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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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der verborgenen Sünden.
rottet gewesen, und daß sie gantz inbrünstig denselben geliebet c).
Andere mercken/ daß diese Stelle Irenaei nichts beweiset/ und
bringen eine andere vor. Diese lautet also d): Cerdon

aber
gegeben, aber selbst dafür gehalten, daß er solche nicht
geschrieben. Das Epitome gestorum Petri, so Clementis Nah-
men aufweiset, hat nach des gelehrten Cavei Bericht Symeon Me-
taphrastes
geschrieben. Die Epistolae Decretales, so man ebenfalls
Clementi zueignet, hat nach Stephani Baluzii Bericht in praefat.
ad Augustin. Dial. de emend. Gratian.
ein leichtsertiger unverschäm-
ter Vogel geschrieben. Mit denen Centuriator. Magdeburgens.
halten solche auch Petrus de Marca, Natalis Alexander, Dupin und
andere vor unächt. Was aber Clementis Brieffe an die Co-
rinthier betrifft, so sind die meisten der Meinung, er habe solche
geschrieben. Allein, ausser Gatakerum, hat Hulsemann in dem
Calixtinischen Gewissens-Wurm solche verworffen, und Calov.
in Bibl. illustr. Tom. IV.
träget Bedencken, solche vor ächt zu halten.
Der gelehrte Ittig aber, in Diss. de patr. Apostol. will die erste nicht vor
falsch ausgeben, kan aber doch nicht leugnen, daß solche in verschie-
denen Stellen verfälscht worden sey. Die andere Epistel Clemen-
tis
verwerffen die meisten mit Grabio in Spicil. Patr. Tom. I. weil in
denen ersten dreyen Seculis derselben nirgends gedacht würde.
Der gelehrte Herr Gundling in Gundlingianis part. II. cap. 3. §. 15.
will ebenfalls Clementis Brieff nicht vor ächt erkennen. Es wird
unter andern in denselben ein Unterscheid unter den Clericis und Lai-
cis
gemacht, der zu Clementis Zeiten aber nicht bekannt gewesen. Jch
leugne nicht, daß Clemens einen Brieff an die Corinthier geschrie-
ben, ob es aber derjenige, welchen wir haben, daran zweifle ich.
c) Lib. I. cap. 9. Hae saepissime conuersae ad ecclesiam Dei confessaeIrenaeus soll
der Ohren-
Beichte er-
wehnen.

sunt & secundum corpus exterminatas se ab eo veluti cupidine &
inflammatas valde illum se dilexisse.
Wie soll doch aber diese Stelle
die Ohren-Beichte beweisen? So nach müste man dieselbe über-
all finden, wo nur von der Bekäntniß oder Offenbahrung etwas
gedacht wird.
d) Lib. III. cap. 4. Cerdon autem, qui ante Marcionem & hic subEine andere
Stelle aus
demselben.

Hygino, qui fuit octauus Episcopus, saepe in ecclesiam veniens,
&
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der verborgenen Suͤnden.
rottet geweſen, und daß ſie gantz inbruͤnſtig denſelbẽ geliebet c).
Andere mercken/ daß dieſe Stelle Irenæi nichts beweiſet/ und
bringen eine andere vor. Dieſe lautet alſo d): Cerdon

aber
gegeben, aber ſelbſt dafuͤr gehalten, daß er ſolche nicht
geſchrieben. Das Epitome geſtorum Petri, ſo Clementis Nah-
men aufweiſet, hat nach des gelehrten Cavei Bericht Symeon Me-
taphraſtes
geſchrieben. Die Epiſtolæ Decretales, ſo man ebenfalls
Clementi zueignet, hat nach Stephani Baluzii Bericht in præfat.
ad Auguſtin. Dial. de emend. Gratian.
ein leichtſertiger unverſchaͤm-
ter Vogel geſchrieben. Mit denen Centuriator. Magdeburgenſ.
halten ſolche auch Petrus de Marca, Natalis Alexander, Dupin und
andere vor unaͤcht. Was aber Clementis Brieffe an die Co-
rinthier betrifft, ſo ſind die meiſten der Meinung, er habe ſolche
geſchrieben. Allein, auſſer Gatakerum, hat Hulſemann in dem
Calixtiniſchen Gewiſſens-Wurm ſolche verworffen, und Calov.
in Bibl. illuſtr. Tom. IV.
traͤget Bedencken, ſolche vor aͤcht zu halten.
Der gelehrte Ittig aber, in Diſſ. de patr. Apoſtol. will die erſte nicht vor
falſch ausgeben, kan aber doch nicht leugnen, daß ſolche in verſchie-
denen Stellen verfaͤlſcht worden ſey. Die andere Epiſtel Clemen-
tis
verwerffen die meiſten mit Grabio in Spicil. Patr. Tom. I. weil in
denen erſten dreyen Seculis derſelben nirgends gedacht wuͤrde.
Der gelehrte Herr Gundling in Gundlingianis part. II. cap. 3. §. 15.
will ebenfalls Clementis Brieff nicht vor aͤcht erkennen. Es wird
unter andern in denſelben ein Unterſcheid unter den Clericis und Lai-
cis
gemacht, der zu Clementis Zeiten aber nicht bekannt geweſen. Jch
leugne nicht, daß Clemens einen Brieff an die Corinthier geſchrie-
ben, ob es aber derjenige, welchen wir haben, daran zweifle ich.
c) Lib. I. cap. 9. Hæ ſæpisſime conuerſæ ad eccleſiam Dei confeſſæIrenæus ſoll
der Ohren-
Beichte er-
wehnen.

ſunt & ſecundum corpus exterminatas ſe ab eo veluti cupidine &
inflammatas valde illum ſe dilexiſſe.
Wie ſoll doch aber dieſe Stelle
die Ohren-Beichte beweiſen? So nach muͤſte man dieſelbe uͤber-
all finden, wo nur von der Bekaͤntniß oder Offenbahrung etwas
gedacht wird.
d) Lib. III. cap. 4. Cerdon autem, qui ante Marcionem & hic ſubEine andere
Stelle aus
demſelben.

Hygino, qui fuit octauus Epiſcopus, ſæpe in eccleſiam veniens,
&
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[77/0096] der verborgenen Suͤnden. rottet geweſen, und daß ſie gantz inbruͤnſtig denſelbẽ geliebet c). Andere mercken/ daß dieſe Stelle Irenæi nichts beweiſet/ und bringen eine andere vor. Dieſe lautet alſo d): Cerdon aber b) c) Lib. I. cap. 9. Hæ ſæpisſime conuerſæ ad eccleſiam Dei confeſſæ ſunt & ſecundum corpus exterminatas ſe ab eo veluti cupidine & inflammatas valde illum ſe dilexiſſe. Wie ſoll doch aber dieſe Stelle die Ohren-Beichte beweiſen? So nach muͤſte man dieſelbe uͤber- all finden, wo nur von der Bekaͤntniß oder Offenbahrung etwas gedacht wird. d) Lib. III. cap. 4. Cerdon autem, qui ante Marcionem & hic ſub Hygino, qui fuit octauus Epiſcopus, ſæpe in eccleſiam veniens, & b) gegeben, aber ſelbſt dafuͤr gehalten, daß er ſolche nicht geſchrieben. Das Epitome geſtorum Petri, ſo Clementis Nah- men aufweiſet, hat nach des gelehrten Cavei Bericht Symeon Me- taphraſtes geſchrieben. Die Epiſtolæ Decretales, ſo man ebenfalls Clementi zueignet, hat nach Stephani Baluzii Bericht in præfat. ad Auguſtin. Dial. de emend. Gratian. ein leichtſertiger unverſchaͤm- ter Vogel geſchrieben. Mit denen Centuriator. Magdeburgenſ. halten ſolche auch Petrus de Marca, Natalis Alexander, Dupin und andere vor unaͤcht. Was aber Clementis Brieffe an die Co- rinthier betrifft, ſo ſind die meiſten der Meinung, er habe ſolche geſchrieben. Allein, auſſer Gatakerum, hat Hulſemann in dem Calixtiniſchen Gewiſſens-Wurm ſolche verworffen, und Calov. in Bibl. illuſtr. Tom. IV. traͤget Bedencken, ſolche vor aͤcht zu halten. Der gelehrte Ittig aber, in Diſſ. de patr. Apoſtol. will die erſte nicht vor falſch ausgeben, kan aber doch nicht leugnen, daß ſolche in verſchie- denen Stellen verfaͤlſcht worden ſey. Die andere Epiſtel Clemen- tis verwerffen die meiſten mit Grabio in Spicil. Patr. Tom. I. weil in denen erſten dreyen Seculis derſelben nirgends gedacht wuͤrde. Der gelehrte Herr Gundling in Gundlingianis part. II. cap. 3. §. 15. will ebenfalls Clementis Brieff nicht vor aͤcht erkennen. Es wird unter andern in denſelben ein Unterſcheid unter den Clericis und Lai- cis gemacht, der zu Clementis Zeiten aber nicht bekannt geweſen. Jch leugne nicht, daß Clemens einen Brieff an die Corinthier geſchrie- ben, ob es aber derjenige, welchen wir haben, daran zweifle ich. k 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/96>, abgerufen am 03.05.2024.