Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.Haut und Haar des Menschen. es, welches uns verstattet, die einzelnen Glieder der papuanischenRace von den malayischen und australischen Bevölkerungen streng zu sondern. Weit weniger zuverlässig ist dieses Merkmal in Süd- afrika. Dort ist das büschelartige Wachsthum der Haare am deutlichsten ausgeprägt bei den Hottentotten, den ihnen körperlich nahe stehenden Buschmännern, sowie einigen vereinzelt auftreten- den Horden im Innern Afrikas bis in die Nähe des Aequators. Die Vereinigung der Haare zu einzelnen Gruppen ist auch bei kurz geschornen Köpfen noch deutlich sichtbar und letztere gleichen dann, um einen prosaischen aber zutreffenden Ausdruck Barrows zu wiederholen, dem Ansehen und dem Gefühl nach einer abge- nutzten Schuhbürste. Von der Gleichstellung mit Schafwolle ist jedoch auch dieses Haar schon durch seine gröbere Beschaffenheit geschützt. Leider ist auch in diesem Falle das Merkmal nicht streng auf eine Völkerfamilie beschränkt, denn nach den Unter- suchungen von Gustav Fritsch verfilzt sich, wenn auch in ge- ringerem Grade, der Haarwuchs der südafrikanischen Bantuneger ebenfalls zu kleinen Zöpfchen1). Da diess aber nicht blos von den Amakhosa Kafirn gilt, die einer Blutmischung verdächtigt werden könnten, weil sie sich einige Schnalzlaute der Hottentottensprache angeeignet haben, sondern auch bei den tiefer binnenwärts sitzenden Betschuanen2) oft recht deutlich noch sich wahrnehmen lässt, nie gänzlich verschwindet, so entzieht auch dieses Merkmal durch allmählige Uebergänge uns die Möglichkeit einer scharfen Racenbegrenzung. Krauses Haar, welches die Neger Afrikas und die Australier 1) Fritsch, Die Eingebornen Südafrika's. S. 275. 276. S. 15--16. 2) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. Atlas. Tafel XI bis XX. 3) Goette, a. a. O. S. 23. 7*
Haut und Haar des Menschen. es, welches uns verstattet, die einzelnen Glieder der papuanischenRace von den malayischen und australischen Bevölkerungen streng zu sondern. Weit weniger zuverlässig ist dieses Merkmal in Süd- afrika. Dort ist das büschelartige Wachsthum der Haare am deutlichsten ausgeprägt bei den Hottentotten, den ihnen körperlich nahe stehenden Buschmännern, sowie einigen vereinzelt auftreten- den Horden im Innern Afrikas bis in die Nähe des Aequators. Die Vereinigung der Haare zu einzelnen Gruppen ist auch bei kurz geschornen Köpfen noch deutlich sichtbar und letztere gleichen dann, um einen prosaischen aber zutreffenden Ausdruck Barrows zu wiederholen, dem Ansehen und dem Gefühl nach einer abge- nutzten Schuhbürste. Von der Gleichstellung mit Schafwolle ist jedoch auch dieses Haar schon durch seine gröbere Beschaffenheit geschützt. Leider ist auch in diesem Falle das Merkmal nicht streng auf eine Völkerfamilie beschränkt, denn nach den Unter- suchungen von Gustav Fritsch verfilzt sich, wenn auch in ge- ringerem Grade, der Haarwuchs der südafrikanischen Bantuneger ebenfalls zu kleinen Zöpfchen1). Da diess aber nicht blos von den Amaχosa Kafirn gilt, die einer Blutmischung verdächtigt werden könnten, weil sie sich einige Schnalzlaute der Hottentottensprache angeeignet haben, sondern auch bei den tiefer binnenwärts sitzenden Betschuanen2) oft recht deutlich noch sich wahrnehmen lässt, nie gänzlich verschwindet, so entzieht auch dieses Merkmal durch allmählige Uebergänge uns die Möglichkeit einer scharfen Racenbegrenzung. Krauses Haar, welches die Neger Afrikas und die Australier 1) Fritsch, Die Eingebornen Südafrika’s. S. 275. 276. S. 15—16. 2) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. Atlas. Tafel XI bis XX. 3) Goette, a. a. O. S. 23. 7*
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Haut und Haar des Menschen.
es, welches uns verstattet, die einzelnen Glieder der papuanischen
Race von den malayischen und australischen Bevölkerungen streng
zu sondern. Weit weniger zuverlässig ist dieses Merkmal in Süd-
afrika. Dort ist das büschelartige Wachsthum der Haare am
deutlichsten ausgeprägt bei den Hottentotten, den ihnen körperlich
nahe stehenden Buschmännern, sowie einigen vereinzelt auftreten-
den Horden im Innern Afrikas bis in die Nähe des Aequators.
Die Vereinigung der Haare zu einzelnen Gruppen ist auch bei
kurz geschornen Köpfen noch deutlich sichtbar und letztere gleichen
dann, um einen prosaischen aber zutreffenden Ausdruck Barrows
zu wiederholen, dem Ansehen und dem Gefühl nach einer abge-
nutzten Schuhbürste. Von der Gleichstellung mit Schafwolle ist
jedoch auch dieses Haar schon durch seine gröbere Beschaffenheit
geschützt. Leider ist auch in diesem Falle das Merkmal nicht
streng auf eine Völkerfamilie beschränkt, denn nach den Unter-
suchungen von Gustav Fritsch verfilzt sich, wenn auch in ge-
ringerem Grade, der Haarwuchs der südafrikanischen Bantuneger
ebenfalls zu kleinen Zöpfchen 1). Da diess aber nicht blos von
den Amaχosa Kafirn gilt, die einer Blutmischung verdächtigt werden
könnten, weil sie sich einige Schnalzlaute der Hottentottensprache
angeeignet haben, sondern auch bei den tiefer binnenwärts
sitzenden Betschuanen 2) oft recht deutlich noch sich wahrnehmen
lässt, nie gänzlich verschwindet, so entzieht auch dieses Merkmal
durch allmählige Uebergänge uns die Möglichkeit einer scharfen
Racenbegrenzung.
Krauses Haar, welches die Neger Afrikas und die Australier
auszeichnet, unterscheidet sich von dem büschelförmigen durch den
Wegfall der Verfilzung, von dem lockigen durch seine grössere Kürze,
seine starke spiralartige Drehung und eine Spaltung der Länge nach,
welche das Haar in zwei platte Bänder zerlegt 3). Fällt der letztere
Umstand hinweg, wird das Haar gröber und walzenförmiger, so be-
ginnt eine schwächere Krümmung von Haargruppen zu Locken,
wie bei den Europäern und Semiten. Das gröbste und rundlichste
Haar endlich ist ein beharrliches Merkmal der Amerikaner und
ihrer physischen Geschwister in Nord- und Ostasien. Wo eine
1) Fritsch, Die Eingebornen Südafrika’s. S. 275. 276. S. 15—16.
2) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. Atlas. Tafel XI bis XX.
3) Goette, a. a. O. S. 23.
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