Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorbericht von der Juristen Religion nicht in flor, sondern machet eitel Heuchler. Derberühmte Basnagius hat überaus wohl hievon geurtheilet/ da er schreibet: (c) Will man endlich Gewalt gebrauchen[?] Aber diese kan zu nichts anders dienen als Heuchler zu machen, und die Menschen dahin zu bringen, daß sie wieder ihr Ge- wissen sündigen. Welches den Schrecken und Unbilligkeit dieses Zwangs verdoppelt; Man muß also nothwendig das Gewissen, welches Noth leidet überreden, entweder mit menschlichen oder göttlichen Gründen; oder es thun lassen was es vor recht und vernünfftig hält. Zu wünschen wäre es/ daß alle Regenten wie der grosse König Wilhelm III. in En- gelland gesinnet wären. Denn da die Schottländischen Ab- gesanden die Ausrottung der Ketzer bey ihrer Zusammenkunfft verlangten/ gabe er zur Antwort: (d) Jch weis nicht genau 1714. zu London in 8vo ein Tractat heraus, aus dem Englischen übersetzt, der den Titul führet: Discours sur la liberte de penser librement, wel- cher viel Aufsehens gemacht. Man hielte Anfangs den Joh. Tolland vor den Autorem, allein es ist wahrscheinlicher, daß es sein guter Freund Ant. Collius geschrieben. Hierinn sind nicht allein verschiedene Gründe wegen der Freyheit zu dencken, anzutreffen, sondern solche sind auch Sect. III. mit Exempeln der Philosophen und Kirchen-Lehrer bekräfftiget worden. Des Saurins Buch reflections sur les Droits de la conscience und des Basnage traite de la conscience sind auch zur Gnüge bekannt. So hat auch der gründlich gelehrte Herr Hoffrath Böhmer im andern Tomo seines Juris eccles. protest. eine Dissertation de jure circa libertatem conscientiae vorgesetzet. (c) Basnagli Urtheil von Gewissens- Zwang.Basnage dans son traite de la conscience Lib. I. c. 4. Enfin employe- res vous la violence? mais ellene peut servir, qu'a faire des hypocri- tes, & a jetter les hommes dans des pechez contre la conscience, co qui en redouble l'horreur & l'enormite: Il faut donc neceslaire- ment en persuader la consciene, qu'elle a tort, soit par des raisons hu- maines, soit par des raisons divines: ou la laisser faire, ce qu'elle croit juste & raisonnable. (d) und König
Wilhelms III. in Engelland.Histoire de Guillaume III. tom. 2. Lib. 4. fol. 28. Je ne sai point pre- cise- Vorbericht von der Juriſten Religion nicht in flor, ſondern machet eitel Heuchler. Derberuͤhmte Basnagius hat uͤberaus wohl hievon geurtheilet/ da er ſchreibet: (c) Will man endlich Gewalt gebrauchen[?] Aber dieſe kan zu nichts anders dienen als Heuchler zu machen, und die Menſchen dahin zu bringen, daß ſie wieder ihr Ge- wiſſen ſuͤndigen. Welches den Schrecken und Unbilligkeit dieſes Zwangs verdoppelt; Man muß alſo nothwendig das Gewiſſen, welches Noth leidet uͤberreden, entweder mit menſchlichen oder goͤttlichen Gruͤnden; oder es thun laſſen was es vor recht und vernuͤnfftig haͤlt. Zu wuͤnſchen waͤre es/ daß alle Regenten wie der groſſe Koͤnig Wilhelm III. in En- gelland geſinnet waͤren. Denn da die Schottlaͤndiſchen Ab- geſanden die Ausrottung der Ketzer bey ihrer Zuſammenkunfft verlangten/ gabe er zur Antwort: (d) Jch weis nicht genau 1714. zu London in 8vo ein Tractat heraus, aus dem Engliſchen uͤberſetzt, der den Titul fuͤhret: Diſcours ſur la liberté de penſer librement, wel- cher viel Aufſehens gemacht. Man hielte Anfangs den Joh. Tolland vor den Autorem, allein es iſt wahrſcheinlicher, daß es ſein guter Freund Ant. Collius geſchrieben. Hierinn ſind nicht allein verſchiedene Gruͤnde wegen der Freyheit zu dencken, anzutreffen, ſondern ſolche ſind auch Sect. III. mit Exempeln der Philoſophen und Kirchen-Lehrer bekraͤfftiget worden. Des Saurins Buch reflections ſur les Droits de la conſcience und des Baſnage traité de la conſcience ſind auch zur Gnuͤge bekannt. So hat auch der gruͤndlich gelehrte Herr Hoffrath Boͤhmer im andern Tomo ſeines Juris eccleſ. proteſt. eine Diſſertation de jure circa libertatem conſcientiæ vorgeſetzet. (c) Baſnagli Urtheil von Gewiſſens- Zwang.Baſnage dans ſon traité de la conſcience Lib. I. c. 4. Enfin employe- rés vous la violence? mais ellene peut ſervir, qu’à faire des hypocri- tes, & à jetter les hommes dans des péchez contre la conſcience, co qui en redouble l’horreur & l’enormité: Il faut donc neceſlaire- ment en perſuader la conſciene, qu’elle a tort, ſoit par des raiſons hu- maines, ſoit par des raiſons divines: ou la laiſſer faire, ce qu’elle croit juſte & raiſonnable. (d) und Koͤnig
Wilhelms III. in Engelland.Hiſtoire de Guillaume III. tom. 2. Lib. 4. fol. 28. Je ne ſai point pre- ciſe- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0045" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht von der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Juriſten</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Religion</hi> nicht in <hi rendition="#aq">flor,</hi> ſondern machet eitel Heuchler. Der<lb/> beruͤhmte <hi rendition="#aq">Basnagius</hi> hat uͤberaus wohl hievon geurtheilet/ da<lb/> er ſchreibet: <note place="foot" n="(c)"><note place="left"><hi rendition="#aq">Baſnagli</hi> Urtheil<lb/> von Gewiſſens-<lb/> Zwang.</note><hi rendition="#aq">Baſnage <hi rendition="#i">dans ſon traité de la conſcience Lib. I. c. 4.</hi> Enfin employe-<lb/> rés vous la violence<hi rendition="#i">?</hi> mais ellene peut ſervir, qu’à faire des hypocri-<lb/> tes, & à jetter les hommes dans des péchez contre la conſcience, co<lb/> qui en redouble l’horreur & l’enormité: Il faut donc neceſlaire-<lb/> ment en perſuader la conſciene, qu’elle a tort, ſoit par des raiſons hu-<lb/> maines, ſoit par des raiſons divines: ou la laiſſer faire, ce qu’elle<lb/> croit juſte & raiſonnable.</hi></note> <hi rendition="#fr">Will man endlich Gewalt gebrauchen<supplied>?</supplied><lb/> Aber dieſe kan zu nichts anders dienen als Heuchler zu machen,<lb/> und die Menſchen dahin zu bringen, daß ſie wieder ihr Ge-<lb/> wiſſen ſuͤndigen. Welches den Schrecken und Unbilligkeit<lb/> dieſes Zwangs verdoppelt; Man muß alſo nothwendig das<lb/> Gewiſſen, welches Noth leidet uͤberreden, entweder mit<lb/> menſchlichen oder goͤttlichen Gruͤnden; oder es thun laſſen<lb/> was es vor recht und vernuͤnfftig haͤlt.</hi> Zu wuͤnſchen waͤre es/<lb/> daß alle Regenten wie der groſſe Koͤnig Wilhelm <hi rendition="#aq">III.</hi> in En-<lb/> gelland geſinnet waͤren. Denn da die Schottlaͤndiſchen Ab-<lb/> geſanden die <hi rendition="#fr">Ausrottung der Ketzer</hi> bey ihrer Zuſammenkunfft<lb/> verlangten/ gabe er zur Antwort: <note xml:id="f21" next="#f22" place="foot" n="(d)"><note place="left">und Koͤnig<lb/> Wilhelms <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> in Engelland.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hiſtoire de Guillaume III. tom. 2. Lib. 4. fol. 28.</hi> Je ne ſai point pre-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ciſe-</hi></fw></note> <hi rendition="#fr">Jch weis nicht</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">genau</hi></fw><lb/><note xml:id="f20" prev="#f19" place="foot" n="(b)">1714. zu London in 8<hi rendition="#aq">vo</hi> ein <hi rendition="#aq">Tractat</hi> heraus, aus dem Engliſchen uͤberſetzt,<lb/> der den <hi rendition="#aq">Titul</hi> fuͤhret: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Diſcours ſur la liberté de penſer librement,</hi></hi> wel-<lb/> cher viel Aufſehens gemacht. Man hielte Anfangs den <hi rendition="#aq">Joh. Tolland</hi><lb/> vor den <hi rendition="#aq">Autorem,</hi> allein es iſt wahrſcheinlicher, daß es ſein guter Freund<lb/><hi rendition="#aq">Ant. Collius</hi> geſchrieben. Hierinn ſind nicht allein verſchiedene Gruͤnde<lb/> wegen der Freyheit zu dencken, anzutreffen, ſondern ſolche ſind auch <hi rendition="#aq">Sect.<lb/> III.</hi> mit <hi rendition="#aq">Exempeln</hi> der <hi rendition="#aq">Philoſophen</hi> und Kirchen-Lehrer bekraͤfftiget<lb/> worden. Des <hi rendition="#aq">Saurins</hi> Buch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">reflections ſur les Droits de la conſcience</hi></hi><lb/> und des <hi rendition="#aq">Baſnage <hi rendition="#i">traité de la conſcience</hi></hi> ſind auch zur Gnuͤge bekannt.<lb/> So hat auch der gruͤndlich gelehrte Herr Hoffrath Boͤhmer im andern<lb/><hi rendition="#aq">Tomo</hi> ſeines <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Juris eccleſ. proteſt.</hi></hi> eine <hi rendition="#aq">Diſſertation <hi rendition="#i">de jure circa libertatem<lb/> conſcientiæ</hi></hi> vorgeſetzet.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0045]
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beruͤhmte Basnagius hat uͤberaus wohl hievon geurtheilet/ da
er ſchreibet: (c) Will man endlich Gewalt gebrauchen?
Aber dieſe kan zu nichts anders dienen als Heuchler zu machen,
und die Menſchen dahin zu bringen, daß ſie wieder ihr Ge-
wiſſen ſuͤndigen. Welches den Schrecken und Unbilligkeit
dieſes Zwangs verdoppelt; Man muß alſo nothwendig das
Gewiſſen, welches Noth leidet uͤberreden, entweder mit
menſchlichen oder goͤttlichen Gruͤnden; oder es thun laſſen
was es vor recht und vernuͤnfftig haͤlt. Zu wuͤnſchen waͤre es/
daß alle Regenten wie der groſſe Koͤnig Wilhelm III. in En-
gelland geſinnet waͤren. Denn da die Schottlaͤndiſchen Ab-
geſanden die Ausrottung der Ketzer bey ihrer Zuſammenkunfft
verlangten/ gabe er zur Antwort: (d) Jch weis nicht
genau
(b)
(c) Baſnage dans ſon traité de la conſcience Lib. I. c. 4. Enfin employe-
rés vous la violence? mais ellene peut ſervir, qu’à faire des hypocri-
tes, & à jetter les hommes dans des péchez contre la conſcience, co
qui en redouble l’horreur & l’enormité: Il faut donc neceſlaire-
ment en perſuader la conſciene, qu’elle a tort, ſoit par des raiſons hu-
maines, ſoit par des raiſons divines: ou la laiſſer faire, ce qu’elle
croit juſte & raiſonnable.
(d) Hiſtoire de Guillaume III. tom. 2. Lib. 4. fol. 28. Je ne ſai point pre-
ciſe-
(b) 1714. zu London in 8vo ein Tractat heraus, aus dem Engliſchen uͤberſetzt,
der den Titul fuͤhret: Diſcours ſur la liberté de penſer librement, wel-
cher viel Aufſehens gemacht. Man hielte Anfangs den Joh. Tolland
vor den Autorem, allein es iſt wahrſcheinlicher, daß es ſein guter Freund
Ant. Collius geſchrieben. Hierinn ſind nicht allein verſchiedene Gruͤnde
wegen der Freyheit zu dencken, anzutreffen, ſondern ſolche ſind auch Sect.
III. mit Exempeln der Philoſophen und Kirchen-Lehrer bekraͤfftiget
worden. Des Saurins Buch reflections ſur les Droits de la conſcience
und des Baſnage traité de la conſcience ſind auch zur Gnuͤge bekannt.
So hat auch der gruͤndlich gelehrte Herr Hoffrath Boͤhmer im andern
Tomo ſeines Juris eccleſ. proteſt. eine Diſſertation de jure circa libertatem
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