Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

eines gewissen Beicht-Vaters.
den b). Allein diese geistliche Freundschafft wollen die Pro-
testi
rende nicht so weit extendiret wissen c).

§. II.

Diese Erwehlung eines Beicht-Vaters hält manWarum
man einen
Beicht-
Vater er-
wehlen soll.

auch darum vor nöthig/ weil sich niemand selbst absoluiren
könnte.
Hiermit stimmen auch die Protestirenden überein/
und wollen es daher beweisen/ weil die Schrifft nicht sag-
te: Wie du dir die Sünde vergiebest/ sondern welchen ihr
die Sünden vergebet a). Jch dencke aber/ diese nothwendige

Erkies-
b) Daß durch das Sacrament der Beichte keine geistliche Verwand-Geistliche
Verwand-

schafft.

schafft zu wege gebracht würde, will Lyncker ad Tit. de cognat.
spirit. q. 4.
weil die Busse kein Mittel der Wiedergeburt, sondern
der Versöhnung. Allein nach dem in voriger Note angeführten
canone wird es der Feundschafft, so durch die Tauffe geschehe, ver-
glichen, und weiß man ja, wie nach denen geistlichen Rechten durch
die Tauffe allerdings eine geistliche Verwandschafft zwischen denen
Pathen und dem Kinde gestifftet wird. Die Meinung aber ist
doch weit gescheider, wenn man saget, es werde keine Verwand-
schafft, ausser durch das Geblüte. Die geistliche Verwandschafft
wird gar improprie eine Verwandschafft genennet. Es ist ein
menschliches Erfinden, und wird gar improprie eine cognatio ge-
nennet. Vid. Gerhardus in loc. Theol. de conjug. n. 364. seq.
c) Bey denen Protestirenden siehet man niemahls bey denen Per-Jst bey denen
Protestirenden
nicht.

sonen, so sich verehlichen wollen, auf die geistliche Verwand-
schafft.
Man bedarff also in diesem Stück keine dispensation.
Allein man kan doch aus der Benennung der Beicht-Väter und
Beicht-Kinder sehen, daß wir das principium behalten, und
die conclusiones verworffen, wie man im Gegentheil auch fin-
det, daß man conclusiones heget und vertheydiget, deren prin-
cipium
wir gar nicht zulassen.
a) Dieses ist die Meynung Carpzouii Lib. II. Jurispr. consist. def. 293.Carpzovs
Meinung.

n. 16. welcher gar viele Anhänger hat. Dieser da er von der Noth-
wendigkeit, vor dem Gebrauch des H. Abendmahls, zur Beichte
zu gehen gehandelt, fähret er fort: At quomodo id fleri poterit,
si pastoralium non requirat ecclesiae ministrum: cum nemo ab-

soluere

eines gewiſſen Beicht-Vaters.
den b). Allein dieſe geiſtliche Freundſchafft wollen die Pro-
teſti
rende nicht ſo weit extendiret wiſſen c).

§. II.

Dieſe Erwehlung eines Beicht-Vaters haͤlt manWarum
man einen
Beicht-
Vater er-
wehlen ſoll.

auch darum vor noͤthig/ weil ſich niemand ſelbſt abſoluiren
koͤnnte.
Hiermit ſtimmen auch die Proteſtirenden uͤberein/
und wollen es daher beweiſen/ weil die Schrifft nicht ſag-
te: Wie du dir die Suͤnde vergiebeſt/ ſondern welchen ihr
die Suͤnden vergebet a). Jch dencke aber/ dieſe nothwendige

Erkieſ-
b) Daß durch das Sacrament der Beichte keine geiſtliche Verwand-Geiſtliche
Verwand-

ſchafft.

ſchafft zu wege gebracht wuͤrde, will Lyncker ad Tit. de cognat.
ſpirit. q. 4.
weil die Buſſe kein Mittel der Wiedergeburt, ſondern
der Verſoͤhnung. Allein nach dem in voriger Note angefuͤhrten
canone wird es der Feundſchafft, ſo durch die Tauffe geſchehe, ver-
glichen, und weiß man ja, wie nach denen geiſtlichen Rechten durch
die Tauffe allerdings eine geiſtliche Verwandſchafft zwiſchen denen
Pathen und dem Kinde geſtifftet wird. Die Meinung aber iſt
doch weit geſcheider, wenn man ſaget, es werde keine Verwand-
ſchafft, auſſer durch das Gebluͤte. Die geiſtliche Verwandſchafft
wird gar improprie eine Verwandſchafft genennet. Es iſt ein
menſchliches Erfinden, und wird gar improprie eine cognatio ge-
nennet. Vid. Gerhardus in loc. Theol. de conjug. n. 364. ſeq.
c) Bey denen Proteſtirenden ſiehet man niemahls bey denen Per-Jſt bey denen
Proteſtirenden
nicht.

ſonen, ſo ſich verehlichen wollen, auf die geiſtliche Verwand-
ſchafft.
Man bedarff alſo in dieſem Stuͤck keine diſpenſation.
Allein man kan doch aus der Benennung der Beicht-Vaͤter und
Beicht-Kinder ſehen, daß wir das principium behalten, und
die concluſiones verworffen, wie man im Gegentheil auch fin-
det, daß man concluſiones heget und vertheydiget, deren prin-
cipium
wir gar nicht zulaſſen.
a) Dieſes iſt die Meynung Carpzouii Lib. II. Jurispr. conſiſt. def. 293.Carpzovs
Meinung.

n. 16. welcher gar viele Anhaͤnger hat. Dieſer da er von der Noth-
wendigkeit, vor dem Gebrauch des H. Abendmahls, zur Beichte
zu gehen gehandelt, faͤhret er fort: At quomodo id fleri poterit,
ſi paſtoralium non requirat eccleſiæ miniſtrum: cum nemo ab-

ſoluere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0202" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">eines gewi&#x017F;&#x017F;en Beicht-Vaters.</hi></fw><lb/>
den <note place="foot" n="b)">Daß durch das Sacrament der Beichte keine gei&#x017F;tliche Verwand-<note place="right"><hi rendition="#g">Gei&#x017F;tliche<lb/>
Verwand-</hi><lb/>
&#x017F;chafft.</note><lb/>
&#x017F;chafft zu wege gebracht wu&#x0364;rde, will <hi rendition="#aq">Lyncker <hi rendition="#i">ad Tit. de cognat.<lb/>
&#x017F;pirit. q. 4.</hi></hi> weil die Bu&#x017F;&#x017F;e kein Mittel der Wiedergeburt, &#x017F;ondern<lb/>
der Ver&#x017F;o&#x0364;hnung. Allein nach dem in voriger Note angefu&#x0364;hrten<lb/><hi rendition="#aq">canone</hi> wird es der Feund&#x017F;chafft, &#x017F;o durch die Tauffe ge&#x017F;chehe, ver-<lb/>
glichen, und weiß man ja, wie nach denen gei&#x017F;tlichen Rechten durch<lb/>
die Tauffe allerdings eine gei&#x017F;tliche Verwand&#x017F;chafft zwi&#x017F;chen denen<lb/>
Pathen und dem Kinde ge&#x017F;tifftet wird. Die Meinung aber i&#x017F;t<lb/>
doch weit ge&#x017F;cheider, wenn man &#x017F;aget, es werde keine Verwand-<lb/>
&#x017F;chafft, au&#x017F;&#x017F;er durch das Geblu&#x0364;te. Die gei&#x017F;tliche Verwand&#x017F;chafft<lb/>
wird gar <hi rendition="#aq">improprie</hi> eine Verwand&#x017F;chafft genennet. Es i&#x017F;t ein<lb/>
men&#x017F;chliches Erfinden, und wird gar <hi rendition="#aq">improprie</hi> eine <hi rendition="#aq">cognatio</hi> ge-<lb/>
nennet. <hi rendition="#aq">Vid. Gerhardus <hi rendition="#i">in loc. Theol. de conjug. n. 364. &#x017F;eq.</hi></hi></note>. Allein die&#x017F;e gei&#x017F;tliche Freund&#x017F;chafft wollen die <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
te&#x017F;ti</hi>rende nicht &#x017F;o weit <hi rendition="#aq">extendi</hi>ret wi&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="c)">Bey denen <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden &#x017F;iehet man niemahls bey denen Per-<note place="right">J&#x017F;t bey denen<lb/><hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden<lb/>
nicht.</note><lb/>
&#x017F;onen, &#x017F;o &#x017F;ich verehlichen wollen, auf die <hi rendition="#fr">gei&#x017F;tliche Verwand-<lb/>
&#x017F;chafft.</hi> Man bedarff al&#x017F;o in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck keine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;pen&#x017F;ation.</hi></hi><lb/>
Allein man kan doch aus der Benennung der <hi rendition="#fr">Beicht-Va&#x0364;ter</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Beicht-Kinder</hi> &#x017F;ehen, daß wir das <hi rendition="#aq">principium</hi> behalten, und<lb/>
die <hi rendition="#aq">conclu&#x017F;iones</hi> verworffen, wie man im Gegentheil auch fin-<lb/>
det, daß man <hi rendition="#aq">conclu&#x017F;iones</hi> heget und vertheydiget, deren <hi rendition="#aq">prin-<lb/>
cipium</hi> wir gar nicht zula&#x017F;&#x017F;en.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">II.</hi></head>
            <p>Die&#x017F;e Erwehlung eines Beicht-Vaters ha&#x0364;lt man<note place="right">Warum<lb/>
man einen<lb/><hi rendition="#g">Beicht-</hi><lb/>
Vater er-<lb/>
wehlen &#x017F;oll.</note><lb/>
auch darum vor no&#x0364;thig/ <hi rendition="#fr">weil &#x017F;ich niemand &#x017F;elb&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ab&#x017F;olui</hi></hi><hi rendition="#fr">ren<lb/>
ko&#x0364;nnte.</hi> Hiermit &#x017F;timmen auch die <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden u&#x0364;berein/<lb/>
und wollen es daher bewei&#x017F;en/ weil die Schrifft nicht &#x017F;ag-<lb/>
te: Wie du dir die Su&#x0364;nde vergiebe&#x017F;t/ &#x017F;ondern welchen ihr<lb/>
die Su&#x0364;nden vergebet <note xml:id="g74" next="#g75" place="foot" n="a)">Die&#x017F;es i&#x017F;t die Meynung <hi rendition="#aq">Carpzouii <hi rendition="#i">Lib. II. Jurispr. con&#x017F;i&#x017F;t. def. 293.</hi></hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Carpzovs</hi><lb/>
Meinung.</note><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi> 16.</hi> welcher gar viele Anha&#x0364;nger hat. Die&#x017F;er da er von der Noth-<lb/>
wendigkeit, vor dem Gebrauch des H. Abendmahls, zur Beichte<lb/>
zu gehen gehandelt, fa&#x0364;hret er fort: <hi rendition="#aq">At quomodo id fleri poterit,<lb/>
&#x017F;i pa&#x017F;toralium non requirat eccle&#x017F;iæ mini&#x017F;trum: cum nemo ab-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;oluere</hi></fw></note>. Jch dencke aber/ die&#x017F;e nothwendige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erkie&#x017F;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0202] eines gewiſſen Beicht-Vaters. den b). Allein dieſe geiſtliche Freundſchafft wollen die Pro- teſtirende nicht ſo weit extendiret wiſſen c). §. II. Dieſe Erwehlung eines Beicht-Vaters haͤlt man auch darum vor noͤthig/ weil ſich niemand ſelbſt abſoluiren koͤnnte. Hiermit ſtimmen auch die Proteſtirenden uͤberein/ und wollen es daher beweiſen/ weil die Schrifft nicht ſag- te: Wie du dir die Suͤnde vergiebeſt/ ſondern welchen ihr die Suͤnden vergebet a). Jch dencke aber/ dieſe nothwendige Erkieſ- Warum man einen Beicht- Vater er- wehlen ſoll. b) Daß durch das Sacrament der Beichte keine geiſtliche Verwand- ſchafft zu wege gebracht wuͤrde, will Lyncker ad Tit. de cognat. ſpirit. q. 4. weil die Buſſe kein Mittel der Wiedergeburt, ſondern der Verſoͤhnung. Allein nach dem in voriger Note angefuͤhrten canone wird es der Feundſchafft, ſo durch die Tauffe geſchehe, ver- glichen, und weiß man ja, wie nach denen geiſtlichen Rechten durch die Tauffe allerdings eine geiſtliche Verwandſchafft zwiſchen denen Pathen und dem Kinde geſtifftet wird. Die Meinung aber iſt doch weit geſcheider, wenn man ſaget, es werde keine Verwand- ſchafft, auſſer durch das Gebluͤte. Die geiſtliche Verwandſchafft wird gar improprie eine Verwandſchafft genennet. Es iſt ein menſchliches Erfinden, und wird gar improprie eine cognatio ge- nennet. Vid. Gerhardus in loc. Theol. de conjug. n. 364. ſeq. c) Bey denen Proteſtirenden ſiehet man niemahls bey denen Per- ſonen, ſo ſich verehlichen wollen, auf die geiſtliche Verwand- ſchafft. Man bedarff alſo in dieſem Stuͤck keine diſpenſation. Allein man kan doch aus der Benennung der Beicht-Vaͤter und Beicht-Kinder ſehen, daß wir das principium behalten, und die concluſiones verworffen, wie man im Gegentheil auch fin- det, daß man concluſiones heget und vertheydiget, deren prin- cipium wir gar nicht zulaſſen. a) Dieſes iſt die Meynung Carpzouii Lib. II. Jurispr. conſiſt. def. 293. n. 16. welcher gar viele Anhaͤnger hat. Dieſer da er von der Noth- wendigkeit, vor dem Gebrauch des H. Abendmahls, zur Beichte zu gehen gehandelt, faͤhret er fort: At quomodo id fleri poterit, ſi paſtoralium non requirat eccleſiæ miniſtrum: cum nemo ab- ſoluere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/202
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/202>, abgerufen am 21.11.2024.