Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Studio in der Theologie. straffung eines grausamen Eifers, zu erhalten. Ader manthut es selten, und die so von der Nothwendigkeit solches zu beobachten überzeuget sind, und es unternehmen, erhalten nicht allezeit was sie suchen. Sie machen sich offt wegen ih- rer Religion verdächtig; sie sind in Gefahr von dem Volck durchgezogen zu werden; Sie laden sich den Haß der Predi- ger auff den Halß, und bringen sie wieder sich auff. Dieser wegen soll ein Fürste sich keines weges von solchen hitzigen Bewegungen dahin reissen lassen, noch sich einem Volck an- vertrauen, welches nur Rebellion im Sinne hat. §. XXIV. Daß diejenige Religion, welche vor derReligions griffe (a) Alexander der Bischoff zu Alexandria, und Arius ein Presbyter da-Bey dem Con-
cilio Nicaeno. selbst, geriethen in einen Streit. Sie brachten ihre Sache vor dem Käy- ser. Dieser gabe beyden einen wohlverdienten Filtz. Endlich begtenge Constantinus die Schwachheit, daß er ein Conoilium zusammen beruffte. Dieses solte die Sache durch Vielheit der Stimmen entscheiden. Arius wurde verdammet. Wer nicht mit denen meisten einstimmete, muste ins Elend wandern. Alle Schrifften Arii solten verbrennet werden. Wer eine hätte, und zurück behielte, solte die Todes-Straffe zu gewarten haben. Man sonne ein hauffen Straffen wieder die Ketzer aus. Solche aber waren alle, die den Ausspruch des Concilii nicht vor genehm hielten. Von solchen Straff-Gesetzen finden sich viele in dem Codice Theodo- siano und Justinianeo. So solten die Leute denen Patribus des Con- cilii Glauben beymessen, die doch meistens elende Fincken-Ritter waren, Sie vergassen ihrer selbst so sehr, daß sie endlich gar von der Haupt-Sa- che, Studio in der Theologie. ſtraffung eines grauſamen Eifers, zu erhalten. Ader manthut es ſelten, und die ſo von der Nothwendigkeit ſolches zu beobachten uͤberzeuget ſind, und es unternehmen, erhalten nicht allezeit was ſie ſuchen. Sie machen ſich offt wegen ih- rer Religion verdaͤchtig; ſie ſind in Gefahr von dem Volck durchgezogen zu werden; Sie laden ſich den Haß der Predi- ger auff den Halß, und bringen ſie wieder ſich auff. Dieſer wegen ſoll ein Fuͤrſte ſich keines weges von ſolchen hitzigen Bewegungen dahin reiſſen laſſen, noch ſich einem Volck an- vertrauen, welches nur Rebellion im Sinne hat. §. XXIV. Daß diejenige Religion, welche vor derReligions griffe (a) Alexander der Biſchoff zu Alexandria, und Arius ein Presbyter da-Bey dem Con-
cilio Nicæno. ſelbſt, geriethen in einen Streit. Sie brachten ihre Sache vor dem Kaͤy- ſer. Dieſer gabe beyden einen wohlverdienten Filtz. Endlich begtenge Conſtantinus die Schwachheit, daß er ein Conoilium zuſammen beruffte. Dieſes ſolte die Sache durch Vielheit der Stimmen entſcheiden. Arius wurde verdammet. Wer nicht mit denen meiſten einſtimmete, muſte ins Elend wandern. Alle Schrifften Arii ſolten verbrennet werden. Wer eine haͤtte, und zuruͤck behielte, ſolte die Todes-Straffe zu gewarten haben. Man ſonne ein hauffen Straffen wieder die Ketzer aus. Solche aber waren alle, die den Ausſpruch des Concilii nicht vor genehm hielten. Von ſolchen Straff-Geſetzen finden ſich viele in dem Codice Theodo- ſiano und Juſtinianeo. So ſolten die Leute denen Patribus des Con- cilii Glauben beymeſſen, die doch meiſtens elende Fincken-Ritter waren, Sie vergaſſen ihrer ſelbſt ſo ſehr, daß ſie endlich gar von der Haupt-Sa- che, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0050" n="31"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studio</hi></hi> in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie.</hi></hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">ſtraffung eines grauſamen Eifers, zu erhalten. Ader man<lb/> thut es ſelten, und die ſo von der Nothwendigkeit ſolches zu<lb/> beobachten uͤberzeuget ſind, und es unternehmen, erhalten<lb/> nicht allezeit was ſie ſuchen. Sie machen ſich offt wegen ih-<lb/> rer</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Religion</hi> </hi> <hi rendition="#fr">verdaͤchtig; ſie ſind in Gefahr von dem Volck<lb/> durchgezogen zu werden; Sie laden ſich den Haß der Predi-<lb/> ger auff den Halß, und bringen ſie wieder ſich auff. Dieſer<lb/> wegen ſoll ein Fuͤrſte ſich keines weges von ſolchen hitzigen<lb/> Bewegungen dahin reiſſen laſſen, noch ſich einem Volck an-<lb/> vertrauen, welches nur</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Rebellion</hi> </hi> <hi rendition="#fr">im Sinne hat.</hi> </p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi></head> <p>Daß diejenige <hi rendition="#aq">Religion,</hi> welche vor der<note place="right">Religions<lb/> Zwang der<lb/> Chriſten, als<lb/> ſie Frieden<lb/> erlangt.</note><lb/> andern die Oberhand gehabt/ die andere zu ſtuͤrtzen geſucht/<lb/> ſehen wir ſchon in den uhralten Zeiten. Wie waren nicht die<lb/> Heydniſchen Prieſter hinter die Chriſten her? Denn wenn<lb/> dieſe nicht Lermen geblaſen/ wuͤrde manches unterblieben<lb/> ſeyn. Allein wie gienge es unter denen Chriſten zu/ da ſie<lb/> zur Zeit <hi rendition="#aq">Conſtantini Magni,</hi> in Ruhe und Anſehen kamen.<lb/> Jch will vorietzo nichts erwehnen/ wie ſie ſich untereinander<lb/> herum gebalget. Das <hi rendition="#aq">Nicæni</hi>ſche <hi rendition="#aq">Concilium</hi> kan ein klares<lb/> Zeugniß von dieſer ſchoͤnen Auffuͤhrung ablegen. <note xml:id="f24" next="#f23" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Alexander</hi> der Biſchoff zu <hi rendition="#aq">Alexandria,</hi> und <hi rendition="#aq">Arius</hi> ein <hi rendition="#aq">Presbyter</hi> da-<note place="right">Bey dem <hi rendition="#aq">Con-<lb/> cilio Nicæno.</hi></note><lb/> ſelbſt, geriethen in einen Streit. Sie brachten ihre Sache vor dem Kaͤy-<lb/> ſer. Dieſer gabe beyden einen wohlverdienten Filtz. Endlich begtenge<lb/><hi rendition="#aq">Conſtantinus</hi> die Schwachheit, daß er ein <hi rendition="#aq">Conoilium</hi> zuſammen beruffte.<lb/> Dieſes ſolte die Sache durch Vielheit der Stimmen entſcheiden. <hi rendition="#aq">Arius</hi><lb/> wurde verdammet. Wer nicht mit denen meiſten einſtimmete, muſte ins<lb/> Elend wandern. Alle Schrifften <hi rendition="#aq">Arii</hi> ſolten verbrennet werden. Wer<lb/> eine haͤtte, und zuruͤck behielte, ſolte die Todes-Straffe zu gewarten haben.<lb/> Man ſonne ein hauffen Straffen wieder die Ketzer aus. Solche aber<lb/> waren alle, die den Ausſpruch des <hi rendition="#aq">Concilii</hi> nicht vor genehm hielten.<lb/> Von ſolchen Straff-Geſetzen finden ſich viele in dem <hi rendition="#aq">Codice Theodo-<lb/> ſiano</hi> und <hi rendition="#aq">Juſtinianeo.</hi> So ſolten die Leute denen <hi rendition="#aq">Patribus</hi> des <hi rendition="#aq">Con-<lb/> cilii</hi> Glauben beymeſſen, die doch meiſtens elende Fincken-Ritter waren,<lb/> Sie vergaſſen ihrer ſelbſt ſo ſehr, daß ſie endlich gar von der Haupt-Sa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">che,</fw></note> Wie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">griffe</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0050]
Studio in der Theologie.
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thut es ſelten, und die ſo von der Nothwendigkeit ſolches zu
beobachten uͤberzeuget ſind, und es unternehmen, erhalten
nicht allezeit was ſie ſuchen. Sie machen ſich offt wegen ih-
rer Religion verdaͤchtig; ſie ſind in Gefahr von dem Volck
durchgezogen zu werden; Sie laden ſich den Haß der Predi-
ger auff den Halß, und bringen ſie wieder ſich auff. Dieſer
wegen ſoll ein Fuͤrſte ſich keines weges von ſolchen hitzigen
Bewegungen dahin reiſſen laſſen, noch ſich einem Volck an-
vertrauen, welches nur Rebellion im Sinne hat.
§. XXIV. Daß diejenige Religion, welche vor der
andern die Oberhand gehabt/ die andere zu ſtuͤrtzen geſucht/
ſehen wir ſchon in den uhralten Zeiten. Wie waren nicht die
Heydniſchen Prieſter hinter die Chriſten her? Denn wenn
dieſe nicht Lermen geblaſen/ wuͤrde manches unterblieben
ſeyn. Allein wie gienge es unter denen Chriſten zu/ da ſie
zur Zeit Conſtantini Magni, in Ruhe und Anſehen kamen.
Jch will vorietzo nichts erwehnen/ wie ſie ſich untereinander
herum gebalget. Das Nicæniſche Concilium kan ein klares
Zeugniß von dieſer ſchoͤnen Auffuͤhrung ablegen. (a) Wie
griffe
Religions
Zwang der
Chriſten, als
ſie Frieden
erlangt.
(a) Alexander der Biſchoff zu Alexandria, und Arius ein Presbyter da-
ſelbſt, geriethen in einen Streit. Sie brachten ihre Sache vor dem Kaͤy-
ſer. Dieſer gabe beyden einen wohlverdienten Filtz. Endlich begtenge
Conſtantinus die Schwachheit, daß er ein Conoilium zuſammen beruffte.
Dieſes ſolte die Sache durch Vielheit der Stimmen entſcheiden. Arius
wurde verdammet. Wer nicht mit denen meiſten einſtimmete, muſte ins
Elend wandern. Alle Schrifften Arii ſolten verbrennet werden. Wer
eine haͤtte, und zuruͤck behielte, ſolte die Todes-Straffe zu gewarten haben.
Man ſonne ein hauffen Straffen wieder die Ketzer aus. Solche aber
waren alle, die den Ausſpruch des Concilii nicht vor genehm hielten.
Von ſolchen Straff-Geſetzen finden ſich viele in dem Codice Theodo-
ſiano und Juſtinianeo. So ſolten die Leute denen Patribus des Con-
cilii Glauben beymeſſen, die doch meiſtens elende Fincken-Ritter waren,
Sie vergaſſen ihrer ſelbſt ſo ſehr, daß ſie endlich gar von der Haupt-Sa-
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