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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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ihm. Vollende das Werk deiner Erbarmung, und
laß ihn wieder deinen Sohn, deinen Begnadigten
werden. O Vater im Himmel! der Menschen
Leben auf Erden ist Irrthum und Sünde! darum
bist du gnädig den armen Kindern der Menschen,
und verzeihest ihnen Uebertretung und Sünde, wenn
sie sich bessern.

Preis und Anbetung, Vater im Himmel! Du
hast deine Hand gegen ihn ausgestreckt, daß er dich
suche; Du wirst das Werk deiner Erbarmung
vollenden, und er wird dich finden, lobpreisen dei-
nen Namen, und verkündigen deine Gnade unter
seinen Brüdern. *)

Jezt war der Vogt durch und durch bewegt;
Thränen flossen von seinen Wangen.

O Gott! Herr Pfarrer! ich will es bekennen,
und thun, was man will. Ich will Ruhe suchen
für mein Herz, und Gottes Erbarmen.

Der Pfarrer redete noch eine Weile mit ihm,
tröstete ihn, und gieng dann wieder heim.

Es gieng aber schon gegen fünf Uhr, da er
heim kam.

Und er schrieb alsbald an Arner. Der Brief,
den er gestern geschrieben, und der heutige, lauten
also:

§. 78.
*) Der Verfasser will hier anzeigen: daß er bald auch
die Geschichte von Hummels Gefangenschaft und
Kirchenbusse liefern wolle.

ihm. Vollende das Werk deiner Erbarmung, und
laß ihn wieder deinen Sohn, deinen Begnadigten
werden. O Vater im Himmel! der Menſchen
Leben auf Erden iſt Irrthum und Suͤnde! darum
biſt du gnaͤdig den armen Kindern der Menſchen,
und verzeiheſt ihnen Uebertretung und Suͤnde, wenn
ſie ſich beſſern.

Preis und Anbetung, Vater im Himmel! Du
haſt deine Hand gegen ihn ausgeſtreckt, daß er dich
ſuche; Du wirſt das Werk deiner Erbarmung
vollenden, und er wird dich finden, lobpreiſen dei-
nen Namen, und verkuͤndigen deine Gnade unter
ſeinen Bruͤdern. *)

Jezt war der Vogt durch und durch bewegt;
Thraͤnen floſſen von ſeinen Wangen.

O Gott! Herr Pfarrer! ich will es bekennen,
und thun, was man will. Ich will Ruhe ſuchen
fuͤr mein Herz, und Gottes Erbarmen.

Der Pfarrer redete noch eine Weile mit ihm,
troͤſtete ihn, und gieng dann wieder heim.

Es gieng aber ſchon gegen fuͤnf Uhr, da er
heim kam.

Und er ſchrieb alsbald an Arner. Der Brief,
den er geſtern geſchrieben, und der heutige, lauten
alſo:

§. 78.
*) Der Verfaſſer will hier anzeigen: daß er bald auch
die Geſchichte von Hummels Gefangenſchaft und
Kirchenbuſſe liefern wolle.
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[314/0339] ihm. Vollende das Werk deiner Erbarmung, und laß ihn wieder deinen Sohn, deinen Begnadigten werden. O Vater im Himmel! der Menſchen Leben auf Erden iſt Irrthum und Suͤnde! darum biſt du gnaͤdig den armen Kindern der Menſchen, und verzeiheſt ihnen Uebertretung und Suͤnde, wenn ſie ſich beſſern. Preis und Anbetung, Vater im Himmel! Du haſt deine Hand gegen ihn ausgeſtreckt, daß er dich ſuche; Du wirſt das Werk deiner Erbarmung vollenden, und er wird dich finden, lobpreiſen dei- nen Namen, und verkuͤndigen deine Gnade unter ſeinen Bruͤdern. *) Jezt war der Vogt durch und durch bewegt; Thraͤnen floſſen von ſeinen Wangen. O Gott! Herr Pfarrer! ich will es bekennen, und thun, was man will. Ich will Ruhe ſuchen fuͤr mein Herz, und Gottes Erbarmen. Der Pfarrer redete noch eine Weile mit ihm, troͤſtete ihn, und gieng dann wieder heim. Es gieng aber ſchon gegen fuͤnf Uhr, da er heim kam. Und er ſchrieb alsbald an Arner. Der Brief, den er geſtern geſchrieben, und der heutige, lauten alſo: §. 78. *) Der Verfaſſer will hier anzeigen: daß er bald auch die Geſchichte von Hummels Gefangenſchaft und Kirchenbuſſe liefern wolle.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/339>, abgerufen am 20.05.2024.