Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abth. III. Cap. Von dem
ist auch noch in dem andern Seculo beybehalten worden.
Denn nach dem Zeugnüß Dionysii, des Bischoffs zu Co-
rinth,
in einem Brief an die Römer/ hat solchen die Rö-
mische Kirche beobachtet. Eusebius hat uns solchen beybe-
halten. Es wird darinnen gemeldet/ daß die Römische
Kirche den Gebrauch/ so von Anfang der Christlichen Re-
ligion gewesen/ beybehielte. Sie erzeigte ihren Brüdern
alles Gute/ und überschickte denen andern Gemeinen/ was
sie bedürfften. Auff diese Weise käme sie dem Armuth zu
statten/ und reichte denen/ so in denen Ertz-Gruben arbei-
teten/ den nöthigen Unterhalt. Diesen Gebrauch hätte
der seelige Bischoff Soter nicht alleine beybehalten/ sondern
auch vermehret/ da er denen Gläubigen nicht allein die
nöthige Gaben gereichet/ sondern auch die/ so von fremb-
den Orten gekommen/ freundlich angenommen/ und als
Kinder getröstet a). Davon weißt man aber heute zu Tage
fast gar nichts. Man dencket nicht darauf/ die Kirchen-
Güther denen Nothdürfftigen zum besten auffzuwenden/
sondern solche zu vermehren. Vornehmlich muß man

die-
a) Zeugniß Dio-
nysii
bey Eu-
sebio.
Die Worte Dionysii bey Eusebio lauten in dem Lateinischen Hist.
eccles. Lib. IV. cap. 23.
also: Haec vobis consuetudo est, iam inde
ab religionis initio, vt fratres omnes vario beneficiorum genere
afficiatis, & ecclesiis quamplurimis, quae in singulis vrbibus con-
stitutae sunt, necessaria vitae subsidia transmittatis. Et hac ratione
tum egentium inopiam subleuatis, tum fratribus, qui in metallis
opis faciunt, necessaria suppeditatis: per haec, quae ab initio trans-
mittere consueuistis munera, morem institutumque Romanorum
a majoribus vestris acceptum, Romani retinentes. Atque hunc
morem beatus Episcopus vester Soter non seruauit solum, ve-
rum etiam adauxit: tum munera sanctis destinata copiose submi-
nistrans, tum fratres peregre aduenientes tanquam liberos suos
pater amantissimus beatis sermonibus consolando.

a) Ter-

II. Abth. III. Cap. Von dem
iſt auch noch in dem andern Seculo beybehalten worden.
Denn nach dem Zeugnuͤß Dionyſii, des Biſchoffs zu Co-
rinth,
in einem Brief an die Roͤmer/ hat ſolchen die Roͤ-
miſche Kirche beobachtet. Euſebius hat uns ſolchen beybe-
halten. Es wird darinnen gemeldet/ daß die Roͤmiſche
Kirche den Gebrauch/ ſo von Anfang der Chriſtlichen Re-
ligion geweſen/ beybehielte. Sie erzeigte ihren Bruͤdern
alles Gute/ und uͤberſchickte denen andern Gemeinen/ was
ſie beduͤrfften. Auff dieſe Weiſe kaͤme ſie dem Armuth zu
ſtatten/ und reichte denen/ ſo in denen Ertz-Gruben arbei-
teten/ den noͤthigen Unterhalt. Dieſen Gebrauch haͤtte
der ſeelige Biſchoff Soter nicht alleine beybehalten/ ſondern
auch vermehret/ da er denen Glaͤubigen nicht allein die
noͤthige Gaben gereichet/ ſondern auch die/ ſo von fremb-
den Orten gekommen/ freundlich angenommen/ und als
Kinder getroͤſtet a). Davon weißt man aber heute zu Tage
faſt gar nichts. Man dencket nicht darauf/ die Kirchen-
Guͤther denen Nothduͤrfftigen zum beſten auffzuwenden/
ſondern ſolche zu vermehren. Vornehmlich muß man

die-
a) Zeugniß Dio-
nyſii
bey Eu-
ſebio.
Die Worte Dionyſii bey Euſebio lauten in dem Lateiniſchen Hiſt.
eccleſ. Lib. IV. cap. 23.
alſo: Hæc vobis conſuetudo eſt, iam inde
ab religionis initio, vt fratres omnes vario beneficiorum genere
afficiatis, & eccleſiis quamplurimis, quæ in ſingulis vrbibus con-
ſtitutæ ſunt, neceſſaria vitæ ſubſidia transmittatis. Et hac ratione
tum egentium inopiam ſubleuatis, tum fratribus, qui in metallis
opis faciunt, neceſſaria ſuppeditatis: per hæc, quæ ab initio trans-
mittere conſueuiſtis munera, morem inſtitutumque Romanorum
a majoribus veſtris acceptum, Romani retinentes. Atque hunc
morem beatus Epiſcopus veſter Soter non ſeruauit ſolum, ve-
rum etiam adauxit: tum munera ſanctis deſtinata copioſe ſubmi-
niſtrans, tum fratres peregre aduenientes tanquam liberos ſuos
pater amantiſſimus beatis ſermonibus conſolando.

a) Ter-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0289" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t auch noch in dem andern Seculo beybehalten worden.<lb/>
Denn nach dem Zeugnu&#x0364;ß <hi rendition="#aq">Diony&#x017F;ii,</hi> des Bi&#x017F;choffs zu <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
rinth,</hi> in einem Brief an die Ro&#x0364;mer/ hat &#x017F;olchen die Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;che Kirche beobachtet. <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebius</hi> hat uns &#x017F;olchen beybe-<lb/>
halten. Es wird darinnen gemeldet/ daß die Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Kirche den Gebrauch/ &#x017F;o von Anfang der Chri&#x017F;tlichen Re-<lb/>
ligion gewe&#x017F;en/ beybehielte. Sie erzeigte ihren Bru&#x0364;dern<lb/>
alles Gute/ und u&#x0364;ber&#x017F;chickte denen andern Gemeinen/ was<lb/>
&#x017F;ie bedu&#x0364;rfften. Auff die&#x017F;e Wei&#x017F;e ka&#x0364;me &#x017F;ie dem Armuth zu<lb/>
&#x017F;tatten/ und reichte denen/ &#x017F;o in denen Ertz-Gruben arbei-<lb/>
teten/ den no&#x0364;thigen Unterhalt. Die&#x017F;en Gebrauch ha&#x0364;tte<lb/>
der &#x017F;eelige Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">Soter</hi> nicht alleine beybehalten/ &#x017F;ondern<lb/>
auch vermehret/ da er denen Gla&#x0364;ubigen nicht allein die<lb/>
no&#x0364;thige Gaben gereichet/ &#x017F;ondern auch die/ &#x017F;o von fremb-<lb/>
den Orten gekommen/ freundlich angenommen/ und als<lb/>
Kinder getro&#x0364;&#x017F;tet <note place="foot" n="a)"><note place="left">Zeugniß <hi rendition="#aq">Dio-<lb/>
ny&#x017F;ii</hi> bey <hi rendition="#aq">Eu-<lb/>
&#x017F;ebio.</hi></note>Die Worte <hi rendition="#aq">Diony&#x017F;ii</hi> bey <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebio</hi> lauten in dem Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hi&#x017F;t.<lb/>
eccle&#x017F;. Lib. IV. cap. 23.</hi></hi> al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">Hæc vobis con&#x017F;uetudo e&#x017F;t, iam inde<lb/>
ab religionis initio, vt fratres omnes vario beneficiorum genere<lb/>
afficiatis, &amp; eccle&#x017F;iis quamplurimis, quæ in &#x017F;ingulis vrbibus con-<lb/>
&#x017F;titutæ &#x017F;unt, nece&#x017F;&#x017F;aria vitæ &#x017F;ub&#x017F;idia transmittatis. Et hac ratione<lb/>
tum egentium inopiam &#x017F;ubleuatis, tum fratribus, qui in metallis<lb/>
opis faciunt, nece&#x017F;&#x017F;aria &#x017F;uppeditatis: per hæc, quæ ab initio trans-<lb/>
mittere con&#x017F;ueui&#x017F;tis munera, morem in&#x017F;titutumque Romanorum<lb/>
a majoribus ve&#x017F;tris acceptum, Romani retinentes. Atque hunc<lb/>
morem beatus Epi&#x017F;copus ve&#x017F;ter Soter non &#x017F;eruauit &#x017F;olum, ve-<lb/>
rum etiam adauxit: tum munera &#x017F;anctis de&#x017F;tinata copio&#x017F;e &#x017F;ubmi-<lb/>
ni&#x017F;trans, tum fratres peregre aduenientes tanquam liberos &#x017F;uos<lb/>
pater amanti&#x017F;&#x017F;imus beatis &#x017F;ermonibus con&#x017F;olando.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a) Ter-</hi></fw></note>. Davon weißt man aber heute zu Tage<lb/>
fa&#x017F;t gar nichts. Man dencket nicht darauf/ die Kirchen-<lb/>
Gu&#x0364;ther denen Nothdu&#x0364;rfftigen zum be&#x017F;ten auffzuwenden/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;olche zu vermehren. Vornehmlich muß man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0289] II. Abth. III. Cap. Von dem iſt auch noch in dem andern Seculo beybehalten worden. Denn nach dem Zeugnuͤß Dionyſii, des Biſchoffs zu Co- rinth, in einem Brief an die Roͤmer/ hat ſolchen die Roͤ- miſche Kirche beobachtet. Euſebius hat uns ſolchen beybe- halten. Es wird darinnen gemeldet/ daß die Roͤmiſche Kirche den Gebrauch/ ſo von Anfang der Chriſtlichen Re- ligion geweſen/ beybehielte. Sie erzeigte ihren Bruͤdern alles Gute/ und uͤberſchickte denen andern Gemeinen/ was ſie beduͤrfften. Auff dieſe Weiſe kaͤme ſie dem Armuth zu ſtatten/ und reichte denen/ ſo in denen Ertz-Gruben arbei- teten/ den noͤthigen Unterhalt. Dieſen Gebrauch haͤtte der ſeelige Biſchoff Soter nicht alleine beybehalten/ ſondern auch vermehret/ da er denen Glaͤubigen nicht allein die noͤthige Gaben gereichet/ ſondern auch die/ ſo von fremb- den Orten gekommen/ freundlich angenommen/ und als Kinder getroͤſtet a). Davon weißt man aber heute zu Tage faſt gar nichts. Man dencket nicht darauf/ die Kirchen- Guͤther denen Nothduͤrfftigen zum beſten auffzuwenden/ ſondern ſolche zu vermehren. Vornehmlich muß man die- a) Die Worte Dionyſii bey Euſebio lauten in dem Lateiniſchen Hiſt. eccleſ. Lib. IV. cap. 23. alſo: Hæc vobis conſuetudo eſt, iam inde ab religionis initio, vt fratres omnes vario beneficiorum genere afficiatis, & eccleſiis quamplurimis, quæ in ſingulis vrbibus con- ſtitutæ ſunt, neceſſaria vitæ ſubſidia transmittatis. Et hac ratione tum egentium inopiam ſubleuatis, tum fratribus, qui in metallis opis faciunt, neceſſaria ſuppeditatis: per hæc, quæ ab initio trans- mittere conſueuiſtis munera, morem inſtitutumque Romanorum a majoribus veſtris acceptum, Romani retinentes. Atque hunc morem beatus Epiſcopus veſter Soter non ſeruauit ſolum, ve- rum etiam adauxit: tum munera ſanctis deſtinata copioſe ſubmi- niſtrans, tum fratres peregre aduenientes tanquam liberos ſuos pater amantiſſimus beatis ſermonibus conſolando. a) Ter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/289
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/289>, abgerufen am 11.05.2024.