Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

man zur Beichte gehen soll.
Jn Geniessung des Leibes und Blutes des HErrn muß man
grosse Behutsamkeit gebrauchen, und verhüten, daß wenn
man es zu lange auffschiebet, solches der Seelen nicht zum
Schaden gereiche; wenn man es aber unbedachtsam nimmt,
so ist zu befürchten, was der Apostel saget: Wer unwürdig
von diesem Brod isset und von diesem Kelch trincket, der
isset und trincket ihm selbst das Gerichte. Nach eben dieses
Apostels Zeugniß nun soll sich der Mensch prüffen, und so
dann von diesem Brod essen und von dem Kelch trincken, daß
er nehmlich einige Tage von denen Wercken des Fleisches sich
enthält, den Leib reiniget, und seine Seele ein so grosses
Sacrament zu geniessen, zubereitet.
Der Ertz-Bischoff
zu Rheims Hincmarus, welcher fast bis in das X. Secu-
lum
gelebet/ setzet die Vorbereitung zum Abendmahl dar-
innen h): Daß sich ein jeder selbst richte, daß in dem Ge-
richte, so in dem Hertzen angestellet wird, die Gedancken die
Ankläger wären, die Zeugen das Gewissen, der Hencker die
Furcht. Nach diesen soll das Blut der Seelen durch Thrä-
nen herfür rinnen, und endlich soll das Gemüth dieses Ur-
theil fällen; daß sich der Mensch der Geniessung des Leibes
und Blutes des HErrn unwürdig erkennet.
Also ist es auch
dazumahl noch nicht der Gebrauch gewest/ vor dem Abend-
mahl zu beichten.

§. V.

So bald man aber die Privat-Beichte durch-Wie offt

ge-
de calice bibere, vt videlicet abstinens aliquot diebus ab operibus
carnis, & purificans corpus, animamq; suam praeparet ad percipien-
dum tantum sacramentum.
Wäre damahls die Beichte ein Stücke
der Vorbereitung gewesen, so hätten sie deren Meldung thun müssen.
h) Hincmarus lebte noch Ao. 880. Seine Worte stehen Opusc. 2. c. 12.Hincmari
Rhemensis.

T. 2. vt se ipsum quisque judicet, vt constituto in corde judicio,
adsit accusatrix cogitatio, testis conscientia, carnifex timor. De-
inde sanguis animae per lacrymas profluat, postremo ab ipsa men-
te talis sententia proferatur, vt se indignum homo judicet parti-
cipatione corporis & sanguinis Domini,

a) Wie
(Recht der Beicht-Stühle.) ff

man zur Beichte gehen ſoll.
Jn Genieſſung des Leibes und Blutes des HErrn muß man
groſſe Behutſamkeit gebrauchen, und verhuͤten, daß wenn
man es zu lange auffſchiebet, ſolches der Seelen nicht zum
Schaden gereiche; wenn man es aber unbedachtſam nimmt,
ſo iſt zu befuͤrchten, was der Apoſtel ſaget: Wer unwuͤrdig
von dieſem Brod iſſet und von dieſem Kelch trincket, der
iſſet und trincket ihm ſelbſt das Gerichte. Nach eben dieſes
Apoſtels Zeugniß nun ſoll ſich der Menſch pruͤffen, und ſo
dann von dieſem Brod eſſen und von dem Kelch trincken, daß
er nehmlich einige Tage von denen Wercken des Fleiſches ſich
enthaͤlt, den Leib reiniget, und ſeine Seele ein ſo groſſes
Sacrament zu genieſſen, zubereitet.
Der Ertz-Biſchoff
zu Rheims Hincmarus, welcher faſt bis in das X. Secu-
lum
gelebet/ ſetzet die Vorbereitung zum Abendmahl dar-
innen h): Daß ſich ein jeder ſelbſt richte, daß in dem Ge-
richte, ſo in dem Hertzen angeſtellet wird, die Gedancken die
Anklaͤger waͤren, die Zeugen das Gewiſſen, der Hencker die
Furcht. Nach dieſen ſoll das Blut der Seelen durch Thraͤ-
nen herfuͤr rinnen, und endlich ſoll das Gemuͤth dieſes Ur-
theil faͤllen; daß ſich der Menſch der Genieſſung des Leibes
und Blutes des HErrn unwuͤrdig erkennet.
Alſo iſt es auch
dazumahl noch nicht der Gebrauch geweſt/ vor dem Abend-
mahl zu beichten.

§. V.

So bald man aber die Privat-Beichte durch-Wie offt

ge-
de calice bibere, vt videlicet abſtinens aliquot diebus ab operibus
carnis, & purificans corpus, animamq; ſuam præparet ad percipien-
dum tantum ſacramentum.
Waͤre damahls die Beichte ein Stuͤcke
der Vorbereitung geweſen, ſo haͤttẽ ſie deren Meldung thun muͤſſen.
h) Hincmarus lebte noch Ao. 880. Seine Worte ſtehen Opuſc. 2. c. 12.Hincmari
Rhemenſis.

T. 2. vt ſe ipſum quisque judicet, vt conſtituto in corde judicio,
adſit accuſatrix cogitatio, teſtis conſcientia, carnifex timor. De-
inde ſanguis animæ per lacrymas profluat, poſtremo ab ipſa men-
te talis ſententia proferatur, vt ſe indignum homo judicet parti-
cipatione corporis & ſanguinis Domini,

a) Wie
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) ff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0244" n="225"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">man zur Beichte gehen &#x017F;oll.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Jn Genie&#x017F;&#x017F;ung des Leibes und Blutes des HErrn muß man<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Behut&#x017F;amkeit gebrauchen, und verhu&#x0364;ten, daß wenn<lb/>
man es zu lange auff&#x017F;chiebet, &#x017F;olches der Seelen nicht zum<lb/>
Schaden gereiche; wenn man es aber unbedacht&#x017F;am nimmt,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t zu befu&#x0364;rchten, was der Apo&#x017F;tel &#x017F;aget: Wer unwu&#x0364;rdig<lb/>
von die&#x017F;em Brod i&#x017F;&#x017F;et und von die&#x017F;em Kelch trincket, der<lb/>
i&#x017F;&#x017F;et und trincket ihm &#x017F;elb&#x017F;t das Gerichte. Nach eben die&#x017F;es<lb/>
Apo&#x017F;tels Zeugniß nun &#x017F;oll &#x017F;ich der Men&#x017F;ch pru&#x0364;ffen, und &#x017F;o<lb/>
dann von die&#x017F;em Brod e&#x017F;&#x017F;en und von dem Kelch trincken, daß<lb/>
er nehmlich einige Tage von denen Wercken des Flei&#x017F;ches &#x017F;ich<lb/>
entha&#x0364;lt, den Leib reiniget, und &#x017F;eine Seele ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Sacrament zu genie&#x017F;&#x017F;en, zubereitet.</hi> Der Ertz-Bi&#x017F;choff<lb/>
zu Rheims <hi rendition="#aq">Hincmarus,</hi> welcher fa&#x017F;t bis in das <hi rendition="#aq">X. Secu-<lb/>
lum</hi> gelebet/ &#x017F;etzet die Vorbereitung zum Abendmahl dar-<lb/>
innen <note place="foot" n="h)"><hi rendition="#aq">Hincmarus</hi> lebte noch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ao. 880.</hi></hi> Seine Worte &#x017F;tehen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Opu&#x017F;c. 2. c. 12.</hi></hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Hincmari<lb/>
Rhemen&#x017F;is.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">T. 2.</hi> vt &#x017F;e ip&#x017F;um quisque judicet, vt con&#x017F;tituto in corde judicio,<lb/>
ad&#x017F;it accu&#x017F;atrix cogitatio, te&#x017F;tis con&#x017F;cientia, carnifex timor. De-<lb/>
inde &#x017F;anguis animæ per lacrymas profluat, po&#x017F;tremo ab ip&#x017F;a men-<lb/>
te talis &#x017F;ententia proferatur, vt &#x017F;e indignum homo judicet parti-<lb/>
cipatione corporis &amp; &#x017F;anguinis Domini,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Wie</fw></note>: <hi rendition="#fr">Daß &#x017F;ich ein jeder &#x017F;elb&#x017F;t richte, daß in dem Ge-<lb/>
richte, &#x017F;o in dem Hertzen ange&#x017F;tellet wird, die Gedancken die<lb/>
Ankla&#x0364;ger wa&#x0364;ren, die Zeugen das Gewi&#x017F;&#x017F;en, der Hencker die<lb/>
Furcht. Nach die&#x017F;en &#x017F;oll das Blut der Seelen durch Thra&#x0364;-<lb/>
nen herfu&#x0364;r rinnen, und endlich &#x017F;oll das Gemu&#x0364;th die&#x017F;es Ur-<lb/>
theil fa&#x0364;llen; daß &#x017F;ich der Men&#x017F;ch der Genie&#x017F;&#x017F;ung des Leibes<lb/>
und Blutes des HErrn unwu&#x0364;rdig erkennet.</hi> Al&#x017F;o i&#x017F;t es auch<lb/>
dazumahl noch nicht der Gebrauch gewe&#x017F;t/ vor dem Abend-<lb/>
mahl zu beichten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">V.</hi></head>
            <p>So bald man aber die Privat-Beichte durch-<note place="right">Wie offt</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/><note xml:id="h23" prev="#h22" place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">de calice bibere, vt videlicet ab&#x017F;tinens aliquot diebus ab operibus<lb/>
carnis, &amp; purificans corpus, animamq; &#x017F;uam præparet ad percipien-<lb/>
dum tantum &#x017F;acramentum.</hi> Wa&#x0364;re damahls die Beichte ein Stu&#x0364;cke<lb/>
der Vorbereitung gewe&#x017F;en, &#x017F;o ha&#x0364;tte&#x0303; &#x017F;ie deren Meldung thun mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">(Recht der Beicht-Stu&#x0364;hle.) ff</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0244] man zur Beichte gehen ſoll. Jn Genieſſung des Leibes und Blutes des HErrn muß man groſſe Behutſamkeit gebrauchen, und verhuͤten, daß wenn man es zu lange auffſchiebet, ſolches der Seelen nicht zum Schaden gereiche; wenn man es aber unbedachtſam nimmt, ſo iſt zu befuͤrchten, was der Apoſtel ſaget: Wer unwuͤrdig von dieſem Brod iſſet und von dieſem Kelch trincket, der iſſet und trincket ihm ſelbſt das Gerichte. Nach eben dieſes Apoſtels Zeugniß nun ſoll ſich der Menſch pruͤffen, und ſo dann von dieſem Brod eſſen und von dem Kelch trincken, daß er nehmlich einige Tage von denen Wercken des Fleiſches ſich enthaͤlt, den Leib reiniget, und ſeine Seele ein ſo groſſes Sacrament zu genieſſen, zubereitet. Der Ertz-Biſchoff zu Rheims Hincmarus, welcher faſt bis in das X. Secu- lum gelebet/ ſetzet die Vorbereitung zum Abendmahl dar- innen h): Daß ſich ein jeder ſelbſt richte, daß in dem Ge- richte, ſo in dem Hertzen angeſtellet wird, die Gedancken die Anklaͤger waͤren, die Zeugen das Gewiſſen, der Hencker die Furcht. Nach dieſen ſoll das Blut der Seelen durch Thraͤ- nen herfuͤr rinnen, und endlich ſoll das Gemuͤth dieſes Ur- theil faͤllen; daß ſich der Menſch der Genieſſung des Leibes und Blutes des HErrn unwuͤrdig erkennet. Alſo iſt es auch dazumahl noch nicht der Gebrauch geweſt/ vor dem Abend- mahl zu beichten. §. V. So bald man aber die Privat-Beichte durch- ge- (g) Wie offt h) Hincmarus lebte noch Ao. 880. Seine Worte ſtehen Opuſc. 2. c. 12. T. 2. vt ſe ipſum quisque judicet, vt conſtituto in corde judicio, adſit accuſatrix cogitatio, teſtis conſcientia, carnifex timor. De- inde ſanguis animæ per lacrymas profluat, poſtremo ab ipſa men- te talis ſententia proferatur, vt ſe indignum homo judicet parti- cipatione corporis & ſanguinis Domini, a) Wie (g) de calice bibere, vt videlicet abſtinens aliquot diebus ab operibus carnis, & purificans corpus, animamq; ſuam præparet ad percipien- dum tantum ſacramentum. Waͤre damahls die Beichte ein Stuͤcke der Vorbereitung geweſen, ſo haͤttẽ ſie deren Meldung thun muͤſſen. (Recht der Beicht-Stuͤhle.) ff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/244
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/244>, abgerufen am 12.05.2024.