Werthe wie die toltekische in Mittelamerika, oder die incaperua- nische auf den Hochebenen zwischen den Andenketten. Uebrigens erwarten wir selbst keine der angeführten grossen Ueberraschungen, mit Ausnahme der Entdeckung neuer Seen und grösserer Strom- gebiete im Bereiche des Aequators, weil dort die echt tropischen Regen nicht fehlen können, und im Innern geschlossene Becken einen Theil dieser Niederschläge zurückhalten müssen, denn sonst würden reichere Flüsse als die bereits gekannten die Küsten er- reichen.
Unwegsamkeit ist der Grundzug des afrikanischen Welttheils. So ungelenk sind seine wagrechten Umrisse zugeschnitten, dass es nicht blos gänzlich an Halbinseln, sondern auch an ein- und ausspringenden Winkeln fehlt. Das Horn der Ostküste bei Dschard- hafun, das Vorgebirge der Gewürze, wie es in der alten Erd- kunde heisst, ist die einzige Halbinsel, der offene Meerbusen von Guinea das einzige, was man einen oceanischen Golf nennen könnte, und die beiden flachen Syrten die einzigen grossen Küsten- einschnitte Afrika's.
Sind die oceanischen Umrisse schon ungünstig, so fehlt es auch an aufschliessenden Strömen wie etwa der Amazonas. Als Verkehrsmittel haben alle Ströme Afrika's einen sehr niedrigen Rang, selbst den Nil nicht ausgenommen. Der Niger durchströmt dichtbewohnte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nur redens- werthe Schifffahrt. In Bezug auf nautische Leistungen stehen aber auch die Bewohner keines anderen Welttheils so tief als die Afri- kaner. Die Kru-Neger an der Körnerküste sind die einzigen see- tüchtigen Schwarzen, die sich willig als Matrosen auf europäische Schiffe verdingen. Ein Strom zweiten Ranges genügt schon in Südafrika, um vor feindlichen Bedrängern sich zu sichern. Die Horden des grossen Eroberers Mosilikatse dehnen ihre Streifzüge nur bis zum rechten oder südlichen Ufer des Zambesi aus, weil sie an die Ueberschreitung eines solchen Flusses nicht zu denken wagen. Da in allen Strömen Afrika's, mit Ausnahme des Nordens und des äussersten Südens, Krokodile hausen, so sollte man ver- muthen, an allen volkreicheren Ortschaften Fährboote anzutreffen. Diese Erwartung wird jedoch vielfach getäuscht, um so häufiger hat sich der Afrikaner zum Bau von Brücken bequemt. Ob es zu Cäsars oder Tacitus' Zeiten Brücken nicht-römischen Ursprungs in unserer Heimath gegeben habe, möchten wir fast bezweifeln.
Die Neger.
Werthe wie die toltekische in Mittelamerika, oder die incaperua- nische auf den Hochebenen zwischen den Andenketten. Uebrigens erwarten wir selbst keine der angeführten grossen Ueberraschungen, mit Ausnahme der Entdeckung neuer Seen und grösserer Strom- gebiete im Bereiche des Aequators, weil dort die echt tropischen Regen nicht fehlen können, und im Innern geschlossene Becken einen Theil dieser Niederschläge zurückhalten müssen, denn sonst würden reichere Flüsse als die bereits gekannten die Küsten er- reichen.
Unwegsamkeit ist der Grundzug des afrikanischen Welttheils. So ungelenk sind seine wagrechten Umrisse zugeschnitten, dass es nicht blos gänzlich an Halbinseln, sondern auch an ein- und ausspringenden Winkeln fehlt. Das Horn der Ostküste bei Dschard- hafun, das Vorgebirge der Gewürze, wie es in der alten Erd- kunde heisst, ist die einzige Halbinsel, der offene Meerbusen von Guinea das einzige, was man einen oceanischen Golf nennen könnte, und die beiden flachen Syrten die einzigen grossen Küsten- einschnitte Afrika’s.
Sind die oceanischen Umrisse schon ungünstig, so fehlt es auch an aufschliessenden Strömen wie etwa der Amazonas. Als Verkehrsmittel haben alle Ströme Afrika’s einen sehr niedrigen Rang, selbst den Nil nicht ausgenommen. Der Niger durchströmt dichtbewohnte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nur redens- werthe Schifffahrt. In Bezug auf nautische Leistungen stehen aber auch die Bewohner keines anderen Welttheils so tief als die Afri- kaner. Die Kru-Neger an der Körnerküste sind die einzigen see- tüchtigen Schwarzen, die sich willig als Matrosen auf europäische Schiffe verdingen. Ein Strom zweiten Ranges genügt schon in Südafrika, um vor feindlichen Bedrängern sich zu sichern. Die Horden des grossen Eroberers Mosilikatse dehnen ihre Streifzüge nur bis zum rechten oder südlichen Ufer des Zambesi aus, weil sie an die Ueberschreitung eines solchen Flusses nicht zu denken wagen. Da in allen Strömen Afrika’s, mit Ausnahme des Nordens und des äussersten Südens, Krokodile hausen, so sollte man ver- muthen, an allen volkreicheren Ortschaften Fährboote anzutreffen. Diese Erwartung wird jedoch vielfach getäuscht, um so häufiger hat sich der Afrikaner zum Bau von Brücken bequemt. Ob es zu Cäsars oder Tacitus’ Zeiten Brücken nicht-römischen Ursprungs in unserer Heimath gegeben habe, möchten wir fast bezweifeln.
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Die Neger.
Werthe wie die toltekische in Mittelamerika, oder die incaperua-
nische auf den Hochebenen zwischen den Andenketten. Uebrigens
erwarten wir selbst keine der angeführten grossen Ueberraschungen,
mit Ausnahme der Entdeckung neuer Seen und grösserer Strom-
gebiete im Bereiche des Aequators, weil dort die echt tropischen
Regen nicht fehlen können, und im Innern geschlossene Becken
einen Theil dieser Niederschläge zurückhalten müssen, denn sonst
würden reichere Flüsse als die bereits gekannten die Küsten er-
reichen.
Unwegsamkeit ist der Grundzug des afrikanischen Welttheils.
So ungelenk sind seine wagrechten Umrisse zugeschnitten, dass
es nicht blos gänzlich an Halbinseln, sondern auch an ein- und
ausspringenden Winkeln fehlt. Das Horn der Ostküste bei Dschard-
hafun, das Vorgebirge der Gewürze, wie es in der alten Erd-
kunde heisst, ist die einzige Halbinsel, der offene Meerbusen von
Guinea das einzige, was man einen oceanischen Golf nennen
könnte, und die beiden flachen Syrten die einzigen grossen Küsten-
einschnitte Afrika’s.
Sind die oceanischen Umrisse schon ungünstig, so fehlt es
auch an aufschliessenden Strömen wie etwa der Amazonas. Als
Verkehrsmittel haben alle Ströme Afrika’s einen sehr niedrigen
Rang, selbst den Nil nicht ausgenommen. Der Niger durchströmt
dichtbewohnte Gebiete, und dennoch belebt ihn keine nur redens-
werthe Schifffahrt. In Bezug auf nautische Leistungen stehen aber
auch die Bewohner keines anderen Welttheils so tief als die Afri-
kaner. Die Kru-Neger an der Körnerküste sind die einzigen see-
tüchtigen Schwarzen, die sich willig als Matrosen auf europäische
Schiffe verdingen. Ein Strom zweiten Ranges genügt schon in
Südafrika, um vor feindlichen Bedrängern sich zu sichern. Die
Horden des grossen Eroberers Mosilikatse dehnen ihre Streifzüge
nur bis zum rechten oder südlichen Ufer des Zambesi aus, weil
sie an die Ueberschreitung eines solchen Flusses nicht zu denken
wagen. Da in allen Strömen Afrika’s, mit Ausnahme des Nordens
und des äussersten Südens, Krokodile hausen, so sollte man ver-
muthen, an allen volkreicheren Ortschaften Fährboote anzutreffen.
Diese Erwartung wird jedoch vielfach getäuscht, um so häufiger
hat sich der Afrikaner zum Bau von Brücken bequemt. Ob es
zu Cäsars oder Tacitus’ Zeiten Brücken nicht-römischen Ursprungs
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/524>, abgerufen am 23.12.2024.
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