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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Ueber das klagten jezt noch einige, es schwindle
ihnen von dem Weine, den sie getrunken hätten,
und dis sollte von so wenigem nicht seyn.

Die zween Vornehmsten aber, die da waren
stuhnden auf, gaben dem Scheerer den Lohn, spra-
chen: Behüte Gott, Nachbaren, und giengen gegen
der Stubenthüre.

So einsmals, ihr Herren, warum so eins-
mals aus der Gesellschaft, rief ihnen der Vogt.

Wir haben sonst zu thun, antworteten die Män-
ner und giengen fort.

Der Scheerer begleitete sie ausser der Stube,
und sagte zu ihnen; Ich wollte lieber, der Vogt
wäre gegangen. Das ist kein Stücklein, bey dem
er's gut meynt, weder mit dem Wein noch mit
dem Wasser.

Wir glauben's auch nicht; sonst würden wir
noch da sitzen, antworteten die Männer.

Scheerer. Und dieses Saufgewühl kann ich
nicht leiden --

Die Männer. Du hast auch keine Ursache --
und du könntest noch in Ungelegenheit kommen.
Wenn ich dich wäre, setzte der Aeltere hinzu, ich
bräche selber ab.

Ich darf nicht wohl, antwortete der Scheerer.

Es ist nicht mehr die alte Zeit, und du bist
doch in deiner Stube etwann noch Meister, sag-
ten die Männer.

Ich

Ueber das klagten jezt noch einige, es ſchwindle
ihnen von dem Weine, den ſie getrunken haͤtten,
und dis ſollte von ſo wenigem nicht ſeyn.

Die zween Vornehmſten aber, die da waren
ſtuhnden auf, gaben dem Scheerer den Lohn, ſpra-
chen: Behuͤte Gott, Nachbaren, und giengen gegen
der Stubenthuͤre.

So einsmals, ihr Herren, warum ſo eins-
mals aus der Geſellſchaft, rief ihnen der Vogt.

Wir haben ſonſt zu thun, antworteten die Maͤn-
ner und giengen fort.

Der Scheerer begleitete ſie auſſer der Stube,
und ſagte zu ihnen; Ich wollte lieber, der Vogt
waͤre gegangen. Das iſt kein Stuͤcklein, bey dem
er’s gut meynt, weder mit dem Wein noch mit
dem Waſſer.

Wir glauben’s auch nicht; ſonſt wuͤrden wir
noch da ſitzen, antworteten die Maͤnner.

Scheerer. Und dieſes Saufgewuͤhl kann ich
nicht leiden —

Die Maͤnner. Du haſt auch keine Urſache —
und du koͤnnteſt noch in Ungelegenheit kommen.
Wenn ich dich waͤre, ſetzte der Aeltere hinzu, ich
braͤche ſelber ab.

Ich darf nicht wohl, antwortete der Scheerer.

Es iſt nicht mehr die alte Zeit, und du biſt
doch in deiner Stube etwann noch Meiſter, ſag-
ten die Maͤnner.

Ich
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[59/0082] Ueber das klagten jezt noch einige, es ſchwindle ihnen von dem Weine, den ſie getrunken haͤtten, und dis ſollte von ſo wenigem nicht ſeyn. Die zween Vornehmſten aber, die da waren ſtuhnden auf, gaben dem Scheerer den Lohn, ſpra- chen: Behuͤte Gott, Nachbaren, und giengen gegen der Stubenthuͤre. So einsmals, ihr Herren, warum ſo eins- mals aus der Geſellſchaft, rief ihnen der Vogt. Wir haben ſonſt zu thun, antworteten die Maͤn- ner und giengen fort. Der Scheerer begleitete ſie auſſer der Stube, und ſagte zu ihnen; Ich wollte lieber, der Vogt waͤre gegangen. Das iſt kein Stuͤcklein, bey dem er’s gut meynt, weder mit dem Wein noch mit dem Waſſer. Wir glauben’s auch nicht; ſonſt wuͤrden wir noch da ſitzen, antworteten die Maͤnner. Scheerer. Und dieſes Saufgewuͤhl kann ich nicht leiden — Die Maͤnner. Du haſt auch keine Urſache — und du koͤnnteſt noch in Ungelegenheit kommen. Wenn ich dich waͤre, ſetzte der Aeltere hinzu, ich braͤche ſelber ab. Ich darf nicht wohl, antwortete der Scheerer. Es iſt nicht mehr die alte Zeit, und du biſt doch in deiner Stube etwann noch Meiſter, ſag- ten die Maͤnner. Ich

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/82>, abgerufen am 27.11.2024.