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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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aus der Kanzley, wo der Spaß mit den Waden
just eintraf. Aber der Scheerer, dem er sich unter
dem Messer bewegte, schnitt ihn in die obere Lippe.

Das machte die Bauern unwillig, daß alle die
Köpfe schüttelten.

Und der alte Ulj nahm die Tabakspfeife aus
dem Munde, und sagte;

Vogt! es ist gar nicht recht, daß du da dem
Scheerer Molest3 machest.

Und da die andern sahn, daß der alte Ulj sich
nicht scheute, und das laut sagte, murreten sie auch
lauter, und sagten;

Der Gallj blutet! Ja wir können so dem Schee-
rer nicht ansitzen.

Es ist mir leid, sagte der Vogt, ich will den
Schaden wieder gut machen.

Bub! hol drey Flaschen Wein vom guten, der
heilt Wunden, ohne daß man ihn warm macht.

Sobald der Vogt vom Wein redte, verlohr sich
das ernste Murren der Bauern. Einige trauten zwar
nicht, daß es Ernst gelte.

Aber Lenk, der in einer Ecke saß, löste ihnen
das Räthsel auf, und sagte

Des Vogts Wein hat gestern auf dem Kirch-
hof so abgeschlagen.

Der Vogt aber nahm jezt seinen Seckel voll
Tabak, und legte ihn auf den Tisch.

Und

aus der Kanzley, wo der Spaß mit den Waden
juſt eintraf. Aber der Scheerer, dem er ſich unter
dem Meſſer bewegte, ſchnitt ihn in die obere Lippe.

Das machte die Bauern unwillig, daß alle die
Koͤpfe ſchuͤttelten.

Und der alte Ulj nahm die Tabakspfeife aus
dem Munde, und ſagte;

Vogt! es iſt gar nicht recht, daß du da dem
Scheerer Moleſt3 macheſt.

Und da die andern ſahn, daß der alte Ulj ſich
nicht ſcheute, und das laut ſagte, murreten ſie auch
lauter, und ſagten;

Der Gallj blutet! Ja wir koͤnnen ſo dem Schee-
rer nicht anſitzen.

Es iſt mir leid, ſagte der Vogt, ich will den
Schaden wieder gut machen.

Bub! hol drey Flaſchen Wein vom guten, der
heilt Wunden, ohne daß man ihn warm macht.

Sobald der Vogt vom Wein redte, verlohr ſich
das ernſte Murren der Bauern. Einige trauten zwar
nicht, daß es Ernſt gelte.

Aber Lenk, der in einer Ecke ſaß, loͤste ihnen
das Raͤthſel auf, und ſagte

Des Vogts Wein hat geſtern auf dem Kirch-
hof ſo abgeſchlagen.

Der Vogt aber nahm jezt ſeinen Seckel voll
Tabak, und legte ihn auf den Tiſch.

Und
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[48/0071] aus der Kanzley, wo der Spaß mit den Waden juſt eintraf. Aber der Scheerer, dem er ſich unter dem Meſſer bewegte, ſchnitt ihn in die obere Lippe. Das machte die Bauern unwillig, daß alle die Koͤpfe ſchuͤttelten. Und der alte Ulj nahm die Tabakspfeife aus dem Munde, und ſagte; Vogt! es iſt gar nicht recht, daß du da dem Scheerer Moleſt3 macheſt. Und da die andern ſahn, daß der alte Ulj ſich nicht ſcheute, und das laut ſagte, murreten ſie auch lauter, und ſagten; Der Gallj blutet! Ja wir koͤnnen ſo dem Schee- rer nicht anſitzen. Es iſt mir leid, ſagte der Vogt, ich will den Schaden wieder gut machen. Bub! hol drey Flaſchen Wein vom guten, der heilt Wunden, ohne daß man ihn warm macht. Sobald der Vogt vom Wein redte, verlohr ſich das ernſte Murren der Bauern. Einige trauten zwar nicht, daß es Ernſt gelte. Aber Lenk, der in einer Ecke ſaß, loͤste ihnen das Raͤthſel auf, und ſagte Des Vogts Wein hat geſtern auf dem Kirch- hof ſo abgeſchlagen. Der Vogt aber nahm jezt ſeinen Seckel voll Tabak, und legte ihn auf den Tiſch. Und

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/71>, abgerufen am 27.11.2024.