Die Bauern beguckten die Handschrift, als ob sie lesen könnten, und sprachen: Das ist ein Schur- ke, der Mäurer.
Und Christen, der Ständlisänger, der bis jezt viel und stillschweigend herunter geschluckt hatte, wischt mit dem Rockermel das Maul ab, steht auf, hebt sein Glas in die Höhe, und ruft:
Es lebe der Herr Untervogt! und alle Calfack- ter müssen verrecken, so ruft er, trinkt aus, hebt das Glas wieder dem dar, der einschenkt, trinkt wieder aus, und singt:
" Der, der dem andern Gruben gräbt, " Der, der dem andern Stricke legt, " Und wär er wie der Teufel fein; " Und wär er noch so hoch am Brett, " Er fällt, wie man zu sagen pflegt -- " Am Ende selbst in Dr.. hinein -- " In Dr.. hinein -- " Juhe, " Mäurer! " Juhe --
§. 9.
Die Bauern beguckten die Handſchrift, als ob ſie leſen koͤnnten, und ſprachen: Das iſt ein Schur- ke, der Maͤurer.
Und Chriſten, der Staͤndliſaͤnger, der bis jezt viel und ſtillſchweigend herunter geſchluckt hatte, wiſcht mit dem Rockermel das Maul ab, ſteht auf, hebt ſein Glas in die Hoͤhe, und ruft:
Es lebe der Herr Untervogt! und alle Calfack- ter muͤſſen verrecken, ſo ruft er, trinkt aus, hebt das Glas wieder dem dar, der einſchenkt, trinkt wieder aus, und ſingt:
„ Der, der dem andern Gruben graͤbt, „ Der, der dem andern Stricke legt, „ Und waͤr er wie der Teufel fein; „ Und waͤr er noch ſo hoch am Brett, „ Er faͤllt, wie man zu ſagen pflegt — „ Am Ende ſelbſt in Dr.. hinein — „ In Dr.. hinein — „ Juhe, „ Maͤurer! „ Juhe —
§. 9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0075"n="52"/><p>Die Bauern beguckten die Handſchrift, als ob<lb/>ſie leſen koͤnnten, und ſprachen: Das iſt ein Schur-<lb/>
ke, der Maͤurer.</p><lb/><p>Und Chriſten, der Staͤndliſaͤnger, der bis jezt<lb/>
viel und ſtillſchweigend herunter geſchluckt hatte,<lb/>
wiſcht mit dem Rockermel das Maul ab, ſteht auf,<lb/>
hebt ſein Glas in die Hoͤhe, und ruft:</p><lb/><p>Es lebe der Herr Untervogt! und alle Calfack-<lb/>
ter muͤſſen verrecken, ſo ruft er, trinkt aus, hebt<lb/>
das Glas wieder dem dar, der einſchenkt, trinkt<lb/>
wieder aus, und ſingt:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„ Der, der dem andern Gruben graͤbt,</l><lb/><l>„ Der, der dem andern Stricke legt,</l><lb/><l>„ Und waͤr er wie der Teufel fein;</l><lb/><l>„ Und waͤr er noch ſo hoch am Brett,</l><lb/><l>„ Er faͤllt, wie man zu ſagen pflegt —</l><lb/><l>„ Am Ende ſelbſt in Dr.. hinein —</l><lb/><l>„ In Dr.. hinein —</l><lb/><l>„ Juhe,</l><lb/><l>„ Maͤurer!</l><lb/><l>„ Juhe —</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="catch">§. 9.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[52/0075]
Die Bauern beguckten die Handſchrift, als ob
ſie leſen koͤnnten, und ſprachen: Das iſt ein Schur-
ke, der Maͤurer.
Und Chriſten, der Staͤndliſaͤnger, der bis jezt
viel und ſtillſchweigend herunter geſchluckt hatte,
wiſcht mit dem Rockermel das Maul ab, ſteht auf,
hebt ſein Glas in die Hoͤhe, und ruft:
Es lebe der Herr Untervogt! und alle Calfack-
ter muͤſſen verrecken, ſo ruft er, trinkt aus, hebt
das Glas wieder dem dar, der einſchenkt, trinkt
wieder aus, und ſingt:
„ Der, der dem andern Gruben graͤbt,
„ Der, der dem andern Stricke legt,
„ Und waͤr er wie der Teufel fein;
„ Und waͤr er noch ſo hoch am Brett,
„ Er faͤllt, wie man zu ſagen pflegt —
„ Am Ende ſelbſt in Dr.. hinein —
„ In Dr.. hinein —
„ Juhe,
„ Maͤurer!
„ Juhe —
§. 9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/75>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.