Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.Die Neger. Stufen von Ebenholzschwärze wie bei den Joloffern bis zur hellenMulattenfarbe bei den Wakilema, während Barth 1) sogar kupfer- rothe Neger in Marghi beschreiben kann. Am Schädel ver- schwinden bei vielen Stämmen wie bei den erwähnten Joloffern die vorstehenden Kiefern sammt den wulstigen Lippen 2). Die Nasen sind bei manchen Horden zugespitzt 3), gerade oder gebogen 4), man spricht sogar von "griechischen Profilen" und Reisende äussern betroffen, dass sie unter Negern "nichts vom sogenannten Neger- typus" wahrnehmen können 5). Nach den Untersuchungen Paul Broca's 6) sind die oberen Glied- 1) Nord- und Centralafrika. Bd. 2. S. 465. 2) Mungo Park, Reisen. Berlin 1799. S. 14. 3) Bei den Batonga zwischen den Camerunbergen u. dem Gabun. Win- wood Reade, Savage Afrika. p. 515. 4) Bei den Quissamanegern in Angola. Hamilton, Journal of the Anthropol. Institute. London 1872. tom. I., p. 187. 5) z. B. Hugo Hahn bei den Ovakuengama und Ovambo. Petermann's Mittheilungen 1867. S. 291. 6) Anthropological Review. London 1869. tom. VII, p. 199--200. 7) S. oben S. 99. 8) z. B. am Gabun, vgl. Walker im Journal of the Anthropological So-
ciety. London 1868. vol. VI, p. LXII. Die Neger. Stufen von Ebenholzschwärze wie bei den Joloffern bis zur hellenMulattenfarbe bei den Wakilema, während Barth 1) sogar kupfer- rothe Neger in Marghi beschreiben kann. Am Schädel ver- schwinden bei vielen Stämmen wie bei den erwähnten Joloffern die vorstehenden Kiefern sammt den wulstigen Lippen 2). Die Nasen sind bei manchen Horden zugespitzt 3), gerade oder gebogen 4), man spricht sogar von „griechischen Profilen“ und Reisende äussern betroffen, dass sie unter Negern „nichts vom sogenannten Neger- typus“ wahrnehmen können 5). Nach den Untersuchungen Paul Broca’s 6) sind die oberen Glied- 1) Nord- und Centralafrika. Bd. 2. S. 465. 2) Mungo Park, Reisen. Berlin 1799. S. 14. 3) Bei den Batonga zwischen den Camerunbergen u. dem Gabun. Win- wood Reade, Savage Afrika. p. 515. 4) Bei den Quissamanegern in Angola. Hamilton, Journal of the Anthropol. Institute. London 1872. tom. I., p. 187. 5) z. B. Hugo Hahn bei den Ovakuengama und Ovambo. Petermann’s Mittheilungen 1867. S. 291. 6) Anthropological Review. London 1869. tom. VII, p. 199—200. 7) S. oben S. 99. 8) z. B. am Gabun, vgl. Walker im Journal of the Anthropological So-
ciety. London 1868. vol. VI, p. LXII. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0516" n="498"/><fw place="top" type="header">Die Neger.</fw><lb/> Stufen von Ebenholzschwärze wie bei den Joloffern bis zur hellen<lb/> Mulattenfarbe bei den Wakilema, während Barth <note place="foot" n="1)">Nord- und Centralafrika. Bd. 2. S. 465.</note> sogar kupfer-<lb/> rothe Neger in Marghi beschreiben kann. Am Schädel ver-<lb/> schwinden bei vielen Stämmen wie bei den erwähnten Joloffern die<lb/> vorstehenden Kiefern sammt den wulstigen Lippen <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Mungo Park</hi>, Reisen. Berlin 1799. S. 14.</note>. Die Nasen<lb/> sind bei manchen Horden zugespitzt <note place="foot" n="3)">Bei den Batonga zwischen den Camerunbergen u. dem Gabun. <hi rendition="#g">Win-<lb/> wood Reade</hi>, Savage Afrika. p. 515.</note>, gerade oder gebogen <note place="foot" n="4)">Bei den Quissamanegern in Angola. <hi rendition="#g">Hamilton</hi>, Journal of the<lb/> Anthropol. Institute. London 1872. tom. I., p. 187.</note>,<lb/> man spricht sogar von „griechischen Profilen“ und Reisende äussern<lb/> betroffen, dass sie unter Negern „nichts vom sogenannten Neger-<lb/> typus“ wahrnehmen können <note place="foot" n="5)">z. B. <hi rendition="#g">Hugo Hahn</hi> bei den Ovakuengama und Ovambo. Petermann’s<lb/> Mittheilungen 1867. S. 291.</note>.</p><lb/> <p>Nach den Untersuchungen Paul Broca’s <note place="foot" n="6)">Anthropological Review. London 1869. tom. VII, p. 199—200.</note> sind die oberen Glied-<lb/> massen des Negers verglichen mit den unteren viel kürzer, demnach<lb/> minder affenartig als beim Europäer und wenn auch der Neger durch<lb/> die Länge der Speiche sich den Affenverhältnissen mehr nähert, so ent-<lb/> fernt er sich von diesen wieder durch die Kürze des Oberarmbeines<lb/> mehr als der Europäer. Vorherrschend ist bei den Negern aller-<lb/> dings der schmale mehr oder weniger hohe Schädel. Als be-<lb/> harrliches, allen gemeinsames Merkmal aber lässt sich nur eine<lb/> mehr oder weniger starke Dunkelung der Haut, nämlich gelb,<lb/> kupferroth, olivenfarbig, dunkelbraun bis ebenholzschwarz angeben.<lb/> Immer übersteigt die Farbe eine südeuropäische Bräunung. Dazu<lb/> gesellt sich das meistens kurze Haar, elliptisch im Querschnitt,<lb/> häufig der Länge nach gespalten und stark gekräuselt. Bei den<lb/> Negern Südafrika’s, besonders bei Kafirn und Betschuanen verfilzt<lb/> es sich büschelförmig, wenn auch nicht so stark wie bei den<lb/> Hottentotten <note place="foot" n="7)">S. oben S. 99.</note>. Das Haar ist schwarz, im Alter weiss, doch gibt<lb/> es auch Neger mit rothen Haaren, rothen Brauen und rothen<lb/> Wimpern <note place="foot" n="8)">z. B. am Gabun, vgl. <hi rendition="#g">Walker</hi> im Journal of the Anthropological So-<lb/> ciety. London 1868. vol. VI, p. LXII.</note>, ja Schweinfurth hat sogar graublonde Neger unter den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [498/0516]
Die Neger.
Stufen von Ebenholzschwärze wie bei den Joloffern bis zur hellen
Mulattenfarbe bei den Wakilema, während Barth 1) sogar kupfer-
rothe Neger in Marghi beschreiben kann. Am Schädel ver-
schwinden bei vielen Stämmen wie bei den erwähnten Joloffern die
vorstehenden Kiefern sammt den wulstigen Lippen 2). Die Nasen
sind bei manchen Horden zugespitzt 3), gerade oder gebogen 4),
man spricht sogar von „griechischen Profilen“ und Reisende äussern
betroffen, dass sie unter Negern „nichts vom sogenannten Neger-
typus“ wahrnehmen können 5).
Nach den Untersuchungen Paul Broca’s 6) sind die oberen Glied-
massen des Negers verglichen mit den unteren viel kürzer, demnach
minder affenartig als beim Europäer und wenn auch der Neger durch
die Länge der Speiche sich den Affenverhältnissen mehr nähert, so ent-
fernt er sich von diesen wieder durch die Kürze des Oberarmbeines
mehr als der Europäer. Vorherrschend ist bei den Negern aller-
dings der schmale mehr oder weniger hohe Schädel. Als be-
harrliches, allen gemeinsames Merkmal aber lässt sich nur eine
mehr oder weniger starke Dunkelung der Haut, nämlich gelb,
kupferroth, olivenfarbig, dunkelbraun bis ebenholzschwarz angeben.
Immer übersteigt die Farbe eine südeuropäische Bräunung. Dazu
gesellt sich das meistens kurze Haar, elliptisch im Querschnitt,
häufig der Länge nach gespalten und stark gekräuselt. Bei den
Negern Südafrika’s, besonders bei Kafirn und Betschuanen verfilzt
es sich büschelförmig, wenn auch nicht so stark wie bei den
Hottentotten 7). Das Haar ist schwarz, im Alter weiss, doch gibt
es auch Neger mit rothen Haaren, rothen Brauen und rothen
Wimpern 8), ja Schweinfurth hat sogar graublonde Neger unter den
1) Nord- und Centralafrika. Bd. 2. S. 465.
2) Mungo Park, Reisen. Berlin 1799. S. 14.
3) Bei den Batonga zwischen den Camerunbergen u. dem Gabun. Win-
wood Reade, Savage Afrika. p. 515.
4) Bei den Quissamanegern in Angola. Hamilton, Journal of the
Anthropol. Institute. London 1872. tom. I., p. 187.
5) z. B. Hugo Hahn bei den Ovakuengama und Ovambo. Petermann’s
Mittheilungen 1867. S. 291.
6) Anthropological Review. London 1869. tom. VII, p. 199—200.
7) S. oben S. 99.
8) z. B. am Gabun, vgl. Walker im Journal of the Anthropological So-
ciety. London 1868. vol. VI, p. LXII.
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