Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. III. Cap. Von dem bekennet er dabey/ daß er sich seines Rechts nicht bedienet.Was aber in eines jeden Willkühr stehet/ dazu kan er von andern nicht angehalten werden. Es bleibet also auch ohnstreitig/ daß die Prediger von denen Pfarr-Kindern müssen unterhalten werden. Acciden- tien und des Beicht-Pfennigs. §. XXVIII. Jch wolte aber dennoch wünschen/ daß ver- Satz mit dem Exempel eines Ackermanns, der auf Hoffnung pflügete, und mit dem Exempel eines Dreschenden, der eben- fals auf Hoffnung dräsche. Endlich fähret er fort: So wir euch das Geistliche säen, ists ein groß Ding, ob wir euer Leibliches erndten? Weiter setzet er hinzu: Wisset ihr nicht, daß die da opffern, essen vom Opffer? Und die des Altars pflegen, geniessen des Altars? Gewiß mit diesem Grund recht- fertiget er vor allen andern die jura stolae und so genannten Ac- cidentia. Der Apostel hat auf den Gebrauch des alten Testa- ments gesehen, da denenjenigen, die bey dem Altar gedienet, ein Theil des Opffers angewiesen worden. Num. XVIII. 8. Deut. XVIII. 1. Endlich machet er den Schluß; Also hat auch der HErr befohlen, daß die das Evangelium verkündigen, sol- len sich vom Evangelio nehren. Conf. Leuit. XIX. 13. Deuter. XXIV. 14. XXV. 4. a) Warum die
accidentien zu tadeln?Seckendorff in dem Christen Staat. Lib. 3. c. 6. §. 4, wo fol- gende Worte zu befinden: Es ist auch die Art der Accidentien, an vielen Orten, wenn man es genau betrachtet, nicht recht vollständig, sondern machet dem Predig-Amt kein Anse- hen, erreget Streit und Unwillen, und könte viel besser auf ehr- II. Abth. III. Cap. Von dem bekennet er dabey/ daß er ſich ſeines Rechts nicht bedienet.Was aber in eines jeden Willkuͤhr ſtehet/ dazu kan er von andern nicht angehalten werden. Es bleibet alſo auch ohnſtreitig/ daß die Prediger von denen Pfarr-Kindern muͤſſen unterhalten werden. Acciden- tien und des Beicht-Pfennigs. §. XXVIII. Jch wolte aber dennoch wuͤnſchen/ daß ver- Satz mit dem Exempel eines Ackermanns, der auf Hoffnung pfluͤgete, und mit dem Exempel eines Dreſchenden, der eben- fals auf Hoffnung draͤſche. Endlich faͤhret er fort: So wir euch das Geiſtliche ſaͤen, iſts ein groß Ding, ob wir euer Leibliches erndten? Weiter ſetzet er hinzu: Wiſſet ihr nicht, daß die da opffern, eſſen vom Opffer? Und die des Altars pflegen, genieſſen des Altars? Gewiß mit dieſem Grund recht- fertiget er vor allen andern die jura ſtolæ und ſo genannten Ac- cidentia. Der Apoſtel hat auf den Gebrauch des alten Teſta- ments geſehen, da denenjenigen, die bey dem Altar gedienet, ein Theil des Opffers angewieſen worden. Num. XVIII. 8. Deut. XVIII. 1. Endlich machet er den Schluß; Alſo hat auch der HErr befohlen, daß die das Evangelium verkuͤndigen, ſol- len ſich vom Evangelio nehren. Conf. Leuit. XIX. 13. Deuter. XXIV. 14. XXV. 4. a) Warum die
accidentien zu tadeln?Seckendorff in dem Chriſten Staat. Lib. 3. c. 6. §. 4, wo fol- gende Worte zu befinden: Es iſt auch die Art der Accidentien, an vielen Orten, wenn man es genau betrachtet, nicht recht vollſtaͤndig, ſondern machet dem Predig-Amt kein Anſe- hen, erreget Streit und Unwillen, und koͤnte viel beſſer auf ehr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0309" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/> bekennet er dabey/ daß er ſich ſeines Rechts nicht bedienet.<lb/> Was aber in eines jeden Willkuͤhr ſtehet/ dazu kan er von<lb/> andern nicht angehalten werden. Es bleibet alſo auch<lb/> ohnſtreitig/ daß die Prediger von denen Pfarr-Kindern<lb/> muͤſſen unterhalten werden.</p><lb/> <note place="left">Fehler der<lb/><hi rendition="#aq">Acciden-<lb/> ti</hi>en und<lb/> des Beicht-Pfennigs.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi></head> <p>Jch wolte aber dennoch wuͤnſchen/ daß<lb/> die ſo genannten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accidentia</hi></hi> unſerer Kirchen-Diener entwe-<lb/> der abgeſchaffet/ oder alſo eingerichtet waͤren/ daß nicht ſo<lb/> viel <hi rendition="#fr">Unheil</hi> daraus entſtuͤnde. Gewißlich ſo wohl das ge-<lb/> meine Weſen als die Kirche/ empfinden mehr als einen<lb/> Schaden davon. Der gelehrte und <hi rendition="#aq">religieuſe</hi> Edelmann/<lb/><hi rendition="#aq">Veit Ludwig</hi> von <hi rendition="#aq">Seckendorff</hi> hat ſolches ſchon beobach-<lb/> tet <note xml:id="h85" next="#h84" place="foot" n="a)"><note place="left">Warum die<lb/><hi rendition="#aq">accidenti</hi>en<lb/> zu tadeln?</note><hi rendition="#aq">Seckendorff</hi><hi rendition="#fr">in dem Chriſten Staat.</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lib. 3. c. 6.</hi> §. <hi rendition="#i">4,</hi></hi> wo fol-<lb/> gende Worte zu befinden: <hi rendition="#fr">Es iſt auch die Art der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accidenti</hi></hi><hi rendition="#fr">en,<lb/> an vielen Orten, wenn man es genau betrachtet, nicht recht<lb/> vollſtaͤndig, ſondern machet dem Predig-Amt kein Anſe-<lb/> hen, erreget Streit und Unwillen, und koͤnte viel beſſer auf</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ehr-</hi></fw></note>. Vornehmlich aber ſind bey dem <hi rendition="#fr">Beicht-Pfennig</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/><note xml:id="h86" prev="#h87" place="foot" n="(a)">Satz mit dem Exempel eines <hi rendition="#fr">Ackermanns,</hi> der <hi rendition="#fr">auf Hoffnung<lb/> pfluͤgete,</hi> und mit dem Exempel eines <hi rendition="#fr">Dreſchenden,</hi> der eben-<lb/> fals <hi rendition="#fr">auf Hoffnung draͤſche.</hi> Endlich faͤhret er fort: <hi rendition="#fr">So wir<lb/> euch das Geiſtliche ſaͤen, iſts ein groß Ding, ob wir euer<lb/> Leibliches erndten?</hi> Weiter ſetzet er hinzu: <hi rendition="#fr">Wiſſet ihr nicht,<lb/> daß die da opffern, eſſen vom Opffer? Und die des Altars<lb/> pflegen, genieſſen des Altars?</hi> Gewiß mit dieſem Grund recht-<lb/> fertiget er vor allen andern die <hi rendition="#aq">jura ſtolæ</hi> und ſo genannten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ac-<lb/> cidentia.</hi></hi> Der Apoſtel hat auf den Gebrauch des alten Teſta-<lb/> ments geſehen, da denenjenigen, die bey dem Altar gedienet, ein<lb/> Theil des Opffers angewieſen worden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Num. XVIII. 8. Deut.<lb/> XVIII. 1.</hi></hi> Endlich machet er den Schluß; <hi rendition="#fr">Alſo hat auch der<lb/> HErr befohlen, daß die das Evangelium verkuͤndigen, ſol-<lb/> len ſich vom Evangelio nehren.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Conf. Leuit. XIX. 13. Deuter.<lb/> XXIV. 14. XXV. 4.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0309]
II. Abth. III. Cap. Von dem
bekennet er dabey/ daß er ſich ſeines Rechts nicht bedienet.
Was aber in eines jeden Willkuͤhr ſtehet/ dazu kan er von
andern nicht angehalten werden. Es bleibet alſo auch
ohnſtreitig/ daß die Prediger von denen Pfarr-Kindern
muͤſſen unterhalten werden.
§. XXVIII. Jch wolte aber dennoch wuͤnſchen/ daß
die ſo genannten Accidentia unſerer Kirchen-Diener entwe-
der abgeſchaffet/ oder alſo eingerichtet waͤren/ daß nicht ſo
viel Unheil daraus entſtuͤnde. Gewißlich ſo wohl das ge-
meine Weſen als die Kirche/ empfinden mehr als einen
Schaden davon. Der gelehrte und religieuſe Edelmann/
Veit Ludwig von Seckendorff hat ſolches ſchon beobach-
tet a). Vornehmlich aber ſind bey dem Beicht-Pfennig
ver-
(a)
a) Seckendorff in dem Chriſten Staat. Lib. 3. c. 6. §. 4, wo fol-
gende Worte zu befinden: Es iſt auch die Art der Accidentien,
an vielen Orten, wenn man es genau betrachtet, nicht recht
vollſtaͤndig, ſondern machet dem Predig-Amt kein Anſe-
hen, erreget Streit und Unwillen, und koͤnte viel beſſer auf
ehr-
(a) Satz mit dem Exempel eines Ackermanns, der auf Hoffnung
pfluͤgete, und mit dem Exempel eines Dreſchenden, der eben-
fals auf Hoffnung draͤſche. Endlich faͤhret er fort: So wir
euch das Geiſtliche ſaͤen, iſts ein groß Ding, ob wir euer
Leibliches erndten? Weiter ſetzet er hinzu: Wiſſet ihr nicht,
daß die da opffern, eſſen vom Opffer? Und die des Altars
pflegen, genieſſen des Altars? Gewiß mit dieſem Grund recht-
fertiget er vor allen andern die jura ſtolæ und ſo genannten Ac-
cidentia. Der Apoſtel hat auf den Gebrauch des alten Teſta-
ments geſehen, da denenjenigen, die bey dem Altar gedienet, ein
Theil des Opffers angewieſen worden. Num. XVIII. 8. Deut.
XVIII. 1. Endlich machet er den Schluß; Alſo hat auch der
HErr befohlen, daß die das Evangelium verkuͤndigen, ſol-
len ſich vom Evangelio nehren. Conf. Leuit. XIX. 13. Deuter.
XXIV. 14. XXV. 4.
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