Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.Die australischen und asiatischen Papuanen. Die Häuptlinge von Mbengga, eines Eilandes an der Südküste vonGross-Fidschi führten den Titel Gali-cuva-ki-lagi oder "nur dem Himmel unterthan". Die kleinen Inseldespoten lagen beständig in Fehde und ihre Geschichte bietet vielen Stoff zu Vergleichen mit dem peloponnesischen Kriege. Eine Art von diplomatischem Corps war an den einzelnen Höfen vertheilt und verstand sich auf alle macchiavellistischen Künste 1). Bei Sendungen von Bot- schaften waren zur Nachhilfe des Gedächtnisses Stäbchen und Netze im Gebrauch, worin wir einen ersten Versuch zur sinnbildlichen Befestigung des Gedankens und ein Bedürfniss nach Schrift er- blicken müssen. Auf den Palau-Inseln dienen Schnüre mit Knoten und Verschlingungen um sich gegenseitig Nachricht zu geben oder irgend einen Auftrag, den ein Dritter überbringen soll, zu beglau- bigen. Sie heissen in der Ortssprache rusl und bedeutsam ist es, dass dieses Wort jetzt auch für die Briefe der Europäer angewen- det wird 2). Im geselligen Umgange sind die Fidschileute bedacht ihrer Rede gefällige Formen und glatten Schliff zu geben, ihre Sprache enthält nach der Versicherung von Williams Ausdrücke die dem Französischen Monsieur und Madame genau entsprechen 3). Selbst den Europäern gegenüber haben sie sich noch immer ein hohes Nationalbewusstsein bewahrt, das freilich uns nur dünkel- haft vorkommt. Ausserordentlich reich sind sie an mythologischen Dichtungen Zu ihren gewerblichen Erfindungen gehört auch ein Netz zum 1) Horatio Hale, Ethnography. p. 51. 2) K. Semper, Die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 138. S. 263. S. 323. 3) Williams, Fiji and the Fijians, tom. I. p. 155. 4) Waitz (Gerland), Anthropologie Bd. 6. S. 605. 5) Williams, l. c. tom. I. p. 217.
Die australischen und asiatischen Papuanen. Die Häuptlinge von Mbengga, eines Eilandes an der Südküste vonGross-Fidschi führten den Titel Gali-cuva-ki-lagi oder „nur dem Himmel unterthan“. Die kleinen Inseldespoten lagen beständig in Fehde und ihre Geschichte bietet vielen Stoff zu Vergleichen mit dem peloponnesischen Kriege. Eine Art von diplomatischem Corps war an den einzelnen Höfen vertheilt und verstand sich auf alle macchiavellistischen Künste 1). Bei Sendungen von Bot- schaften waren zur Nachhilfe des Gedächtnisses Stäbchen und Netze im Gebrauch, worin wir einen ersten Versuch zur sinnbildlichen Befestigung des Gedankens und ein Bedürfniss nach Schrift er- blicken müssen. Auf den Palau-Inseln dienen Schnüre mit Knoten und Verschlingungen um sich gegenseitig Nachricht zu geben oder irgend einen Auftrag, den ein Dritter überbringen soll, zu beglau- bigen. Sie heissen in der Ortssprache rusl und bedeutsam ist es, dass dieses Wort jetzt auch für die Briefe der Europäer angewen- det wird 2). Im geselligen Umgange sind die Fidschileute bedacht ihrer Rede gefällige Formen und glatten Schliff zu geben, ihre Sprache enthält nach der Versicherung von Williams Ausdrücke die dem Französischen Monsieur und Madame genau entsprechen 3). Selbst den Europäern gegenüber haben sie sich noch immer ein hohes Nationalbewusstsein bewahrt, das freilich uns nur dünkel- haft vorkommt. Ausserordentlich reich sind sie an mythologischen Dichtungen Zu ihren gewerblichen Erfindungen gehört auch ein Netz zum 1) Horatio Hale, Ethnography. p. 51. 2) K. Semper, Die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 138. S. 263. S. 323. 3) Williams, Fiji and the Fijians, tom. I. p. 155. 4) Waitz (Gerland), Anthropologie Bd. 6. S. 605. 5) Williams, l. c. tom. I. p. 217.
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Die australischen und asiatischen Papuanen.
Die Häuptlinge von Mbengga, eines Eilandes an der Südküste von
Gross-Fidschi führten den Titel Gali-cuva-ki-lagi oder „nur dem
Himmel unterthan“. Die kleinen Inseldespoten lagen beständig
in Fehde und ihre Geschichte bietet vielen Stoff zu Vergleichen
mit dem peloponnesischen Kriege. Eine Art von diplomatischem
Corps war an den einzelnen Höfen vertheilt und verstand sich
auf alle macchiavellistischen Künste 1). Bei Sendungen von Bot-
schaften waren zur Nachhilfe des Gedächtnisses Stäbchen und Netze
im Gebrauch, worin wir einen ersten Versuch zur sinnbildlichen
Befestigung des Gedankens und ein Bedürfniss nach Schrift er-
blicken müssen. Auf den Palau-Inseln dienen Schnüre mit Knoten
und Verschlingungen um sich gegenseitig Nachricht zu geben oder
irgend einen Auftrag, den ein Dritter überbringen soll, zu beglau-
bigen. Sie heissen in der Ortssprache rusl und bedeutsam ist es,
dass dieses Wort jetzt auch für die Briefe der Europäer angewen-
det wird 2). Im geselligen Umgange sind die Fidschileute bedacht
ihrer Rede gefällige Formen und glatten Schliff zu geben, ihre
Sprache enthält nach der Versicherung von Williams Ausdrücke
die dem Französischen Monsieur und Madame genau entsprechen 3).
Selbst den Europäern gegenüber haben sie sich noch immer ein
hohes Nationalbewusstsein bewahrt, das freilich uns nur dünkel-
haft vorkommt.
Ausserordentlich reich sind sie an mythologischen Dichtungen
die in gebundner Rede und gereimt, sowie in einer gehobenen
Sprache vorgetragen werden. Ein Europäer, der ihnen die Märchen
aus Tausend und einer Nacht erzählte, erwarb sich viel Geld von
den Zuhörern 4). Der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tode
ist in ihnen wie in allen Papuanen so mächtig, dass er zu Selbst-
mord und zu Menschenopfern am Grabe der Verstorbnen führt.
Selbstverständlich herrscht daher auch eine Verehrung der Abge-
schiedenen, neben denen aber auch ein Welt- und Menschen-
schöpfer Ndengei, sinnbildlich als Schlange, angebetet wird 5).
Zu ihren gewerblichen Erfindungen gehört auch ein Netz zum
Schutze gegen die Moskitos, welches wir bei den benachbarten
1) Horatio Hale, Ethnography. p. 51.
2) K. Semper, Die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 138. S. 263. S. 323.
3) Williams, Fiji and the Fijians, tom. I. p. 155.
4) Waitz (Gerland), Anthropologie Bd. 6. S. 605.
5) Williams, l. c. tom. I. p. 217.
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