017F;t doch<lb/>
&#x017F;o viel &#x017F;chwazen; wenn du kein Wort redte&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;ßte ich gleich, wo es dir fehlt, &#x017F;o gut,<lb/>
als wenn du einen halben Tag davon erza&#x0364;hle&#x017F;t;<lb/>
der Pfiff i&#x017F;t an der Leber, und es i&#x017F;t große<lb/>
Zeit, daß man zu dir &#x017F;chaue, denn &#x017F;ie i&#x017F;t<lb/>
halb faul, und wenn man dem nicht wehrt,<lb/>
&#x017F;o geht dir bey kurzem das Maul auf eine<lb/>
Art zu, daß du es nicht wieder aufthu&#x017F;t:<lb/>
Aber ich will dir etwas &#x017F;chiken, das &#x017F;chon<lb/>
Prinzen und Pfaffen und großen Herren ihre<lb/>
Leber wieder kuriert hat, wenn nur noch ein<lb/>
halb Bazens groß gut daran gewe&#x017F;en, und<lb/>
es muß der Teufel thun, wenns dir nicht<lb/>
auch hilft &#x2014; Aber du mu&#x017F;ts &#x017F;auffen, was<lb/>
ich dir &#x017F;chike, und ich will dirs zum voraus<lb/>
&#x017F;agen, es i&#x017F;t kein Schlekwerk, du wir&#x017F;t mey-<lb/>
nen, es &#x017F;ey aus der Ho&#x0364;ll, &#x017F;o wird es dir<lb/>
feuren &#x2014; Aber bo&#x0364;&#x017F;es muß bo&#x0364;&#x017F;es vertreiben,<lb/>
und wenns dir &#x017F;chon bang macht, &#x017F;o fahr<lb/>
nur fort auf mein Wort hin, und nihm alle<lb/>
zwo Stund ein paar Lo&#x0364;ffel, bis du damit<lb/>
fertig &#x2014; wenns durchgebrochen, wirds dann<lb/>
&#x017F;chon ander&#x017F;t kommen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Es ge&#x017F;chah auch bis zum Durchbrechen,<lb/>
was er &#x017F;agte; die Tropfen feuerten ihr im<lb/>
Maul, wie der ho&#x0364;lli&#x017F;che Teufel, und brach-<lb/>
ten &#x017F;ie in einen Ja&#x017F;t (Hize), wie wenn &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0122] Er aber gab erſt, nachdem er faſt ausge- trunken, zur Antwort: „Was magſt doch ſo viel ſchwazen; wenn du kein Wort redteſt, ſo wuͤßte ich gleich, wo es dir fehlt, ſo gut, als wenn du einen halben Tag davon erzaͤhleſt; der Pfiff iſt an der Leber, und es iſt große Zeit, daß man zu dir ſchaue, denn ſie iſt halb faul, und wenn man dem nicht wehrt, ſo geht dir bey kurzem das Maul auf eine Art zu, daß du es nicht wieder aufthuſt: Aber ich will dir etwas ſchiken, das ſchon Prinzen und Pfaffen und großen Herren ihre Leber wieder kuriert hat, wenn nur noch ein halb Bazens groß gut daran geweſen, und es muß der Teufel thun, wenns dir nicht auch hilft — Aber du muſts ſauffen, was ich dir ſchike, und ich will dirs zum voraus ſagen, es iſt kein Schlekwerk, du wirſt mey- nen, es ſey aus der Hoͤll, ſo wird es dir feuren — Aber boͤſes muß boͤſes vertreiben, und wenns dir ſchon bang macht, ſo fahr nur fort auf mein Wort hin, und nihm alle zwo Stund ein paar Loͤffel, bis du damit fertig — wenns durchgebrochen, wirds dann ſchon anderſt kommen.“ Es geſchah auch bis zum Durchbrechen, was er ſagte; die Tropfen feuerten ihr im Maul, wie der hoͤlliſche Teufel, und brach- ten ſie in einen Jaſt (Hize), wie wenn ſie das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/122
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/122>, abgerufen am 23.11.2024.