Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.Die australischen und asiatischen Papuanen. Vergleichung andere Ursachen der Verfilzung erkennen lassenmöchte. Auch durch ihren starken Bartwuchs und durch ihre sonstige reichliche Behaarung unterscheiden sich die Papuanen von der Urbevölkerung der Capländer 1). Die Haut aller Papuanen ist dunkel, fast schwarz in Baladea, braun oder chocoladefarbig auf Neu-Guinea, blauschwarz bei den Fidschi, letzteres eine Färbung, welche dem Wachsthum eines hellen Flaumes auf der Haut zu verdanken ist 2). Welcker's Messungen, die bei Neu-Caledoniern einen Breitenindex von 70, einen Höhenindex von 77, bei andern Papuanen aber die Ziffern 73 für den einen, 75 für den andern ergeben, würden die Schädelform als schmal und hoch erkennen lassen. Damit stimmen die Ergebnisse bei Barnard Davis für die Bewohner der Salomonen, Neuen Hebriden und Baladeas überein, nämlich 72 als Breiten-, 76--79 als Höhenindex. Auch nach diesen Ziffern gehören die Papuanen unter die hohen Schmal- schädel. Die Kiefern sind prognath, wenn auch nicht in so starkem Grade, als dies bei Negern in äussersten Fällen vor- kommen kann. Die Lippen sind fleischig und etwas aufge- schwollen. Die breite Nase krümmt sich mit der Spitze nach unten, wodurch der Gesichtsausdruck einen jüdischen Anstrich erhält, der keinem Beobachter bisher entgangen ist. Er ist dem Bewohner Baladea's so gut eigen, wie dem Aneytum's unter den Neuen Hebriden 3), ferner den Fidschi-Insulanern, den Bewohnern von Errub und von Darnley Island 4), der Nordküste von Neu- Guinea bei Doreh 5), der Südküste am Utanatafluss 6), sowie end- lich der Palau-Inseln 7). Abgesehen von örtlichen Schwankungen gehören die Papuanen nach den Ausdrücken, deren sich ihre Be- schreiber bedienen, unter die Völker von mittlerem Wuchse, jedenfalls nicht unter die grossen Völker. 1) Nieuw Guinea ethnographisch en natuurkundig onderzocht en be- schreven. Amsterdam 1862. p. 118. p. 170--171. 2) Waitz (Gerland), Anthropologie. Bd. 6. S. 535. 3) Waitz (Gerland), l. c. Bd. 6. S. 525. 4) Jukes, Voyage of H. M. S. Fly. tom. I. p. 170. tom. II. p. 236. 5) Wallace, a. a. O. Bd. 2. S. 412. 6) Natuurlijke geschiedenis der nederlandsche overzeesche bezittingen. Land en volkenkunde door Salomon Müller. p. 44. Pl. 6 u. 7. 7) Karl Semper, Die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 362.
Die australischen und asiatischen Papuanen. Vergleichung andere Ursachen der Verfilzung erkennen lassenmöchte. Auch durch ihren starken Bartwuchs und durch ihre sonstige reichliche Behaarung unterscheiden sich die Papuanen von der Urbevölkerung der Capländer 1). Die Haut aller Papuanen ist dunkel, fast schwarz in Baladea, braun oder chocoladefarbig auf Neu-Guinea, blauschwarz bei den Fidschi, letzteres eine Färbung, welche dem Wachsthum eines hellen Flaumes auf der Haut zu verdanken ist 2). Welcker’s Messungen, die bei Neu-Caledoniern einen Breitenindex von 70, einen Höhenindex von 77, bei andern Papuanen aber die Ziffern 73 für den einen, 75 für den andern ergeben, würden die Schädelform als schmal und hoch erkennen lassen. Damit stimmen die Ergebnisse bei Barnard Davis für die Bewohner der Salomonen, Neuen Hebriden und Baladeas überein, nämlich 72 als Breiten-, 76—79 als Höhenindex. Auch nach diesen Ziffern gehören die Papuanen unter die hohen Schmal- schädel. Die Kiefern sind prognath, wenn auch nicht in so starkem Grade, als dies bei Negern in äussersten Fällen vor- kommen kann. Die Lippen sind fleischig und etwas aufge- schwollen. Die breite Nase krümmt sich mit der Spitze nach unten, wodurch der Gesichtsausdruck einen jüdischen Anstrich erhält, der keinem Beobachter bisher entgangen ist. Er ist dem Bewohner Baladea’s so gut eigen, wie dem Aneytum’s unter den Neuen Hebriden 3), ferner den Fidschi-Insulanern, den Bewohnern von Errub und von Darnley Island 4), der Nordküste von Neu- Guinea bei Doreh 5), der Südküste am Utanatafluss 6), sowie end- lich der Palau-Inseln 7). Abgesehen von örtlichen Schwankungen gehören die Papuanen nach den Ausdrücken, deren sich ihre Be- schreiber bedienen, unter die Völker von mittlerem Wuchse, jedenfalls nicht unter die grossen Völker. 1) Nieuw Guinea ethnographisch en natuurkundig onderzocht en be- schreven. Amsterdam 1862. p. 118. p. 170—171. 2) Waitz (Gerland), Anthropologie. Bd. 6. S. 535. 3) Waitz (Gerland), l. c. Bd. 6. S. 525. 4) Jukes, Voyage of H. M. S. Fly. tom. I. p. 170. tom. II. p. 236. 5) Wallace, a. a. O. Bd. 2. S. 412. 6) Natuurlijke geschiedenis der nederlandsche overzeesche bezittingen. Land en volkenkunde door Salomon Müller. p. 44. Pl. 6 u. 7. 7) Karl Semper, Die Palau-Inseln. Leipzig 1873. S. 362.
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Die australischen und asiatischen Papuanen.
Vergleichung andere Ursachen der Verfilzung erkennen lassen
möchte. Auch durch ihren starken Bartwuchs und durch ihre
sonstige reichliche Behaarung unterscheiden sich die Papuanen
von der Urbevölkerung der Capländer 1). Die Haut aller Papuanen
ist dunkel, fast schwarz in Baladea, braun oder chocoladefarbig auf
Neu-Guinea, blauschwarz bei den Fidschi, letzteres eine Färbung,
welche dem Wachsthum eines hellen Flaumes auf der Haut zu
verdanken ist 2). Welcker’s Messungen, die bei Neu-Caledoniern
einen Breitenindex von 70, einen Höhenindex von 77, bei andern
Papuanen aber die Ziffern 73 für den einen, 75 für den andern
ergeben, würden die Schädelform als schmal und hoch erkennen
lassen. Damit stimmen die Ergebnisse bei Barnard Davis für
die Bewohner der Salomonen, Neuen Hebriden und Baladeas
überein, nämlich 72 als Breiten-, 76—79 als Höhenindex. Auch
nach diesen Ziffern gehören die Papuanen unter die hohen Schmal-
schädel. Die Kiefern sind prognath, wenn auch nicht in so
starkem Grade, als dies bei Negern in äussersten Fällen vor-
kommen kann. Die Lippen sind fleischig und etwas aufge-
schwollen. Die breite Nase krümmt sich mit der Spitze nach
unten, wodurch der Gesichtsausdruck einen jüdischen Anstrich
erhält, der keinem Beobachter bisher entgangen ist. Er ist dem
Bewohner Baladea’s so gut eigen, wie dem Aneytum’s unter den
Neuen Hebriden 3), ferner den Fidschi-Insulanern, den Bewohnern
von Errub und von Darnley Island 4), der Nordküste von Neu-
Guinea bei Doreh 5), der Südküste am Utanatafluss 6), sowie end-
lich der Palau-Inseln 7). Abgesehen von örtlichen Schwankungen
gehören die Papuanen nach den Ausdrücken, deren sich ihre Be-
schreiber bedienen, unter die Völker von mittlerem Wuchse,
jedenfalls nicht unter die grossen Völker.
1) Nieuw Guinea ethnographisch en natuurkundig onderzocht en be-
schreven. Amsterdam 1862. p. 118. p. 170—171.
2) Waitz (Gerland), Anthropologie. Bd. 6. S. 535.
3) Waitz (Gerland), l. c. Bd. 6. S. 525.
4) Jukes, Voyage of H. M. S. Fly. tom. I. p. 170. tom. II. p. 236.
5) Wallace, a. a. O. Bd. 2. S. 412.
6) Natuurlijke geschiedenis der nederlandsche overzeesche bezittingen.
Land en volkenkunde door Salomon Müller. p. 44. Pl. 6 u. 7.
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