Gespenster, im Staub und in der Asche gnädiglich, und auf einen besonders dazu angesetzten Tag ab- beten können.
Der Junker und der Pfarrer konnten freylich das Lachen schier gar nicht verbeissen, bis er fertig war; doch hörten sie ihm mit aller Gedult zu.
Die Bauern aber freueten sich in ihrem Her- zen dieser Rede; und sie beschlossen, den theu- ren Mann zu Hunderten heim zu begleiten, da sie ihn nur zu Dreyen abgeholt hatten. Auch stuhnden sie zu Dutzenden auf, und sagten:
Gnädiger Herr! das wäre in Gottes Namen unser aller Meynung, was der Ehegaumer da sagt.
Den Armen aber, und allen denen, welchen der Pfarrer lieb war, war es recht angst und bang für ihn; und da und dort sagte noch einer zum andern:
Wäre er doch nur auch nicht so unglücklich, und glaubte auch was andere Leute -- er ist doch sonst auch so brav; aber diese durften nicht reden, so weh es ihnen that, daß seine Feinde jezt trium- phierten.
§. 91.
Geſpenſter, im Staub und in der Aſche gnaͤdiglich, und auf einen beſonders dazu angeſetzten Tag ab- beten koͤnnen.
Der Junker und der Pfarrer konnten freylich das Lachen ſchier gar nicht verbeiſſen, bis er fertig war; doch hoͤrten ſie ihm mit aller Gedult zu.
Die Bauern aber freueten ſich in ihrem Her- zen dieſer Rede; und ſie beſchloſſen, den theu- ren Mann zu Hunderten heim zu begleiten, da ſie ihn nur zu Dreyen abgeholt hatten. Auch ſtuhnden ſie zu Dutzenden auf, und ſagten:
Gnaͤdiger Herr! das waͤre in Gottes Namen unſer aller Meynung, was der Ehegaumer da ſagt.
Den Armen aber, und allen denen, welchen der Pfarrer lieb war, war es recht angſt und bang fuͤr ihn; und da und dort ſagte noch einer zum andern:
Waͤre er doch nur auch nicht ſo ungluͤcklich, und glaubte auch was andere Leute — er iſt doch ſonſt auch ſo brav; aber dieſe durften nicht reden, ſo weh es ihnen that, daß ſeine Feinde jezt trium- phierten.
§. 91.
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0377"n="352"/>
Geſpenſter, im Staub und in der Aſche gnaͤdiglich,<lb/>
und auf einen beſonders dazu angeſetzten Tag ab-<lb/>
beten koͤnnen.</p><lb/><p>Der Junker und der Pfarrer konnten freylich<lb/>
das Lachen ſchier gar nicht verbeiſſen, bis er fertig<lb/>
war; doch hoͤrten ſie ihm mit aller Gedult zu.</p><lb/><p>Die Bauern aber freueten ſich in ihrem Her-<lb/>
zen dieſer Rede; und ſie beſchloſſen, den theu-<lb/>
ren Mann zu Hunderten heim zu begleiten, da ſie<lb/>
ihn nur zu Dreyen abgeholt hatten. Auch ſtuhnden<lb/>ſie zu Dutzenden auf, und ſagten:</p><lb/><p>Gnaͤdiger Herr! das waͤre in Gottes Namen<lb/>
unſer aller Meynung, was der Ehegaumer da<lb/>ſagt.</p><lb/><p>Den Armen aber, und allen denen, welchen der<lb/>
Pfarrer lieb war, war es recht angſt und bang<lb/>
fuͤr ihn; und da und dort ſagte noch einer zum<lb/>
andern:</p><lb/><p>Waͤre er doch nur auch nicht ſo ungluͤcklich,<lb/>
und glaubte auch was andere Leute — er iſt doch<lb/>ſonſt auch ſo brav; aber dieſe durften nicht reden,<lb/>ſo weh es ihnen that, daß ſeine Feinde jezt trium-<lb/>
phierten.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="catch">§. 91.</fw><lb/></body></text></TEI>
[352/0377]
Geſpenſter, im Staub und in der Aſche gnaͤdiglich,
und auf einen beſonders dazu angeſetzten Tag ab-
beten koͤnnen.
Der Junker und der Pfarrer konnten freylich
das Lachen ſchier gar nicht verbeiſſen, bis er fertig
war; doch hoͤrten ſie ihm mit aller Gedult zu.
Die Bauern aber freueten ſich in ihrem Her-
zen dieſer Rede; und ſie beſchloſſen, den theu-
ren Mann zu Hunderten heim zu begleiten, da ſie
ihn nur zu Dreyen abgeholt hatten. Auch ſtuhnden
ſie zu Dutzenden auf, und ſagten:
Gnaͤdiger Herr! das waͤre in Gottes Namen
unſer aller Meynung, was der Ehegaumer da
ſagt.
Den Armen aber, und allen denen, welchen der
Pfarrer lieb war, war es recht angſt und bang
fuͤr ihn; und da und dort ſagte noch einer zum
andern:
Waͤre er doch nur auch nicht ſo ungluͤcklich,
und glaubte auch was andere Leute — er iſt doch
ſonſt auch ſo brav; aber dieſe durften nicht reden,
ſo weh es ihnen that, daß ſeine Feinde jezt trium-
phierten.
§. 91.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/377>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.