Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt Christenbeichtete man nicht vor dem A- bendmahl.erweisen können/ daß man die Beichte/ so dem Priester ge- schiehet/ vor eine Vorbereitung zu solchem Mahl ausgege- ben a). Ja in der gantzen Antiquität ist nichts auffzutrei- ben/ daß man die geringste Verordnung gemacht/ die Leu- te solten/ ehe sie communicirten/ beichten. Man hat sie nicht einmahl dazu angemahnet/ geschweige/ daß man die- jenigen/ so ungebeichtet angestochen kommen wären/ bestra- fet b). Clemens Alexandrinus, da er auf den Gebrauch das Abendmahl zu halten kommt/ meldet er/ daß die Presby- teri, nachdem sie das Brod in Stücken gebrochen/ es dem Volck hingegeben/ damit ein jeder sich einen Theil neh- men a) Warum es zu der Apostel Zei- ten nicht seyn können.Daß die Christen zu der Apostel Zeiten das Nachtmahl des HErrn zum öfftern genoßen, wird niemand in Zweiffel ziehen können. Die Zahl der Gläubigen wuchse von Tag zu Tage. Jn der ei- nigen Stadt Jerusalem ware derselben eine ungemeine Anzahl. Von Dienern des Worts waren keine andere vorhanden als die zwölff Apostel, und befanden sich diese insgesammt nicht allezeit daselbst. Nachmahls wurden zwar die sieben Diaconi erwehlet, allein diese hatten mit der Lehre des Evangelii nichts zu thun. Gesetzt aber, daß die gesammten Apostel mit denen Diaconis wei- ter nichts gethan, als daß sie vor Genießung des Abendmahls die Leute Beicht gehöret, und nachmahls absoluiret, so glaube ich doch nicht, daß sie solches ausrichten können. b) Ob es zu Zei-
ten Cypriani gewesen?Man will zwar aus einer Stelle Cypriani etwas herauspreßen, da er diejenigen tadelt, welche vor geschehenem Bekänntnüß oder Beichte in die Gemeinschafft kämen. Allein wenn man des guten Patris Worte von allen Christen verstehen will, so thut man ihm großen Tort. Es redet derselbe von denenjenigen, die in Abgöt- terey verfallen. Jch habe auch schon erinnert, daß das Wort exomologesis keine privat-Beichte, sondern die gantze Handlung der Busse anzeige. Dallaeus hat de confess. auricul. Lib. III. cap. 5. & 6. die Worte unsers Märtyrers von allen Verdrehungen un- vergleichlich gerettet. c) Cle- II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt Chriſtenbeichtete man nicht vor dem A- bendmahl.erweiſen koͤnnen/ daß man die Beichte/ ſo dem Prieſter ge- ſchiehet/ vor eine Vorbereitung zu ſolchem Mahl ausgege- ben a). Ja in der gantzen Antiquitaͤt iſt nichts auffzutrei- ben/ daß man die geringſte Verordnung gemacht/ die Leu- te ſolten/ ehe ſie communicirten/ beichten. Man hat ſie nicht einmahl dazu angemahnet/ geſchweige/ daß man die- jenigen/ ſo ungebeichtet angeſtochen kommen waͤren/ beſtra- fet b). Clemens Alexandrinus, da er auf den Gebrauch das Abendmahl zu halten kommt/ meldet er/ daß die Presby- teri, nachdem ſie das Brod in Stuͤcken gebrochen/ es dem Volck hingegeben/ damit ein jeder ſich einen Theil neh- men a) Warum es zu der Apoſtel Zei- ten nicht ſeyn koͤnnen.Daß die Chriſten zu der Apoſtel Zeiten das Nachtmahl des HErrn zum oͤfftern genoßen, wird niemand in Zweiffel ziehen koͤnnen. Die Zahl der Glaͤubigen wuchſe von Tag zu Tage. Jn der ei- nigen Stadt Jeruſalem ware derſelben eine ungemeine Anzahl. Von Dienern des Worts waren keine andere vorhanden als die zwoͤlff Apoſtel, und befanden ſich dieſe insgeſammt nicht allezeit daſelbſt. Nachmahls wurden zwar die ſieben Diaconi erwehlet, allein dieſe hatten mit der Lehre des Evangelii nichts zu thun. Geſetzt aber, daß die geſammten Apoſtel mit denen Diaconis wei- ter nichts gethan, als daß ſie vor Genießung des Abendmahls die Leute Beicht gehoͤret, und nachmahls abſoluiret, ſo glaube ich doch nicht, daß ſie ſolches ausrichten koͤnnen. b) Ob es zu Zei-
ten Cypriani geweſen?Man will zwar aus einer Stelle Cypriani etwas herauspreßen, da er diejenigen tadelt, welche vor geſchehenem Bekaͤnntnuͤß oder Beichte in die Gemeinſchafft kaͤmen. Allein wenn man des guten Patris Worte von allen Chriſten verſtehen will, ſo thut man ihm großen Tort. Es redet derſelbe von denenjenigen, die in Abgoͤt- terey verfallen. Jch habe auch ſchon erinnert, daß das Wort exomologeſis keine privat-Beichte, ſondern die gantze Handlung der Buſſe anzeige. Dallæus hat de confesſ. auricul. Lib. III. cap. 5. & 6. die Worte unſers Maͤrtyrers von allen Verdrehungen un- vergleichlich gerettet. c) Cle- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0241" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. Wenn und wie offt</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#g">Chriſten<lb/> beichtete</hi><lb/> man <hi rendition="#g">nicht</hi><lb/> vor dem A-<lb/> bendmahl.</note>erweiſen koͤnnen/ daß man die Beichte/ ſo dem Prieſter ge-<lb/> ſchiehet/ vor eine <hi rendition="#fr">Vorbereitung</hi> zu ſolchem Mahl ausgege-<lb/> ben <note place="foot" n="a)"><note place="left">Warum es zu<lb/> der Apoſtel Zei-<lb/> ten nicht ſeyn<lb/> koͤnnen.</note>Daß die Chriſten zu der Apoſtel Zeiten das Nachtmahl des HErrn<lb/> zum oͤfftern genoßen, wird niemand in Zweiffel ziehen koͤnnen.<lb/> Die Zahl der Glaͤubigen wuchſe von Tag zu Tage. Jn der ei-<lb/> nigen Stadt Jeruſalem ware derſelben eine ungemeine Anzahl.<lb/> Von Dienern des Worts waren keine andere vorhanden als die<lb/> zwoͤlff Apoſtel, und befanden ſich dieſe insgeſammt nicht allezeit<lb/> daſelbſt. Nachmahls wurden zwar die ſieben <hi rendition="#aq">Diaconi</hi> erwehlet,<lb/> allein dieſe hatten mit der Lehre des Evangelii nichts zu thun.<lb/> Geſetzt aber, daß die geſammten Apoſtel mit denen <hi rendition="#aq">Diaconis</hi> wei-<lb/> ter nichts gethan, als daß ſie vor Genießung des Abendmahls die<lb/> Leute Beicht gehoͤret, und nachmahls <hi rendition="#aq">abſolui</hi>ret, ſo glaube ich doch<lb/> nicht, daß ſie ſolches ausrichten koͤnnen.</note>. Ja in der gantzen <hi rendition="#aq">Antiquit</hi>aͤt iſt nichts auffzutrei-<lb/> ben/ daß man die <hi rendition="#fr">geringſte Verordnung</hi> gemacht/ die Leu-<lb/> te ſolten/ ehe ſie <hi rendition="#aq">communicir</hi>ten/ beichten. Man hat ſie<lb/> nicht einmahl dazu angemahnet/ geſchweige/ daß man die-<lb/> jenigen/ ſo ungebeichtet angeſtochen kommen waͤren/ <hi rendition="#fr">beſtra-<lb/> fet</hi> <note place="foot" n="b)"><note place="left">Ob es zu Zei-<lb/> ten <hi rendition="#aq">Cypriani</hi><lb/> geweſen?</note>Man will zwar aus einer Stelle <hi rendition="#aq">Cypriani</hi> etwas herauspreßen,<lb/> da er diejenigen tadelt, welche vor geſchehenem Bekaͤnntnuͤß oder<lb/> Beichte in die Gemeinſchafft kaͤmen. Allein wenn man des guten<lb/><hi rendition="#aq">Patris</hi> Worte von allen Chriſten verſtehen will, ſo thut man ihm<lb/> großen Tort. Es redet derſelbe von denenjenigen, die in Abgoͤt-<lb/> terey verfallen. Jch habe auch ſchon erinnert, daß das Wort<lb/><hi rendition="#aq">exomologeſis</hi> keine <hi rendition="#aq">privat</hi>-Beichte, ſondern die gantze Handlung<lb/> der Buſſe anzeige. <hi rendition="#aq">Dallæus</hi> hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de confesſ. auricul. Lib. III. cap.<lb/> 5. & 6.</hi></hi> die Worte unſers Maͤrtyrers von allen Verdrehungen un-<lb/> vergleichlich gerettet.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">c) Cle-</hi></fw></note>. <hi rendition="#aq">Clemens Alexandrinus,</hi> da er auf den Gebrauch das<lb/> Abendmahl zu halten kommt/ meldet er/ daß die <hi rendition="#aq">Presby-<lb/> teri,</hi> nachdem ſie das Brod in Stuͤcken gebrochen/ es dem<lb/> Volck hingegeben/ damit ein jeder ſich einen Theil neh-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0241]
II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
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ſchiehet/ vor eine Vorbereitung zu ſolchem Mahl ausgege-
ben a). Ja in der gantzen Antiquitaͤt iſt nichts auffzutrei-
ben/ daß man die geringſte Verordnung gemacht/ die Leu-
te ſolten/ ehe ſie communicirten/ beichten. Man hat ſie
nicht einmahl dazu angemahnet/ geſchweige/ daß man die-
jenigen/ ſo ungebeichtet angeſtochen kommen waͤren/ beſtra-
fet b). Clemens Alexandrinus, da er auf den Gebrauch das
Abendmahl zu halten kommt/ meldet er/ daß die Presby-
teri, nachdem ſie das Brod in Stuͤcken gebrochen/ es dem
Volck hingegeben/ damit ein jeder ſich einen Theil neh-
men
Chriſten
beichtete
man nicht
vor dem A-
bendmahl.
a) Daß die Chriſten zu der Apoſtel Zeiten das Nachtmahl des HErrn
zum oͤfftern genoßen, wird niemand in Zweiffel ziehen koͤnnen.
Die Zahl der Glaͤubigen wuchſe von Tag zu Tage. Jn der ei-
nigen Stadt Jeruſalem ware derſelben eine ungemeine Anzahl.
Von Dienern des Worts waren keine andere vorhanden als die
zwoͤlff Apoſtel, und befanden ſich dieſe insgeſammt nicht allezeit
daſelbſt. Nachmahls wurden zwar die ſieben Diaconi erwehlet,
allein dieſe hatten mit der Lehre des Evangelii nichts zu thun.
Geſetzt aber, daß die geſammten Apoſtel mit denen Diaconis wei-
ter nichts gethan, als daß ſie vor Genießung des Abendmahls die
Leute Beicht gehoͤret, und nachmahls abſoluiret, ſo glaube ich doch
nicht, daß ſie ſolches ausrichten koͤnnen.
b) Man will zwar aus einer Stelle Cypriani etwas herauspreßen,
da er diejenigen tadelt, welche vor geſchehenem Bekaͤnntnuͤß oder
Beichte in die Gemeinſchafft kaͤmen. Allein wenn man des guten
Patris Worte von allen Chriſten verſtehen will, ſo thut man ihm
großen Tort. Es redet derſelbe von denenjenigen, die in Abgoͤt-
terey verfallen. Jch habe auch ſchon erinnert, daß das Wort
exomologeſis keine privat-Beichte, ſondern die gantze Handlung
der Buſſe anzeige. Dallæus hat de confesſ. auricul. Lib. III. cap.
5. & 6. die Worte unſers Maͤrtyrers von allen Verdrehungen un-
vergleichlich gerettet.
c) Cle-
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