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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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hierüber verwundert. Wenn vieles Wissen die Leute
braf machen würde, so wären ja eure Anwälde und
eure Tröler, und eure Vögte und euere Richter,
mit Respect zu melden, immer die Bräfsten.

Bauern. Ja, es ist so, Nachbar! es ist so.

Jost. Glaubet es nur, Nachbaren! Es ist zwi-
schen Wissen und Thun ein himmelweiter Unter-
schied. Wer aus dem Wissen allein sein Handwerk
macht, der hat wahrlich groß Acht zu geben, daß
er das Thun nicht verlerne.

Bauern. Ja, Nachbar! es ist so, was einer
nicht treibt, das verlernt er.

Jost. Natürlich, und wenn einer den Müßig-
gang treibt, so wird er nichts nütze. Und so geht's
denen, die sich aus Müßiggang und langer Zeit
aufs Frägeln und Schwatzen legen, sie werden nichts
nütze. Gebt nur Acht, die meisten dieser Pursche alle,
die immer bald Kalender und bald Bibelhistorien,
und bald die alten und bald die neuen Mandate in der
Hand oder im Mund haben, sind Tagdieben. --
Wenn man mit ihnen etwas, das Hausordnung
Kinderzucht, Gewinn und Gewerb antrifft, reden
will, wenn sie Rath geben sollen, wie dieses oder
jenes, das jezt nothwendig ist, anzugreifen wäre; so
stehn sie da, wie Tropfen, und wissen nichts, und
können nichts. Nur da, wo man müßig ist, in
Wirthshäusern, auf Tanzplätzen, bey dem Sonn-
und Feyertagsgeschwatzen -- da wollen sie sich dann

zeigen;

hieruͤber verwundert. Wenn vieles Wiſſen die Leute
braf machen wuͤrde, ſo waͤren ja eure Anwaͤlde und
eure Troͤler, und eure Voͤgte und euere Richter,
mit Reſpect zu melden, immer die Braͤfſten.

Bauern. Ja, es iſt ſo, Nachbar! es iſt ſo.

Joſt. Glaubet es nur, Nachbaren! Es iſt zwi-
ſchen Wiſſen und Thun ein himmelweiter Unter-
ſchied. Wer aus dem Wiſſen allein ſein Handwerk
macht, der hat wahrlich groß Acht zu geben, daß
er das Thun nicht verlerne.

Bauern. Ja, Nachbar! es iſt ſo, was einer
nicht treibt, das verlernt er.

Joſt. Natuͤrlich, und wenn einer den Muͤßig-
gang treibt, ſo wird er nichts nuͤtze. Und ſo geht’s
denen, die ſich aus Muͤßiggang und langer Zeit
aufs Fraͤgeln und Schwatzen legen, ſie werden nichts
nuͤtze. Gebt nur Acht, die meiſten dieſer Purſche alle,
die immer bald Kalender und bald Bibelhiſtorien,
und bald die alten und bald die neuen Mandate in der
Hand oder im Mund haben, ſind Tagdieben. —
Wenn man mit ihnen etwas, das Hausordnung
Kinderzucht, Gewinn und Gewerb antrifft, reden
will, wenn ſie Rath geben ſollen, wie dieſes oder
jenes, das jezt nothwendig iſt, anzugreifen waͤre; ſo
ſtehn ſie da, wie Tropfen, und wiſſen nichts, und
koͤnnen nichts. Nur da, wo man muͤßig iſt, in
Wirthshaͤuſern, auf Tanzplaͤtzen, bey dem Sonn-
und Feyertagsgeſchwatzen — da wollen ſie ſich dann

zeigen;
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[207/0232] hieruͤber verwundert. Wenn vieles Wiſſen die Leute braf machen wuͤrde, ſo waͤren ja eure Anwaͤlde und eure Troͤler, und eure Voͤgte und euere Richter, mit Reſpect zu melden, immer die Braͤfſten. Bauern. Ja, es iſt ſo, Nachbar! es iſt ſo. Joſt. Glaubet es nur, Nachbaren! Es iſt zwi- ſchen Wiſſen und Thun ein himmelweiter Unter- ſchied. Wer aus dem Wiſſen allein ſein Handwerk macht, der hat wahrlich groß Acht zu geben, daß er das Thun nicht verlerne. Bauern. Ja, Nachbar! es iſt ſo, was einer nicht treibt, das verlernt er. Joſt. Natuͤrlich, und wenn einer den Muͤßig- gang treibt, ſo wird er nichts nuͤtze. Und ſo geht’s denen, die ſich aus Muͤßiggang und langer Zeit aufs Fraͤgeln und Schwatzen legen, ſie werden nichts nuͤtze. Gebt nur Acht, die meiſten dieſer Purſche alle, die immer bald Kalender und bald Bibelhiſtorien, und bald die alten und bald die neuen Mandate in der Hand oder im Mund haben, ſind Tagdieben. — Wenn man mit ihnen etwas, das Hausordnung Kinderzucht, Gewinn und Gewerb antrifft, reden will, wenn ſie Rath geben ſollen, wie dieſes oder jenes, das jezt nothwendig iſt, anzugreifen waͤre; ſo ſtehn ſie da, wie Tropfen, und wiſſen nichts, und koͤnnen nichts. Nur da, wo man muͤßig iſt, in Wirthshaͤuſern, auf Tanzplaͤtzen, bey dem Sonn- und Feyertagsgeſchwatzen — da wollen ſie ſich dann zeigen;

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/232>, abgerufen am 24.11.2024.